Kommentar zum ChaosKVB-Krise kommt zur Unzeit für die Kölner Verkehrswende

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
10.01.2023, Köln: Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB).
Haltestelle Barbarossaplatz.

Foto: Michael Bause

Haltestelle der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) am Barbarossaplatz

Der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad wird für die Verkehrswende nicht ausreichen. Die KVB muss ihr Schienennetz ausbauen. Ein Kommentar.

In Köln sind in den vergangenen Jahren viele neue Radwege entstanden. Das Fahrrad soll die Verkehrswende vorantreiben, obwohl längst klar ist, dass das alleine nicht reichen wird. Insbesondere für längere Strecken bleibt es trotz einer verbesserten Infrastruktur unattraktiv, vom Auto auf das Rad umzusteigen.

Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Mobilitätswende liegt im öffentlichen Nahverkehr – und da vor allem im Bereich der Bahnen und weniger im Bereich der Busse. Den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) kommt daher eine zentrale Rolle zu, wenn in Zukunft weniger Autos mit Verbrennungsmotor in der Stadt unterwegs sein sollen.

Doch ausgerechnet jetzt befindet sich das Unternehmen in einer besonderen Schieflage. Diese beginnt damit, dass sich so viele Fahrerinnen und Fahrer gleichzeitig krankmelden, dass der übliche Betrieb nicht länger möglich ist – ein ausgedünnter Fahrplan soll die Lösung sein. Wäre das ein unerwarteter Schicksalsschlag, hätten die Fahrgäste sicher Verständnis dafür, dass sie nur mit erheblicher Verspätung dort ankommen, wo sie hinwollen.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Tatsächlich ist es aber so, dass der Krankenstand bereits im Frühsommer 2022 ungewöhnlich stark zunahm, wie sich während der Sondersitzung des Aufsichtsrats herausstellte. Die Anzeichen waren also deutlich erkennbar – der KVB-Vorstand reagierte darauf jedoch nicht. Ein klares Versäumnis, dessen Auswirkungen sich jetzt nicht mehr schnell ausgleichen lassen.

Und es handelt sich keineswegs um das einzige Versäumnis. Das Stadtbahnnetz der KVB ist seit Jahren kaum noch gewachsen. Die bislang letzte Erweiterung gab es vor vier Jahren, als das Unternehmen gerade einmal 600 Meter neue Schienen verlegen ließ – viel zu wenig, um Menschen aus den weiter außen gelegenen Stadtteilen zum Umstieg vom Auto zu bewegen. Mit mehr Weitsicht wären neue Bahntrassen längst geplant und zum Teil auch gebaut. Die Verantwortung dafür lag und liegt bei der Politik, aber eben auch bei der KVB.

KVB kommt mit Zögerlichkeit nicht in die Erfolgsspur

KVB-Chefin Stefanie Haaks gehört seit ihrem Amtsantritt nicht zu den auffälligen Führungskräften innerhalb des Stadtwerkekonzerns. Starke Forderungen nach einem schnellen Netzausbau waren von ihr seit längerer Zeit nicht zu vernehmen – dabei gehört es zu ihren Aufgaben, Druck auf das Thema zu legen, damit es vorangeht. Auch zu der Frage, ob in der Innenstadt ein neuer U-Bahn-Tunnel entstehen soll oder nicht, verhält sich die KVB-Chefin im Gegensatz zu ihrem Vorgänger eher zurückhaltend. Dabei geht es um das wichtigste Verkehrsprojekt für Köln – und damit für die KVB.

Mit Zögerlichkeit lässt sich das Unternehmen aber nicht in die Erfolgsspur bringen. Vorstand und Aufsichtsrat müssen jetzt gemeinsam dafür sorgen, die strukturellen Probleme schnellstmöglich zu beheben. Anderenfalls gerät die Verkehrswende in Köln ernsthaft in Gefahr.

KStA abonnieren