„Hart aber fair“„Greta hat Klima nicht geschützt, sondern nur weniger zerstört“

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haf Klima Runde

  • „Welt im Klimawandel: Wieviel können wir selbst tun?“, fragte Frank Plasberg am Montagabend.
  • Zu Gast waren Boris Palmer (Grüne), Janine Steeger (Autorin), Alexander Graf Lambsdorff (FDP), Marie-Luise Wolff (Verbandspräsidentin der Energiewirtschaft) und Michael Braungart (Chemiker).

Wie viel wir selbst tun können, dazu hatte einer von Frank Plasbergs Gästen, Michael Braungart, Gründer des Umweltforschungsinstituts Epea, eine deutliche Meinung. „Greta hat das Klima nicht geschützt, weil sie mit dem Zug gefahren ist. Sie hat es nur weniger zerstört“, sagte der Chemiker. „Wir kommen nicht weiter, wenn wir nur weniger vom Falschen tun.“

Braungarts These: Klimaneutral zu sein, hilft nicht weiter. Jeder müsse versuchen, klimapositiv zu sein. Moderator Frank Plasberg konnte Braungarts angeregten Monolog kaum bremsen.

Gegenwind für Braungart aus der Runde

Die Runde war im Bezug auf den Beitrag eines jeden Einzelnen deutlich anderer Meinung. Janine Steeger, die selbst seit vielen Jahren auf ein Auto verzichtet, betonte, dass jeder einen Beitrag leisten könne. Ihr Plädoyer: „Mein Wechsel hat dazu beigetragen, dass sich mein Leben verbessert hat. Es ist kein Verzicht“, sagte die Autorin eines Buches zum Eigenbeitrag im Klimaschutz. 

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Ähnlich sah es Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen. Auch der Grünen-Politiker sprach sich für einen Verzicht auf Autos aus. „Wenn ich im Stadtzentrum nur Platz für eins habe, entweder Autos oder Fahrräder, dann hat das Fahrrad ganz klar Vorrang“, sagte er.

Der Kieler Ozeanologe Mojib Latif pflichtete bei: „Wir reden immer über Verzicht. Ich kann es nicht mehr hören. Wir haben doch schon gehört, dass man ganz viel gewinnen kann. Eine autofreie Innenstadt? Die ist ruhig, die hat gute Luft, Menschen können sich begegnen.“

Einzig der FDP-Bundestagsfraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff sah das Thema etwas anders. „Wir können uns ein bisschen besoffen reden, dass es kein Verzicht ist. Wenn wir eine autofreie Innenstadt wollen, dann haben wir das schon. Das nennt sich Fußgängerzone“, sagte er. „Seien wir ehrlich: Wenn man vegetarisch isst, verzichtet man auf Fleisch. Wenn man entschleunigt, kann man manche Termine nicht wahrnehmen.“

Verringerter Fleischkonsum hilft

Gegen Ende der Sendung rückten die Themenfelder Ernährung und Landwirtschaft noch einmal in den Fokus. Kann verringerter Fleischkonsum helfen? Ja, da war sich die Runde einig.

Latif betonte in diesem Zusammenhang, dass es jedoch nicht nur ums Klima gehe. Auch für die Gesundheit sei es ein Vorteil, weniger Fleisch zu essen. Und: „Es kann nicht angehen, dass wir 30 Prozent aller Lebensmittel wegschmeißen. Fangen wir doch erstmal da an!“

Doch nicht nur Fleischkonsum hat Einfluss auf das Klima. Ein Einspieler stellte heraus, dass auch Milchprodukte schlecht für das Klima sind. Der Grund: Kühe stoßen enorm viel Metan aus.

Einigkeit herrschte in der Runde schließlich bei der Herangehensweise. Es dürfe nicht zu viel missioniert werden, hieß es. „Wir kommen nur dann ans Ziel, wenn wir Systeme umstellen“, sagte Palmer.

Sogar die FDP für Windenergie

Latif betonte, dass Deutschland zwar nur für zwei Prozent des weltweiten Ausstoßes von CO2 verantwortlich sei, zeitgleich aber auch nur für ein Prozent der Weltbevölkerung. „Wie will man auf internationalen Konferenzen glaubwürdig sein, wenn man selbst nicht das macht, was wichtig ist? Wenn wir nicht tun, was wir von anderen erwarten, zeigen die uns die lange Nase“, sagte er.

Marie-Luise Wolff, Präsidentin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, ordnete ein: „Wir haben neun Tonnen CO2-Fußabdruck pro Person, China hat sieben.“

Der Konsens der Runde am Ende: Es geht nur, wenn Deutschland seine Technologien exportiert und anderen Ländern vormacht, wie es gehen kann. Alle Gäste betonten, dass sie mit einem positiven Gefühl aus der Sendung gingen. Und Wolff freute sich abschließend darüber, „dass selbst die FDP für Windenergie ist“.

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