Die CDU-Politiker Roderich Kiesewetter und Johann Wadephul kritisieren Merkels Russland-Kurs. Der Vorwurf: Die Altkanzlerin habe auch in schwierigen Lagen nie die Konfrontation gesucht.
„Falsche Handlungsschlüsse“CDU-Außenpolitiker gehen mit Merkels Russland-Kurs hart ins Gericht
Prominente CDU-Außenpolitiker melden sich mit deutlicher Kritik am Russland-Kurs der früheren Parteichefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Wort. „Merkel hat im Verhältnis zu Russland nur auf Diplomatie, auf soft power gesetzt. Nötig wäre aber auch hard power gewesen“, sagte der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Dienstag.
Zwar habe Merkel den russischen Präsidenten Wladimir Putin nüchtern und realistisch eingeschätzt, „aber aus heutiger Sicht falsche Handlungsschlüsse gezogen“.
CDU-Politiker Wadephul: Merkel wollte „nie die komplette Konfrontation mit Russland“
Auch nach der Krim-Annexion durch Russland 2014 habe Merkel ihren Kurs nicht geändert, sagte Kiesewetter. „Sie hat es abgelehnt, die ukrainische Armee auszubilden und Waffen zu liefern. Stattdessen setzte sie ausschließlich auf Diplomatie ohne militärische Unterfütterung, also den Minsker Prozess.“
Alles zum Thema Angela Merkel
- Memoiren enthüllen Intrigen Was Schäuble über Merkel dachte – und wer die Kanzlerin stürzen wollte
- Provider muss Haushalt versorgen Bundesnetzagentur setzt erstmals „Recht auf schnelles Internet“ durch
- „Trump hatte in allen drei Fällen recht“ Ex-US-Botschafter gibt Merkel Mitschuld an Russlands Krieg
- „Der Fehler muss geheilt werden“ Berlin wählt wieder – Geht diesmal alles gut?
- Griechenland Ein Land hat sich berappelt – doch an vielen geht der Aufschwung vorbei
- Tollitäten-Check Bergisch Gladbachs Dreigestirn privat und in Kindertagen
- Büro gibt Erklärung ab Angela Merkel kommt überraschend nicht zu Wolfgang Schäubles Beerdigung
Der CDU-Abgeordnete Johann Wadephul sagte der Zeitung, Merkel habe Putin kritisch gesehen, „aber sie wollte nie die komplette Konfrontation mit Russland“. Die damalige Kanzlerin sei stets der Meinung gewesen, „Putin müsse eingebunden werden, er müsse seine Rolle haben“. Sie habe geglaubt, dass man so Russlands „Gelüste im eurasischen Raum eindämmen“ könne Merkel habe „unterschätzt, dass Putin Dinge, von denen er geredet hat, auch wirklich machen würde“.
Merkel war von November 2005 bis Dezember 2021 Bundeskanzlerin. Zudem führte sie von April 2000 bis Dezember 2018 die CDU. (afp)