Zwei Kaffee, bitteEchte Freunde sind „Keule“-Wirt Hoffmann wenige geblieben

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"Die Zeit vergeht - die Erinnerung bleibt", sagt der langjährige "Keule"-Wirt Christian Hoffmann. 

"Die Zeit vergeht - die Erinnerung bleibt", sagt der langjährige "Keule"-Wirt Christian Hoffmann. 

Köln – Wenn ich während der vergangenen Jahre in der Altstadt zu tun hatte, habe ich mich oft gefragt, was ER wohl heute macht? Er, dessen Lokal lange, lange Zeit das zweite Wohnzimmer von Politikerpersönlichkeiten, Showstars und anderen Prominenten war, und der es wie kaum ein anderer verstanden hat, unterschiedlichste Menschen ins Gespräch zu bringen - und zwar so, dass diese am folgenden Tag fast immer ein Schlafdefizit zu verbuchen hatten. Als ich ihm nun auf der Breite Straße buchstäblich in die Arme laufe und die Gunst des Zufalls nutze, um ihn zum Kaffee einzuladen, erfahre ich zu meiner Verblüffung, dass er gar nicht Christian Hoffmann heißt. Nun - die, die ihn als Gastwirt erlebt haben, werden bestätigen können, dass der gebürtige Lübecker diesen norddeutschen Einschlag beim Sprechen hatte. So wurde irgendwann aus Siegfried Ludwig, seinen eigentlichen Vornamen, „Krischan“ bzw. Christian.

Wie geht es ihm? „Die Zeit vergeht, die Erinnerung bleibt“, sagt Hoffmann mit einem Lächeln. Die letzten zehn Jahre in der „Keule“ seien schlimm gewesen. „Neun Jahre eine Baustelle vor der Tür und somit keine Außengastronomie, das ist in der Altstadt tödlich!“ Als es wirtschaftlich - auch wegen der hohen Pacht - immer auswegloser wurde, habe er sich gesagt: „Du hast ja Freunde. Die werden dir schon helfen. Aber nix da“, fährt der heute 70-Jährige fort.

Die meisten hätten wahrscheinlich gedacht: „Der hat das Geld doch nur so gescheffelt!“ Von den vielen Menschen, die zwischen 1974 und 2000 mehr oder minder regelmäßig in die „Keule“ kamen, hätten sich nur wenige als echte Freunde erwiesen. Der Kunsthändler Knut Osper sei einer oder Hänneschen-Chef Heribert Malchers, mit dem er kürzlich - „zum ersten Mal seit vielen Jahren“ - wieder in der Altstadt zusammensaß.

Polit- und Showpromis gingen ein und aus

Hoffmann, der sich nach 2000 „völlig aus der Gastronomie zurückgezogen“ hat, will gar nicht leugnen, dass er goldene Jahre am Heumarkt erlebte und sagt selbstkritisch: „Ich habe mir wohl auch selber was vorgemacht in Bezug auf die Ehrlichkeit meiner Mitarbeiter.“ Dann lächelt er wieder und verweist auf sein 2006 erschienenes Buch und auf die Namen, die mit der „Institution Keule“ verbunden sind: Weltstars wie Luciano Pavarotti, Legenden wie Max Schmeling, Hollywood-Größen wie Peter Ustinov und Roger Moore; gar nicht zu reden von der Politprominenz, die aus der benachbarten Bundeshauptstadt rüberkam; wie auch Hans-Jürgen Wischnewski, der regelmäßig mit Otto Wolff von Amerongen - „Entwicklungshilfe für Schottland leistete“; sprich: Whisky trank.

Vorbei - wie auch manche der 80 Ehen, die er „gestiftet“ hat. Nach mehr als 30 Jahren Gastronomie nebst „Messerangriff der Russenmafia“ ist er nur noch selten in einer Kneipe, dafür umso öfter mit Hund „Struppi“ spazieren gehend an seinem Wohnort Königsdorf anzutreffen. „Ich denke gerne zurück, möchte es aber nicht noch einmal erleben.

Wie reagieren Menschen - was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zum Kaffee einlädt?

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