Zum Tod von Arved BirnbaumDas Wort Nebenrolle ist eigentlich eine Frechheit

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Arved Birnbaum 

Köln – Es gibt Schauspieler, deren Name den wenigsten Zuschauern vertraut ist, deren Gesicht aber viele kennen. Ein solcher Schauspieler war Arved Birnbaum. In zahlreichen Fernsehfilmen und Serien spielte er zwar nicht die Hauptrolle, aber der Wahlkölner erbrachte regelmäßig eindrucksvoll den Beweis, dass das Wort Nebenrolle eigentlich eine Frechheit ist, weil ein guter Schauspieler sich auch in den Vordergrund spielen kann, wenn er nicht den meisten Text hat oder ständig im Bild ist.  Wie jetzt bekannt wurde, ist Arved Birnbaum im Alter von 59 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit in der Kölner Uniklinik gestorben.

„Schauspiel ist immer mehr als das bloße Abbilden von Figuren in einem Stück oder einem Film. Um eine Rolle richtig spielen zu können, muss diese verstanden und mit Leben gefüllt werden“, sagte Birnbaum, der sein Wissen als Leiter des Kölner  Schauspiel Zentrums an den Nachwuchs weitergab. Den ehemaligen Boxprofi Henry Maske bereitete er dort auf dessen Hauptrolle in „Max Schmeling“ vor. Sein eigener Weg in die Schauspielerei verlief alles andere als gradlinig. 1962 in der Lausitz geboren, arbeitete er nach Abitur und Lehre als Elektriker als Servicemonteur. Doch sein Traumberuf war das nicht.  

Neustart mit Ende 20

Nach einigen erfolglosen Bewerbungen an Schauspielschulen wurde er mit Ende 20 an der Ernst Busch angenommen und gab den alten Job und das sichere Gehalt auf. Um seinen Traum zu verwirklichen jobbte er auf dem Bau. Danach folgte das Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Schwerpunkt Film und Fernsehen.

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Häufig war er in eher zwielichtigen Rollen zu sehen. Im August dieses Jahres sahen ihn die Fernsehzuschauer noch in der ZDF-Serie „Ein Fall für zwei“ als dubiosen Tierhändler. In der Thriller-Serie „Weinberg“ (TNT Serie) gab er 2015 einen intriganten Gastwirt. „Lindenstraße“-Fans erinnern sich an ihn  vielleicht noch  in der Rolle des Neonazis Hartung, den er 1999 spielte. Birnbaum gelang es dabei immer, seinen Figuren interessante Facetten abzugewinnen, durch sein intensives Spiel blieben gerade seine Charaktere oft im Gedächtnis. Im Kölner „Tatort“ war er allerdings auch mal  Polizist, zwischen 1998 und 2005 spielte er in mehreren Fällen den Hauptmeister Heinz Obst. Darübbe hinaus war er weitere zwölfmal im „Tatort“ zu sehen“, zuletzt in diesem Jahr im Kölner Fall „Im Reiz des Bösen“. In der Comedyserie „Die Camper“ war er 2001 als Manni Delling neun Folgen auf eher ungewohntem Terrain unterwegs.

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Die wichtigste Begegnung seines Berufslebens war aber sicher die mit dem vielfach ausgezeichneten Regisseur Dominik Graf. Mit ihm drehte er unter anderem den mit dem Grimme-Preis prämierten Ost-Thriller „Eine Stadt wird erpresst“ (2006) und „Das Gelübde“ (2007).

Seinen vermutlich größten Erfolg feierte Birnbaum in einer weiteren Produktion von Dominik Graf. In der von der Kritik sehr gelobten Berliner Saga „Im Angesicht des Verbrechens“ aus dem Jahr 2010 über den Kampf der Polizei gegen die Russenmafia spielte er Nico Roeber. Dominik Graf sagte einmal über Birnbaum: „Er ist ein großartiger Charakterdarsteller, der aus einer einfachen Nebenrolle eine Hauptrolle macht.“

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