Sky-Serie „Riviera“Die neue Staffel setzt auf Thriller

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Julia Stiles spielt die kühne Ermittlerin Georgina Clios.

Julia Stiles spielt die kühne Ermittlerin Georgina Clios.

Dass Reichtum allein auch nicht glücklich macht, ist ja eine durchaus umstrittene Trost-These, die schon für zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen als Treibstoff diente. Das Spektrum reicht hier von der kultivierten „Buddenbrocks“-Verfilmung über die Straßenfeger der 80er-Jahre „Dallas“ und „Denver Clan“ bis hin zum aktuellsten High-Society-Crime-Drama „The Undoing“. Die dreckigen Geschäfte und geschwärzten Seelen der Reichen und Schönen beleuchtete auch die Sky-Serie „Riviera“ über zwei Staffeln hinweg.

Von der Kritik anfangs verrissen, entwickelte sich die Hochglanzproduktion für den Pay-TV-Sender zumindest beim europäischen Publikum zum veritablen Quoten- und Download-Erfolg. Nach der Grundidee des Oscar-Preisträgers Neil Jordan, der sich schon bald vom Endprodukt distanzierte, wurde hier im südfranzösischen Millionärsmilieu eine erlesene Seifenoper in Szene gesetzt, die mit ihrer Mischung aus Familienmelodram, Kriminalthriller und Reichtums-Voyeurismus die Unterhaltungsinstinkte auf das Beste bediente.

Was hat man hier nicht alles gesehen: Weitläufige Villen mit verschwenderischen Grünanlagen und unverbautem Blick auf das obszön blaue Mittelmeer. Vernissagen, zu denen die Gäste einzeln mit dem Hubschrauber eingeflogen wurden. Feinste Designer-Textilien, glitzernde Luxusjachten und ein funkelnagelneuer Maserati, der in der Schrottpresse landete, um eine Leiche zu entsorgen. Denn natürlich lauerten auch hier hinter der Wohlstandsopulenz finstere Machenschaften, Geldgier, Mord und Totschlag. Über zwanzig Episoden durchforstete Julia Stiles als Kunstkuratorin, die nach dem Tod ihres Bankiersgatten dessen dubiose Geschäfte untersucht, die korrupte Welt der Superreichen an der Côte d’Azur und ließ ihre Figur von der naiven Frühwitwe zur patenten Wahrheitsfinderin reifen. Nun lässt ihre Georgina den angeheirateten Clios-Clan, dessen familiäre Dysfunktionalität sich in den ersten beiden Staffeln lustvoll entfaltete, weit hinter sich.

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Die Kunsthistorikerin arbeitet jetzt zusammen mit dem britischen Kollegen Gabriel Hirsch (Rupert Graves) an der Aufklärung von Restitutionsansprüchen und spürt NS-Raubkunstwerke auf, um sie an die eigentlichen Eigentümer zurückzubringen. Ein Auftrag führt die beiden zunächst nach Venedig, über verschlungene Recherchewege zurück an die Côte d’Azur zu alten Bekannten und neuen Widersacherinnen und schließlich nach Buenos Aires, wo ein Bürgermeister mit zwielichtigen Methoden die eigene Wiederwahl erzwingen will und ein Pharmakonzern für seine Medikamentenentwicklung über Leichen geht.

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Mit dem Umzug nach Argentinien verlässt die Serie ihr vertrautes Wohlstands-Biotop und begibt sich zunehmend auch in die Armenviertel der Hauptstadt, in denen der ungeklärte Tod eines jungen Mannes zu anhaltenden Protesten und Demonstrationen führt. Das bringt frische Luft in die Staffel und ändert auch den Antrieb der Heldin, die nicht mehr nur in eigener Sache, sondern aus einem moralischen Verantwortungsgefühl heraus agiert. Julia Stiles spielt die kühne Ermittlerin, die keiner Konfrontation aus dem Weg geht, mit bodenständiger Intelligenz. In brenzligen Situationen nimmt ihre Figur die High Heels in die Hand und läuft den Schurken barfuß davon. Ihrem männlichen Kollegen ist Georgina oft einen halben Schritt voraus und befreit den gefesselten Gabriel aus der Geiselhaft, der sich erlöst in ihre Arme wirft. Immer gut, wenn Genreklischees unter umgedrehten Vorzeichen ausgespielt werden.

Julia Stiles und Rupert Graves ergeben ein erfrischend unkonventionelles gemischtes Doppel, das so manche Drehbuchschwäche souverän überspielt. Wie in den Vorläuferepisoden gehört Plausibilität auch in der dritten Staffel nicht zu den Kernkompetenzen des Unternehmens, das nun deutlich mehr auf die Thriller-Aspekte setzt und den Seifenoper-Anteil herunterdimmt. Mit halbspektakulären Action-Sequenzen, wendungsreichem Plot und zahlreichen Cliffhangern unterhält das „Riviera“-Reboot auf durchaus zünftige Weise, ruft aber nicht zwingend nach einer vierten Staffel.

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