„Hart aber fair“„Gehe davon aus, dass Putin die Atomwaffen alleine kontrolliert“

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Gerhart Baum, Rechtsanwalt, ehem. FDP-Bundesinnenminister (1978- 1982)

Köln – Putins Krieg oder Krieg der Russen: Wie weiterleben mit diesen Nachbarn? Darüber diskutierte eine „nachdenkliche Runde“, wie Moderator Frank Plasberg die Debatte zusammenfasste.

  • Narina Karitzky
  • Marina Weisband
  • Gerhart Baum
  • Michel Friedman
  • Stefan Creuzberger

Viel schwierigere und komplexere Fragen hätte er aber auch nicht stellen können: Liegt Grausamkeit in der russischen Mentalität? Warum ist die russische Kriegspropaganda so wirksam? Können wir Putin mit Hitler vergleichen? Darüber könnte man dicke Bücher schreiben und so musste es beim bloßen Anreißen dieser Themen bleiben.

Marina Weisband erklärte überzeugend, warum die russische Propaganda so erfolgreich ist: Weil die Russen sie gerne glauben wollen, um sich auf der Seite der Guten zu wähnen. Der Westen gelte als „dekadent, schwul und drogenabhängig“ – da distanziere man sich nur zu gerne und glaube noch nicht mal den eigenen Verwandten, die durchaus anderes zu berichten wissen.

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Entschieden sprach sich Marina Weisband für deutsches Engagement im Krieg aus: „Es gibt in einer solchen Situation keine Neutralität. Wenn du nichts tust, bist du auf der Seite des Aggressors, weil du Unterdrückung erlaubst.“ 

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Stefan Creuzberger relativierte eine Umfrage, die Moderator Frank Plasberg präsentiert hatte: „Ein Kriegsziel hat Putin sicher erreicht, er ist beliebter geworden. Aktuell 82 Prozent der Menschen in Russland unterstützen seine Politik“. „Solche Umfragen sind für mich nicht repräsentativ“, sagte der Historiker: „Bekanntlich ist das erste Opfer des Krieges immer die Wahrheit.“ Creuzberger sprach sich dafür aus, die deutsche Debatte zu versachlichen, die auf der einen Seite „Russland- und Putinversteher“ verspottet und auf der anderen Seite nur Kriegstreiber sieht. 

Michel Friedman verwehrte sich dagegen, von „den“ Russen oder „der“ russischen Mentalität zu sprechen. „Es ist das größte Land der Welt, eine heterogene Gesellschaft.“

Er erinnerte daran, dass der Krieg schon 2014 mit der Annexion der Krim begonnen habe: „Wir wollten nur nichts damit zu tun haben und haben die Augen davor verschlossen.“ Nun werde der Kampf zwischen Diktatur und Demokratie mitten in Europa ausgehandelt. 

Gerhart Baum zeigte sich zutiefst beunruhigt: „Die Weltordnung des Völkerrechts seit 1945 gerät gerade ins Wanken. Hier greift ein Staat die gesamte Völkerrechtsordnung an und droht uns mit Atomwaffen.“ Mit Putin könne es keinen Frieden geben: „Er wird immer weiter machen. Wer kontrolliert eigentlich Putin? Ich gehe davon aus, dass er die Atomwaffen alleine kontrolliert. Wir müssen Russland vor Putin bewahren. Ich habe Sorge dass Atomwaffen eingesetzt werden. Es ist eine Situation die nicht ohne weiteres beherrschbar ist.“

Narina Karitzky berichtete davon, wie sich die russische Propaganda in den letzten acht Jahren perfektioniert hat. Es gebe Berichterstattung mit „vielen ausdrucksvollen Bildern, Augenzeugen, Expertenmeinungen. Das Bildmaterial aus dem Westen wird wie vor Gericht untersucht und widerlegt.“

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