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Neuer Direktor von Kolumba„Unsere Zeiten sind fast schon post-demokratisch“

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Marc Steinmann schaut in die Kamera.

Marc Steinmann

Marc Steinmann übernimmt das Museum Kolumba in Köln. Bei seiner Vorstellung betonte er die Bedeutung des katholischen Menschenbilds.

Kontinuität und Innovation, unter dieses Motto hatte das Kölner Erzbistum den Wechsel an der Spitze seines Museums Kolumba gestellt. Allerdings wurde bei der offiziellen Vorstellung des neuen Leiters Marc Steinmann deutlich, dass die Betonung auf der Fortführung des Alten liegt. Alles andere wäre nach den rühmenden Worten, mit denen Generalvikar Guido Assmann den in den Ruhestand scheidenden Direktor Stefan Kraus verabschiedete, auch verwunderlich gewesen – trotz des zuletzt gekürzten Museumsbudgets ist Kolumba für das Erzbistum offenbar eine Erfolgsgeschichte.

Auch Marc Steinmann betonte, dass Kolumba unter ihm das von Kraus geprägte „Museum der Nachdenklichkeit“ bleiben werde – an dessen Profilierung Steinmann ohnehin seit 2012 als stellvertretender Leiter beteiligt ist. Zu diesem Profil gehören die „Langsamkeit“ einer jährlich wechselnden Sammlungspräsentation und der Anspruch, so Steinmann, das katholische Menschenbild gerade gegen die jüngsten Entwicklungen der Moderne in Stellung zu bringen. „Unsere Zeiten sind fast schon post-demokratisch zu nennen.“

Ich wollte da nicht hin, denn die machten komische Dinge
Marc Steinmann, designierter Leiter von Kolumba über das Museum

„Luft nach oben“ sieht Steinmann bei Kolumba vor allem bei den Besucherzahlen und der Barrierefreiheit – allerdings ist mit ihm weder mit einer Popularisierung des Hauses noch mit Umbauten der preisgekrönten Architektur zu rechnen. „Ich werde keine Schwellen schleifen“, so Steinmann, was auf die angeblichen Stolperfallen im von Peter Zumthor entworfenen Museum gemünzt war, aber ebenso für die Vermittlungsarbeit gilt. Niederschwelliger solle Kolumba vor allem durch die persönliche Zuwendung bei Führungen werden – auch dies ist eine Maxime, der das Haus bereits seit Jahren folgt.

Bevor er ans Kolumba wechselte, so Steinmann, habe er als Führer „durch, im und unter dem Dom“ Erfahrungen gesammelt, die ihn auch als Kolumba-Kurator prägten; so betreut er die verschiedenen Schulprojekte des Kunstmuseums. Eigentlich habe er eine Karriere in der Denkmalpflege angestrebt und erst gezögert, als ihm eine Stelle am Kolumba angeboten wurde. „Ich wollte da nicht hin, denn die machten komische Dinge. Aber ich bin offenbar reingewachsen.“ In der Übergangsphase sei ihm aufgegangen, dass er die „Schlüssel zu den beiden schönsten Kölner Gebäuden in der Tasche trage“.

Das kleine Kuratorenteam wird 2026 weiter schrumpfen

Zu den komischen Dingen zählte Steinmann, ein Museum mit dem Anspruch von Kolumba mit einem derart kleinen Team zu führen. „Ich würde Kolumba heute so nicht mehr eröffnen“, sagte Steinmann. Allerdings wird das Team unter seiner Leitung mitnichten wachsen – seine eigene Stelle wird nicht nachbesetzt, weshalb die kuratorische Leitung ab 2026 lediglich aus ihm, Barbara von Flüe und einem Volontär besteht. Immerhin sagte Generalvikar Assmann zu, das Budget des Museums werde 2026 nicht weiter gekürzt.

Wie Kraus glaubt auch Steinmann nicht an langfristige Pläne, sondern daran, die eigene Arbeit ständig auf den Prüfstand zu stellen und „im Prozess zu bleiben“. Als Anker gebe es auch weiterhin den 15. September jeden Jahres als Beginn der neuen Sammlungspräsentation. Wie oft diese durch Kooperationen mit anderen Museen erweitert werde, wollte Steinmann nicht voraussagen; als Projektleiter war er maßgeblich an der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum MiQua und dem Römisch-Germanischen Museum beteiligt.

Am 1. Januar 2026 tritt Marc Steinmann seine neue Stellung an, begleitet von Vorschusslorbeeren seines Vorgängers: Steinmann sei die „die beste Wahl und die erste Wahl“, so Stefan Kraus. Sein Vertrag läuft unbefristet, betonte Steinmann, aber auch bei ihm, geboren 1965, ist der Ruhestand nicht mehr allzu weit entfernt. Voraussichtlich in fünf Jahren stellt sich dem Kölner Erzbistum wieder die Frage: Wie viel Innovation verträgt und braucht die Kontinuität?