Die Schweizer Musiker Faber, Dino Brandão und Sophie Hunger haben auf Schweizerdeutsch gemeinsam ein Album über die Liebe gemacht. Beim Konzert versteht man daher längst nicht jedes Wort - und doch irgendwie alles.
Brandão Faber HungerNie klang Schweizerdeutsch schöner

Faber, Dino Brandão, Sophie Hunger (v.l.) live in der Kulturkirche in Köln.
Copyright: Thilo Schmülgen
Muss man einen Menschen mögen, um ihn zu lieben? Diese Frage trieb Sophie Hunger am Dienstag im Taxi auf dem Weg zu ihrem Konzert in die Kulturkirche in Nippes um. Eine Antwort habe sie nicht gefunden. Ihre Musiker-Kollegen waren da entschiedener. „Ich glaube nicht“, sagt Dino Brandão. Und Faber stellt fest, er habe die, die er liebte, bisher eher nicht gemocht. „Daran arbeite ich aber.“
Ein ganzes Album haben die drei Schweizer über die Liebe gemacht, über jenes Gefühl also, das uns alle umtreibt und das schwerer in Worte zu fassen ist als alle anderen. „Ich liebe dich“ heißt ihr gemeinsames Werk dann auch so schlicht wie sendungsbewusst.
Und wenn es schon schwer ist, die richtigen Worte zu finden, dann versucht man es am besten in seiner Muttersprache. Und so haben die drei die Texte auf Schweizerdeutsch verfasst. Und konnten es gar nicht glauben, dass sie damit auch so viele Deutsche erreichen. Die Kulturkirche jedenfalls ist an drei aufeinanderfolgenden Tagen ausverkauft.
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Zurückhaltend arrangierte Lieder
Sie bietet den perfekten Rahmen für dieses intime Konzert. Ein goldener Vorhang, ein paar Scheinwerfer, davor drei Stühle. Mehr braucht es nicht. Am Klavier (Hunger) und sonst an der Gitarre begleiteten sie sich, manche Passagen kamen auch ganz ohne Instrumente aus.
Man muss nicht jedes Wort dieser zarten, zurückhaltend arrangierten Lieder verstehen, um doch in jedem Moment zu wissen, was sie sagen wollen. Ihre Songs sind entstanden während der ersten Phase der Corona-Pandemie, als Musiker keine Konzerte mehr spielen konnten und mit Existenzängsten kämpften.
Eine große Unsicherheit und Sehnsucht scheint dann auch durch alle Stücke durch, auch wenn die Herangehensweisen an das Thema so unterschiedlich sind wie die Charaktere, die sich hier zusammengeschlossen haben.
Faber mit tiefer Stimme, die so gar nicht zu dem Jungs-Gesicht passt, versucht es mit Verdrängung im Selbstoptimierungs-Song „Mega Happy“: „Ich ha probiert mich Sälber z′si / Ich ha gmerkt ich bin es Arschloch / Jetzt wo ich en Andere bi / Bini eifach meega Happy“ Aber zart kann er auch. „Ich ha Angst vor em Tod doch vom Läbe no meh / Hätt ich öpis z′büüte wür ich′s der geh“, singt er in „Ich liebe dich, Faber“.
Sie holen das Beste aus sich und den anderen heraus
Sophie Hunger ist klarer, erwachsener, weniger selbstmitleidig. In „Ich liebe dich, Sophie“ klingt das so: „Möged d′Alpe sich geniere / Möged d'Ratte ois regiere / Mögd ich mini Stimm verlüre / Es wär ganz schlimm und doch wärs glich / Ich liebe Dich“
Dino Brandão, in Deutschland weitgehend unbekannt, ist eine echte Entdeckung. Ihm kommen die drei berühmten Worte in „Ich liebe dich, Dino“ gar nicht erst über die Lippen. In höchste Höhen klettert seine Stimme mühelos, ergänzt die anderen beiden Stimmen perfekt.
Überhaupt holen hier alle Drei das Beste aus sich und den anderen heraus. Und die Liebe des Publikums ist ihnen an diesem Abend sicher. Das ist doch auch schon mal was.