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„True Crime Köln“Der „Messias“ von Weidenpesch – vom Dreifachmörder zum Kronzeugen

Lesezeit 3 Minuten

Nick Galin war als Happening-Künstler bekannt, bevor er zum Mörder wurde. Nach seiner Verhaftung hält er vier Finger in die Kamera, weil er glaubt, vier Menschen ermordet zu haben.

Nick Galin ermordet drei Verwandte, um sie zu „erlösen“. True Crime Köln berichtet über einen Fall, der eine überraschende Fortsetzung findet.

Der Mann spielte halbnackt Trompete auf einem Fakir-Nagelbrett und ritt mit einem Schimmel über den Neumarkt. Nick Galin fehlte Ende der 60er Jahre bei keinem Kunst-Happening in der Stadt und bei keiner Demo gegen den Vietnam-Krieg. Der Mann porträtierte Kölns damaligen Oberbürgermeister Theo Burauen. Auch Elizabeth Taylor und Elvis Presley will er gemalt haben. Bevor er sich in den Wahn hineinsteigerte, ein Erlöser, „ein Messias“ zu sein, war der Künstler als schräger Vogel stadtbekannt.

Einen Tag vor Silvester 1972 tötet er seine Mutter, seine Halbschwester und eine Nichte seines Stiefvaters in einer Wohnung in Weidenpesch. Der Stiefvater überlebt schwerverletzt. Als ihn die Polizei festnimmt, spricht er davon, seiner Familie einen „Platz im Himmel“ gesichert zu haben, und bietet einem Polizisten an, auch ihn zu erlösen.

Die neue Folge von „True Crime Köln“ hören:

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Die neue Folge von „True Crime Köln“, der Podcastreihe des „Kölner Stadt-Anzeiger“, erinnert an einen Fall, der die Stadt schockierte und eine nicht weniger spannende Fortsetzungsgeschichte fand. Von Anfang an ist klar, dass der selbsternannte Erlöser nicht in ein normales Gefängnis kommen wird. Der „Messias von Weidenpesch“ wird in die Landesklinik des Landschaftsverbands Rheinland in Düren eingewiesen. Fünf Jahre nach der furchtbaren Tat wird er zu einer wichtigen Figur im Streit um die Bedingungen in den Landeskliniken des LVR.

Streit um Bedingungen in LVR-Landeskliniken

Kritiker werfen dem Landschaftsverband unmenschliche Zustände und Misshandlungen in den Krankenhäusern vor. Der Protest wird von der damals neuen Sozialistischen Selbsthilfe Köln (SSK) angeführt. Nachdem sie erfolgreich gegen die Zustände in der Klinik in Brauweiler vorgegangen war, ging es in einem weiteren Gerichtsprozess um die geschlossene Abteilung im Krankenhaus in Düren. Dort saß Nick Galin im berüchtigten Haus 5 – und sollte als Kronzeuge vor Gericht aussagen. Kurz vor dem Termin starb Galin in seiner Zelle. In der offiziellen Version war von Selbstmord Rede. Einen Tag zuvor hatte er einen Brief an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ geschrieben und den LVR kritisiert. Der Brief lässt keine Selbstmordabsichten erkennen.

Lothar Gothe, damals einer der Sprecher der SSK, erinnert sich in der neuen Folge von „True Crime Köln“ an die Auseinandersetzung mit dem LVR und an den Tod Galins. Der Journalist Georg Bönisch, damals Polizeireporter bei der Kölnischen Rundschau und später unter anderem Redakteur beim „Spiegel“, berichtet im Gespräch mit Helmut Frangenberg von Galins Bluttat in Weidenpesch und dem anschließenden Prozess.

True Crime Köln - Jeden zweiten Samstag eine neue Folge

Die neue Folge von „True Crime Köln“ kann man überall hören, wo es Podcasts gibt, oder über die Homepage des Kölner Stadt-Anzeiger im Netz.

www.ksta.de/true-crime-koeln