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Ausstellung zu Heiligen drei KönigenFreudenfest mit reichen Gaben

Lesezeit 5 Minuten

Kapitell aus Autun mit dem Traum der Könige (nebst Engel und Stern). Links unten: „Mohrenkönig“ aus Südtirol (15. Jh.).

Köln – Die Heiligen Drei Könige sind die stillen Stars der Stadt. Dies nicht nur, weil ihre Kronen das Kölner Wappen schmücken. Sondern auch, weil sie die Mitte der Metropole bilden: Ist der Dom der Ort, auf den alles zuläuft, so markiert der Schrein im Chor gleichsam den heißen Kern des Bauwerks. Vor allem aber hat dieses Dreigestirn der Stadt viele gute Gaben gewährt. Oberbürgermeister Jürgen Roters meint, dass das „positive Grundgefühl der Kölner“ auch mit diesen Heiligen zusammenhänge. Auf jeden Fall sind sie ein freudvolleres Symbol des Christentums, versichert Domprobst Norbert Feldhoff, als das Kreuz es ist.

Dies bekunden die beiden Repräsentanten des Weltlichen und des Kirchlichen in ihren Grußworten zur Schau „Die Heiligen Drei Könige – Mythos, Kunst und Kult“, die nun im Museum Schnütgen zu sehen ist. 850 Jahre, nachdem Erzbischof Rainald von Dassel die Gebeine aus Mailand nach Köln schaffte, widmen sich gleich zwei Ausstellungen diesem Ereignis. Während sich die Schau „Caspar Melchior Balthasar“ schon seit Juli in der Domschatzkammer der Verehrung des Trios in Köln widmet, weitet das Museum Schnütgen nun den Blick enorm.

Museumsdirektor Moritz Woelk gibt in seiner ersten großen Kölner Ausstellung, unterstützt von Stellvertreterin Manuela Beer, einen vielfältigen Überblick über Kunst und Kult im Zeichen der Könige. Bei der Vorstellung des Parcours kommt der Direktor aus dem Schwärmen kaum heraus. Von „Höhepunkt“ und „Steigerung“ ist in stetem Wechsel die Rede. Und wer sich auf die mittelalterlichen Meisterwerke einlässt, wird die Begeisterung nur teilen können. Was hier klug zusammengestellt wurde und auf grauem Grund angenehm hell ausgeleuchtet ist, ergibt ein komplexes und erlesenes Bild der mittelalterlichen Kunst – und eine famose Ausstellung.

Die Ausstellung im Museum Schnütgen in Köln (Cäcilienstraße 29-33) läuft vom 25. 10. 2014 bis 25. 1. 2015.Die Domschatzkammer zeigt parallel bis 25. 1. 2015 eine Schau zu „850 Jahre Verehrung der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom“ zu sehen. Sie läuft seit Juli. Öffnungszeiten im Museum Schnütgen: Di bis So 10-19 Uhr, Do 10-20 Uhr.Eintrittspreise: Sonderausstellung inkl. Sammlung: 10 / erm. 7 Euro. Kombiticket mit Domschatzkammer: 12 / erm. 8 Euro. Freier Eintritt für Kinder und Schüler. Katalog: 39 Euro. Es gibt auch eine englischsprachige Ausgabe.Unterstützt wird die Ausstellung u. a. von der Rheinenergie, der Sparkasse, der Kreissparkasse, der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, der Ludwig Stiftung, der Sal. Oppenheim Stiftung, der Kunststiftung NRW und der Kulturstiftung der Länder. (ksta)

„Was wir alles bekommen haben, ist so unglaublich, dass wir uns das auch nicht recht erklären können.“ sagt Woelk. Das gilt gewiss für das Kalkstein-Kapitell aus der Kathedrale von Autun, das den „Traum der Könige“ zeigt und noch nie ausgestellt wurde. Es gilt für eine Schwarze Madonna aus Brünn, die in Neapel entstanden ist und der besondere Kräfte zugesprochen werden. Es gilt für vieles mehr.

Dann kann Woelk natürlich doch noch die Großzügigkeit der Leihgeber erklären. Das Renommee des Museums, sagt er, sei größer als manche meinen. Und er verweist auf einen seiner Vorgänger, auf Anton Legner, der mit der großen Parler-Schau Ende der 70er Jahre das Haus in die internationale Mittelalter-Liga katapultiert habe.

Erst im Mittelalter kamen die Kronen

Gold, Elfenbein, Marmor, Leinwand und Pergament künden jetzt von einer Legende, die so recht erst in Köln entstanden ist. Weil vieles historisch ungesichert ist, gibt es zahlreiche Varianten in der künstlerischen Überlieferung. Mal werden die Heiligen bei Jesu Geburt in Bethlehem porträtiert – getreu dem Matthäus-Evangelium, das hier in einer Regensburger Bibel aus dem 9. Jahrhundert nachzulesen ist. Mal eilen sie mit Gold, Weihrauch und Myrrhe herbei, als das Kind schon zwei Jahre alt ist, wie es im Pseudo-Matthäus geschrieben steht. Da sieht man Jesus so ernst wie munter aufrecht sitzend Segen spendend.

Die drei Kronen trugen die Heiligen auch nicht von Anfang an. Das bezeugt zumal das älteste Exponat: eine erstaunlich schwungvolle Darstellung des herbeistürmenden Trios, eingeritzt auf einer Marmorplatte im frühen 4. Jahrhundert. Zunächst zogen sie als Weise oder Magier durch die Kulturgeschichte und trugen einfache Zipfelmützen. Erst im Mittelalter wurden die Heiligen auf eine Standes-Stufe mit den Herrschern gestellt. Das passte ins monarchische Konzept. Schließlich zählten die Weisen zu den ersten (heidnischen) Zeugen der Menschwerdung Gottes. Zudem verstanden sich die deutschen Könige als mindestens so spendabel wie diese.

Dass dann einer der Heiligen zu einem dunkelhäutigen Herrscher mutierte, hat sich auch erst im späten Mittelalter durchgesetzt. Die Begeisterung für alles Exotische, alles Fremde hat bei der Erfindung des „Mohrenkönigs“, wie er etwa in einer Holzplastik aus Südtirol zu sehen ist, offenbar eine Rolle gespielt. Auch entsprach die Entwicklung dem Wunsch, das Trio möge den ganzen Erdkreis repräsentieren.

Mit den Heiligen konnte Politik gemacht werden. Auch Haushaltspolitik. Eine hochmittelalterliche Handschrift, die in Den Haag aufbewahrt wird, beschreibt die Bescherung von 1164: „Seit der Zeit begann Köln mehr zuzunehmen an Ruf und an Ruhm, so dass bis heute, von dem lieblichen Duft der Heiligen Drei Könige angezogen und erquickt, von den Inseln des Meeres und aus den verschiedensten Weltgegenden die Gläubigen nicht ablassen zusammenzuströmen.“ Pilger und Touristen – sie sind ein schöner Wirtschaftsfaktor.

Natürlich befindet sich das spektakulärste Kunstwerk zum Thema ein paar Meter entfernt vom großen Ausstellungssaal – im Dom zu Köln. Gleichwohl lohnt sich nun mehr denn je ein Besuch des Museum Schnütgen. Es bietet mit dieser herausragenden Schau, mit Klarheit und Klasse und einer Vielfalt, die nicht erdrückt, eine nationale Attraktion. Ein Stern am Kölner Ausstellungshimmel.