Klinik offenbar beschossenRotes Kreuz spricht von „apokalyptischer“ Lage in Mariupol
Die Lage im ostukrainischen Mariupol wird immer verzweifelter. Die 440.000-Einwohner-Stadt am Asowschen Meer hat für Russland eine strategische Bedeutung, da sie eine Verbindung zur Krim darstellt. Seit Tagen liegt Mariupol unter heftigem Beschuss, die Stadt ist von Truppen umstellt. Zudem ist die Versorgung mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln zusammengebrochen.
In Mariupol wird überdeutlich, dass die russische Armee entgegen den Beteuerungen des Kreml massiv zivile Ziele ins Visier genommen hat. Das Internationale Rote Kreuz beschrieb die Lage bereits vor Tagen als „apokalyptisch“. Ewan Watson, Sprecher des Internationalen Roten Kreuzes, sagte am Dienstag in Genf, 200.000 Menschen warteten darauf, die Stadt verlassen zu können. Am Dienstag war ein humanitärer Konvoi nach Aussagen ukrainischer Stellen von Russen beschossen worden.
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Inzwischen hat sich die Lage nochmals verschärft, da die russische Armee offenbar gezielt Krankenhäuser attackiert. Bei einem Angriff auf eine Geburtsklinik kamen nach Angaben des stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt drei Menschen ums Leben. Unter den Toten sei auch ein Kind, sagte Sergej Orlow dem britischen Sender BBC. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Mittwoch bei Twitter ein Video veröffentlicht, das völlig verwüstete Räume der Klinik zeigen soll. Demnach müssen eines oder mehrere Geschosse oder Bomben im Hof des Komplexes eingeschlagen sein. Das Video zeigte zerstörte Scheiben, Möbel und Türen.
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Überprüfen lässt sich die Echtheit des Videos nicht.
Lawrow spricht von „Falschmeldungen“ aus Mariupol
Russland bezeichnete die Nachricht aus Mariupol als Falschmeldung. Außenminister Sergej Lawrow sagte am Donnerstag, Russland habe bereits am 7. März die Vereinten Nationen informiert, dass in der ehemaligen Klinik kein medizinisches Personal mehr sei, sondern ein Lager ultraradikaler Kämpfer des ukrainischen Bataillons Asow. Lawrow sagte nach Gesprächen mit seinem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba in Antalya, es handele sich um eine „Manipulation“. Die Welt werde mit falschen Informationen zu mutmaßlichen Gräueltaten der russischen Armee versorgt.
Mehrere Anläufe, die Einwohner Mariupols über sogenannte Fluchtkorridore in Sicherheit zu bringen, sind bereits gescheitert. Beide Seiten warfen sich gegenseitig Sabotage vor. Angaben über russische Angriffe auf flüchtende Menschen entsprechen aus Sicht der Nato der Wahrheit. „Es gibt sehr glaubwürdige Berichte, dass Zivilisten bei der Evakuierung unter Beschuss geraten“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg. (cme, mit dpa)