Kölner PhilharmonieDas Notos Quartett überzeugt mit jugendlichen Raritäten

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Das Notos Quartett

Köln – Frühwerke zeichnen sich selten durch eine besondere Ökonomie der Mittel aus. Das junge Talent greift in die Vollen - unbekümmert um stilistische Brüche und die klare Trennung von Eigenem und Fremdem. In seinem Klavierquartett-Satz a-Moll steht der 16-jährige Gustav Mahler noch weniger auf den eigenen Beinen als auf den breiten Schultern von Johannes Brahms. Auch der Brite William Walton war 16, als er sein (danach noch mehrfach revidiertes) Klavierquartett schrieb - und dabei die Musikgeschichte vom altenglischen Kirchenton über den Impressionismus bis zum Jazz Revue passieren ließ. Beide Debütanten sind in der Kammermusik nicht dauerhaft heimisch geworden; sie strebten in die weiten Räume des Orchesters - was sich in den breit flutenden Unisono-Linien und massiven Texturen ihrer frühen Quartette bereits ankündigt.

Das Notos Quartett präsentierte sich in Köln als bestens eingespielt

Dem Berliner Notos Quartett mit Sindri Lederer (Violine), Andrea Burger (Viola), Philip Graham (Violoncello) und Antonia Köster (Klavier) gelang in der Kölner Philharmonie ein überzeugendes Plädoyer für die beiden Stücke, denen man auf dem Podium nur selten begegnet. Die Streicher zeigten dabei keinerlei Scheu vor dem großzügigen Einsatz romantischer Klangmittel: Ein intensives Vibrato gab dem Ton Stütze und Farbe; gleitende Lagenwechsel sorgten für ein dicht gebundenes Legatospiel. Wo dagegen der jugendliche Ausdruckswille ins Kraut zu schießen droht, sorgten die vier für lockeren Durchfluss und freien Atem.

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Im Vergleich mit den ambitionierten Teenagern war der 28-jährige Johannes Brahms bei der Komposition seines A-Dur-Quartetts op. 26 bereits ein alter Hase. Das gut dreiviertelstündige Riesenwerk war mit einer Souveränität in Klang-Balance und Form-Dramaturgie erfasst, wie sie so nur ein bestens eingespieltes Team hinbekommt. Dazu kam eine minuziöse Übereinstimmung bis in die kleinsten Details der Klangrede, ein gemeinsames Setzen von Akzenten, ein minimaler Stau an den Nahtstellen.

Im Gedenken an die Opfer des Ukraine-Kriegs hatte das Quartett kurzfristig ein Werk des 1960 geborenen ukrainischen Komponisten Volodymyr Runchak ins Programm aufgenommen. Sein „Kyrie eleison“ für Klavierquartett ist ein stiller, minimalistisch kreisender Klagegesang, der von jähen Schmerzimpulsen durchbrochen wird - eine Musik, die wahrlich keiner Erläuterung bedarf.

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