Kölner Mediziner zum Pandemie-Management„Die einfachsten Dinge funktionieren nicht“

Lesezeit 3 Minuten
Hallek IV Bause

Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin der Universität zu Köln (Archivbild)

Der Kölner Mediziner Michael Hallek spricht in der aktuellen Podcast-Folge „Talk mit K“ darüber, wie sich die pandemische Lage in Köln durch Omikron verändert hat und wie sich die Lage ganz konkret auf seiner Intensivstation darstellt. Der Direktor der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln hat etliche gute Nachrichten zu verkünden in dem ausführlichen Gespräch. Er ordnet die Unterschiede zwischen der Delta- und der Omikron-Variante aus medizinischer Sicht ein und zeigt sich erleichtert darüber, dass die Lungen infizierter Menschen von der aktuell dominanten Variante längst nicht so stark angegriffen werden wie bei früheren Varianten.

Der Kölner Mediziner verzweifelt aber auch an vielen Stellen angesichts des politischen Krisen-Managements. Ineffizientes Agieren habe dazu geführt, dass bürgerliche Freiheiten mehr als nötig beschnitten worden seien, zudem würden große „Sonderopfer“ abverlangt von der Kultur, dem Einzelhandel und der Gastronomie. „Das ist nicht in Ordnung.“ Er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die „einfachsten Dinge nicht funktionieren“. Statt die Möglichkeiten der Digitalisierung für die Kontaktnachverfolgung bestmöglich zu nutzen, sei eine „für den Bürger nicht mehr nachvollziehbare Diskussion“ geführt worden über Freiheit gegen Gesundheit, der Datenschutz sei wie ein goldenes Kalb, das nicht angetastet werden dürfe. Überlastete Gesundheitsämter wie in Köln seien nur eine Folge davon.

Länder wie Südkorea hätten durch eine umfangreiche digitale Strategie hingegen sehr viele Menschenleben gerettet. Dass es trotz der aktuell enorm hohen Inzidenzen nicht gelinge, Schutzmaßnahmen wie Luftfilter in Schulen zu installieren, Eltern aber dennoch gezwungen seien, ihre Kinder in die Schule zu schicken, ist für Michael Hallek ebenfalls nicht nachvollziehbar. Familien mit schwerkranken Angehörigen lebten in großer Angst. Mindestens für sie müsse es Ausnahmen geben, sofern die Beschulung zuhause sichergestellt sei.

Alles zum Thema Carolin Kebekus


Der Podcast Talk mit K

Das komplette Gespräch mit Michael Hallek können Sie entweder direkt hier oder auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts, Spotify oder Deezer hören. Suchen Sie dort dazu nach „Talk mit K“ oder „Kölner Stadt-Anzeiger“. Unter anderem finden Sie dort auch Interviews mit Kasalla, Frank Schätzing, Carolin Kebekus und vielen anderen interessanten Kölnerinnen und Kölnern.

Jeden Donnerstag um 7 Uhr gibt es eine neue Podcast-Folge „Talk mit K“. Wenn Sie dem Podcast folgen, verpassen Sie keine der künftigen Ausgaben.

Eine Übersicht aller Podcasts des Kölner Stadt-Anzeiger gibt es hier.


Grundsätzlich findet der Mediziner wichtig, dass die Corona-Maßnahmen für die Menschen nachvollziehbar sind. Dies sei aber längst nicht überall der Fall. „Wir jagen dicht gedrängt durch die Fußgängerzone, aber in einem Stadion mit riesigen Weiten dürfen nicht mehr als 750 Zuschauer platziert werden.“ Die Politik müsse in diesen Fällen nachjustieren.

KStA abonnieren