So war der „Polizeiruf 110“Emotional, bedrückend und beklemmend

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Luise Heyer ist Sabine Brenner

Der Fall

Ein Werftmitarbeiter wurde erschossen auf einer Straße in einem Rostocker Plattenbauviertel gefunden. Der Mann war polizeibekannt. Nachbarn riefen wegen Schreien, die aus der  Wohnung drangen, immer wieder die Polizei. Er schlug seine Frau.

Weil eine Zeugin auf der Jacke des Täters das Logo der Werft erkannt haben könnte, führte der Fall die Ermittler zur ältesten Werft Rostocks, der Arunia. Dort streikte gerade die Belegschaft, weil die Werft geschlossen werden sollte. Vor Ort herrschte ein aggressive Stimmung.

Erst später wurde klar, dass er nicht das einzige Mordopfer bleiben sollte. Für die Kommissare begann ein Wettlauf gegen die Zeit.

Die Auflösung

Die Zuschauer begleiteten Sabine Brenner (Luise Heyer) von Anfang an. Man lernte ihre Verzweiflung, die Armut, die Hilflosigkeit und ihre Suizid-Gedanken kennen. Die Kommissare Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) kamen erst spät auf Sabine als Täterin.

Zu dem Zeitpunkt hatte sie schon eine Mutter aus dem Plattenbau gefesselt und den Chef der Arunia-Werft, Paul Lettcke (Lucas Prisor), erschossen.

Doch dann wurde Kommissarin König auch schnell klar: Sie ist keine Amokläuferin, sondern eine Serienmörderin. „Sie tötet nicht beliebig, sie tötet nach ihrem eigenen System“, sagte König. „So lange wir nichts über sie wissen, können wir nicht einmal raten, wer als nächstes dran ist“, sagte Bukow weiter.

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Bevor sie den Ex-Mann erreichten, kam es schon zum dritten Mordopfer. Ein Fremder auf einer Parkbank, der sie provoziert hatte: „Wenn Sie nicht so viel rauchen würden, müssten Sie für das Geld für die Klassenfahrt Ihres Sohnes auch nicht zum Amt.“ Mit dem Ex-Mann und dem Sohn im Verhör versuchten die Ermittler herauszubekommen, wer das nächste Opfer sein könnte.

Sie kamen auf die richtige Fährte, allerdings zu spät. Sabine erschoss ihren ehemalige Schulfreund und Bänker und überschüttete sich und auch den Server der Bank – um ihre Schulden symbolisch zu vernichten – mit Brennanzünder.

Am Ende konnten die Ermittler Sabine nicht aufhalten. Nach vier Mordopfern tötete sie sich selbst – und Bukow wurde fast noch zu ihrem fünften Todesopfer. 

Die Kommissare

Bei den beiden Kommissaren Katrin König und Alexander Bukow passierte fast genauso viel wie rund um die Titelfigur Sabine. Bukow litt unter dem Abschied von seinem Vater, organisierte die Trauerfeier und hatte zum ersten Mal wieder Kontakt zu seiner Halbschwester.

Gleichzeitig versuchte er sich gegenüber König zu öffnen. Auf den Kuss in der letzten Folge baute sich eine Beziehung auf, die allerdings verkrampft und angespannt wirkte – romantische Momente ausgeschlossen.

Zumindest bis zum Schluss: In einer versöhnlichen Abschlussszene verteilte Bukow die Asche seines Vaters an seinem Lieblingsplatz am Meer. Anschließend gingen Bukow und König Hand in Hand den Strand entlang. Fans können sich hier also auf mehr freuen.

Das Fazit

Sabine Brenner ist die Namensgeberin des Krimis von Regisseur Stefan Schaller und Autor Florian Oeller. Die alleinerziehende Mutter war Aufstockerin, konnte von dem Geld, das ihr eine Zeitarbeitsfirma für die Arbeit in der Werftkantine zahlte, nicht leben.

Luise Heyer spielte Sabine sehr intensiv. Viele Nahaufnahmen erzeugten eine Nähe zu ihr. Die Emotionen wurden spürbar. Während zu Beginn des Films Sabine meist apathisch ins Nichts blickte, sah man sie ab dem ersten Mord immer wieder lächeln. Auch mit dem Licht wurde in diesen Augenblicken gespielt, in denen Sabine fast hoffnungsvoll und befriedigt wirkte.

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Der „Polizeiruf“ war emotional, bedrückend und manchmal fast beklemmend. Die Zuschauer tauchten in die ärmliche Welt Sabines ein und verfolgten sie auf ihrer Jagd nach „Arschlöchern“.

Als sie nach Anleitungen zum Bomben bauen suchte, konnte man nur ahnen, wie weit sie gehen würde. Sie wollte ein Zeichen setzen für Menschen in solchen finanziell aussichtslosen Lagen.

Der Schockmoment, in dem Sabine Bukow anschoss, um ihre Verzweiflung zu demonstrieren, und erst nicht klar war, ob Bukow tödlich verletzt wurde, brachte am Ende den emotionalen Höhepunkt eines spannenden und vielseitigen Krimis. 

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