2023 wurde die Einrichtung einer städtischen Tanzkompanie beschlossen. Der Wirtschaftsplan der Bühnen schlägt vor, das noch einmal zu verschieben.
SparzwangIst das schon das Aus für den Tanz an Städtischen Bühnen in Köln?


Szene aus dem letzten Tanz-Gastspiel der Choreografin Sharon Eyal, „Into the Hairy“, im Depot 1
Copyright: Katerina Jebb
Was haben wir uns gefreut: Köln wird wieder Tanzstadt! So hatte es der Rat im Juni des vergangenen Jahres beschlossen. Die Leitung einer eigenen städtischen Kompanie wurde ausgeschrieben, ab Herbst 2025 sollte im Depot 1 ein festes Ensemble tanzen. Fast 30 Jahre, nachdem die Sparte der Städtischen Bühnen damaligen Sparzwängen zum Opfer gefallen war.
Das war nicht zu viel verlangt für die viertgrößte Stadt Deutschlands. Wuppertal hat eine städtische Tanztruppe, ebenso wie Braunschweig. In Nürnberg freut man sich über Richard Siegal als Tanzchef, den man in Köln ziehen ließ. Es ging beim Wunsch nach einer Kölner Kompanie auch nicht einfach um lokalpolitisches Anspruchsdenken. Die Nachfrage aus der Bürgerschaft ist kontinuierlich hoch. Ob es Siegals dem Schauspiel angegliedertes Ballet of Difference war oder ob es die hochkarätigen internationalen Gastspiele in Depot und Staatenhaus weiterhin sind: Tanzvorstellungen, die die Stadt ihren Bürgern anbietet, sorgen zuverlässig für ausverkaufte Häuser.
Die gestiegenen Sanierungskosten für Oper und Schauspiel müssen irgendwo eingespart werden
Und jetzt das: Der am Dienstagnachmittag im Kulturausschuss vorgestellte Wirtschaftsplan der Bühnen stellt trocken fest: „Der Takt der Baustelle bestimmt die Realität des Spielbetriebs.“ Gemeint ist natürlich die Endlossanierung am Offenbachplatz. Dieser Einsicht kann man schlecht widersprechen. Ebenso wenig wie der Einschätzung, dass Oper und Schauspiel nicht vor der Spielzeit 2026/27 in die Innenstadt zurückzukehren werden. Oder der Tatsache, dass das Defizit infolge der gestiegenen Sanierungskosten an irgendeiner Stelle wieder reingeholt werden muss.
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Die im Wirtschaftsplan angeregten Konsolidierungsmaßnahmen tun dennoch weh. Weniger die Idee, dass sich Schauspiel und Freier Tanz ab 2026 das Depot 1 teilen könnten, weil das Depot 2 an einen kommerziellen Kulturunternehmer untervermietet werden soll, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Aber ihre Konsequenz schmerzt: Eigentlich wollte im großen Depot doch die neue Kompanie tanzen. Jetzt soll die Einrichtung einer städtischen Tanzsparte drei Jahre auf 2028 verschoben werden.
Womit wir wieder im Jahr 1996 gelandet wären: der wichtige Stellenwert in der Kölner Kultur, den Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker gerade noch dem Tanz bescheinigt hatte, liegt einmal mehr in seinem Einsparungspotenzial. Es ist Kunst, also kann es auch weg. Fiskalische Vernunft ist das eine, Erfahrungswerte das andere: Die besagen, dass große Kölner Versprechungen leider allzu selten eingelöst werden.