Filmproduzent Andreas Klein„Das Geschäft ist schnelllebig“

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The Expandables 3: Gruppenbild mit Dame (hinten rechts): Die Expandables mit Sylvester Stallone (vorne rechts) als Anführer.

The Expandables 3: Gruppenbild mit Dame (hinten rechts): Die Expandables mit Sylvester Stallone (vorne rechts) als Anführer.

Köln – Herr Klein, Ihre Kölner Wurzeln, das sagen Sie oft, sind Ihnen sehr wichtig. Warum?

Ich war ja lange Zeit in Amerika, und dann zurück zu kommen, das beschreibe ich gerne so: Man hat in der Großstadt studiert – und muss dann wieder zurück aufs Land. Oder - vom sonnigen Hollywood zurück an den Rhein. Aber: Dieses Gefühl, hierhin zu gehören ist mir erst durch mein Leben im Ausland so deutlich bewusst geworden. Ich weiß: Hier gehöre ich hin, ich bin ´ne kölsche Jung. Köln hat kein schönes Stadtbild, hat nicht den Glanz von Hollywood. Aber: Kölns Schönheit zeigt sich in der Mentalität der Menschen. Die Menschen hier sind offen, sie sind lebensfroh und kreativ. Alles Eigenschaften, die mir in Hollywood sehr geholfen haben. Köln ist eine Stadt für junge und jung gebliebene Menschen.

Apropos jung. Das Internet hat unser Leben umgekrempelt. Wie wirkt es sich auf Ihre Arbeit aus?

Ich habe zwei Perspektiven. Zum einen sind wir seit mehr als 40 Jahren in der Medienbranche etabliert. Seit 15 Jahren sind wir darüber hinaus an der Börse und ich bin der Vorstandsvorsitzende dieses Wirtschaftsunternehmens. In dieser Eigenschaft bin ich Kaufmann, der solche Entwicklungen analytisch betrachtet. Auf der anderen Seite bin ich mit Leib und Seele Filmmann. In beiden Fällen ist es so, dass der technische Fortschritt eine Herausforderung darstellt, aber kein Hindernis, sondern eine Bereicherung des Bewährten. Das heißt: Wir nutzen die Chancen, die das Internet uns und dem Film bietet.

Aber was heißt das konkret, wenn Ihr 16-jähriger Sohn eigentlich nur noch vor dem Laptop sitzt?

Ich muss einen Weg finden, einen Film ins Kino zu bringen und darüber eine Emotion zu erzeugen, die meinen Sohn dazu bringt, später im Internet aus diesem unendlichen Raum genau diesen Film herauszufischen.

Kommen wir mal auf die „Expendables“ zu sprechen. Diese Filmreihe vertreiben Sie im deutschsprachigen Europa , und Sie haben die Stars zur Premiere nach Köln geholt. Kennen Sie die alle persönlich?

Na klar. Ich habe fünf Jahre in Los Angeles gelebt, und war vorher schon dort – ich kenne sie alle, weil ich entweder Filme mit ihnen gemacht habe oder weil ich mit ihnen über Filmstoffe gesprochen habe. Sylvester Stallone habe ich einmal sonntags in seiner Villa in Hollywood besucht. Der kam gerade aus seiner Mucki-Bude, Handtuch über der Schulter, schön verschwitzt.

Andreas R. Klein ist Vorstandsvorsitzender der Splendid Medien AG und verantwortlich für das Ressort Lizenzen und Strategie. 1980 trat er in das von seinem Vater Albert E. Klein 1974 gegründete Unternehmen ein und baute die Bereiche Home Entertainment und Postproduktion auf. Der Vater betrieb auch das ehemalige „Broadway“-Kino in der Kölner Ehrenstraße; hier hat der Sohn Eintrittskarten abgerissen.

„Traffic“ mit Michael Douglas und Martin Scorseses „Gangs of New York“ mit Leonardo DiCaprio sind zwei von Andreas R. Kleins erfolgreichsten Produktionen. Außerdem ist er an dem Mehrteiler „The Expendables“ mit seinem All-Star-Ensemble aus Sylvester Stallone, Wesley Snipes und anderen beteiligt. Zur Deutschlandpremiere hat er Film und Team nach Köln geholt.

„Systemfehler – Wenn Inge tanzt“, eine von Klein produzierte Arthouse-Komödie um eine Punkrockband, läuft am Dienstag, 25. November, um 10.15 Uhr im Odeon sowie am Mittwoch um 10 und um 15 Uhr im Cinenova auf dem Kölner Kinderfilmfest „Cinepänz“.

