DirektorKaiser verlässt Museum Ludwig

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Philipp Kaiser verlässt das Museum Ludwig.

Philipp Kaiser verlässt das Museum Ludwig.

Köln – Am Mittwochvormittag konnte man noch den Eindruck haben, es sei Alltag am Kölner Museum Ludwig. Philipp Kaiser stellte bei einem Pressetermin mit den Kölner Verkehrs-Betrieben einen von der amerikanischen Künstlerin Barbara Kruger mit Folien gestalteten Linienbus vor und wirkte dabei zwar etwas verfroren, aber keinesfalls angegriffen. Am Nachmittag ist dann alles anders: Die Stadt Köln gibt per E-Mail bekannt, dass Philipp Kaiser, seit 1. November 2012 Direktor des Museums Ludwig, Ende Februar 2014 aus dem Amt scheidet.

„Wegen seiner privaten familiären Situation“, heißt es in der Presse-Information mit der laufenden Nummer 1647, „sieht sich Dr. Philipp Kaiser gezwungen, sein Amt niederzulegen.“ Kaiser selbst wird mit folgenden Worten zitiert: „Ich bedauere diesen Schritt außerordentlich, weil ich zum einen erst seit kurzer Zeit in Köln tätig bin und zum anderen Presse und Öffentlichkeit unsere Museumsarbeit als großen Erfolg werten. Das Museum Ludwig mit seiner einzigartigen Sammlung, seinem exzellenten internationalen Ruf und seinen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedeutet mir viel.“

Zurück in die USA

Dieser Zeitung sagte Kaiser: „Bitte glauben Sie mir, die Entscheidung fiel mir auf keinen Fall leicht, und ich bedauere den Schritt, doch leider sehe ich keine Alternative.“ Dem Vernehmen nach kehrt Kaiser, der vor seinem Engagement am Museum Ludwig in Los Angeles tätig war, in die USA zurück, weil seine Ehefrau und seine beiden Töchter in Köln nicht heimisch wurden.

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Kaisers Entscheidung kam offenbar für alle Beteiligten und auch für die Mitarbeiter des Museums Ludwig völlig überraschend. Am Nachmittag erläuterte er seine Gründe auf einer Mitarbeiterversammlung und hinterließ eine geschockte Belegschaft. Die Kölner Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, sie habe erst am Mittwochmorgen von Kaisers Entschluss erfahren. Sie bedauere den Schritt sehr, so Laugwitz-Aulbach. „Kaiser hat hier erfolgreich gearbeitet.“ Nun werde sie die Suche nach einem Nachfolger beginnen, in der Übergangsphase soll Kaiser der Stadt beratend zur Seite stehen.

Zeit dafür ist durchaus genug, denn auf die für nächstes Jahr geplanten Ausstellungen hat Kaisers Abgang keine Auswirkungen. Sowohl die große Pierre-Huyghe-Retrospektive im April als auch die Neupräsentation der Pop-Art-Sammlung können wie geplant stattfinden; das Gleiche gilt für die gemeinsam mit dem Museum of Modern Art erarbeitete Sigmar-Polke-Retrospektive, die im Frühjahr 2015 im Museum Ludwig zu sehen sein wird.

Für das Museum Ludwig ist der Rücktritt Philipp Kaisers trotzdem ein schwerer Schlag. Kaiser sollte nach der Ägide von Kasper König einen Generationswechsel an der Spitze eines der wichtigsten Museen Deutschlands einleiten; seiner Nominierung war eine lange Suche vorausgegangen, König selbst hatte Kaiser auf die Liste möglicher Nachfolger gesetzt. Und tatsächlich ließ sich Kaisers Direktion sehr vielversprechend an. Schon nach wenigen Wochen im Amt schien er in Köln angekommen zu sein, was in diesem Fall auch heißt, dass er sich an der Kölner Verwaltung rieb. Kaiser beklagte bürokratische Gängeleien, setzte Akzente in der Diskussion um die Eigenständigkeit der Kölner Museen, warf sich für den Erhalt der Kunst- und Museumsbibliothek in die Bresche und plädierte gemeinsam mit Philharmonie-Chef Louwrens Langevoort für eine ansprechende Umgestaltung des Kurt-Hackenberg-Platzes.

Auch in der Museumsarbeit hat Kaiser Erfolge vorzuweisen. Insbesondere die Neupräsentation der Sammlung „Not yet titled“ erfüllte die Hoffnung auf einen frischen Blick auf die Kunst im Allgemeinen und auf die eigenen Bestände im Besonderen; in der Frage der im Museum Ludwig liegenden NS-Raubkunst (siehe unseren Bericht auf Seite 23) agiert Kaiser ebenfalls umsichtig und geschickt. Seit Mittwoch weiß man, dass er diese Arbeit in Köln nicht wird fortsetzen können.

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