Was für ein Typ ist Stallone?

Es gibt in Hollywood so viele Stars, die zwar reich und berühmt geworden sind, aber sich nicht weiterentwickelt haben. Leute, die so sehr mit sich selbst beschäftigt sind, dass man wirklich nicht gerne mit ihnen zusammen sein möchte. Dass Sylvester Stallone in der Lage war, so einen Film wie „Expendables“ zu machen, mit dieser beispiellosen Besetzung, hängt damit zusammen, dass er vollkommen anders ist. Er ist ja nicht nur Schauspieler, sondern auch Regisseur und Produzent. Man zollt ihm immensen Respekt. Er ist ein Papst in der Filmindustrie.

Und er ist geschäftstüchtig.

Das kann man wohl sagen. Stallone hat mich zu einem eigenen Raum geführt, vier mal fünf Meter, da hat er all seine Merchandising-Produkte gesammelt, kleine Rocky-Figuren und so weiter. „Damit verdiene ich jedes Jahr viel Geld extra.“ Er ist nicht nur an Kunst interessiert und malt selbst, sondern ist auch an vielen Firmen beteiligt und besitzt als Produzent die Rechte an seinen Geschichten. Ein sehr cleverer, smarter Mann, davon gibt’s nur wenige.

Wen noch?

Antonio Banderas zum Beispiel – man hat das Gefühl, ihn schon ewig zu kennen, wenn man ihn trifft. Ein Europäer, ein Spanier, daran liegt das wahrscheinlich. Oder Michael Douglas, der nicht nur einer der größten Schauspieler, sondern auch Produzent ist. Ein smarter Kaufmann, ein ausgebuffter Typ.

Wie fanden Ihre „Expendables“ Köln? Den Film haben Sie im „Residenz – Astor Filmlounge“ gezeigt. Ein Luxuskino, das allerdings nicht viele Plätze hat.

Das war ganz schön mutig von mir. Sie müssen sich vorstellen, dass die Jungs davor in London waren, in einem Kino mit mehr als 1000 Plätzen. Aber sie waren begeistert. Für meine Begriffe steht das renovierte „Residenz“ für eine Kinokultur, an die wir anknüpfen müssen. In diesem Rahmen hat Kino eine Zukunft, als Gemeinschaftserlebnis, mit einem tollen Sound und als Ort, an dem man sich wohl fühlt. Und Köln als Premierenstadt für die „Expendables“ war perfekt. Klar, alle wollen nach Berlin, aber da sind Sie nur einer unter vielen. Für uns als Kölner Unternehmen war es ganz klar, dass wir diese Filmpremiere hier machen mussten.

Nun sind die „Expendables“ vor allem in Amerika gefloppt …

… was unter anderem daran lag, dass der Film vor Kinostart bereits im Internet kursierte. Hier im deutschsprachigen Europa hat „Expendables 3“ aber solide Besucherzahlen gebracht – 860000 in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Auch der zweite Teil von „Sin City“, an dem Sie beteiligt waren, ist weit hinter den Erwartungen zurück geblieben. Welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?

„Splendid“ steht eigentlich für „male oriented“, also für Filme, die vor allem auf ein männliches Publikum zielen. Wir verstärken uns aber mehr und mehr um Filme für ein breiteres Publikum. Dafür steht zum Beispiel. „St. Vincent“ mit Bill Murray, den wir nächstes Jahr ins Kino bringen. Oder unsere Produktion „Systemfehler – Wenn Inge tanzt“ . Ich bin seit über 30 Jahren im Geschäft und habe in dieser Zeit viele große Veränderungen in der Branche miterlebt. Mein Team und ich – wir haben den Anspruch, uns immer wieder den neuen Herausforderungen der Medienbranche zu stellen. Dafür sind wir mit unseren Konzerngesellschaften, die in den verschiedenen Bereichen der Medienbranche erfolgreich sind – Synchronisation, Produktion, Lizenzhandel und Vertrieb, Digitale Postproduktion – sehr gut aufgestellt. Aber es stimmt grundsätzlich: Das Filmgeschäft ist ungeheuer schnelllebig geworden.

Ist es damit gleichzeitig auch unberechenbarer geworden?

Nehmen Sie nur „Sin City 2“. Der Film hat in der Produktion 60 Millionen Dollar gekostet und hat einen großen Cast. Der erste Teil ist Kult – und trotzdem gingen in den zweiten Teil in Deutschland, Österreich und der Schweiz nur 300 000 Leute rein. Das hätte ich niemals gedacht.

Das Gespräch führten Christian Hümmeler, Frank Olbert und Peter Pauls.

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