Kommentar zum KlimawandelWir alle sind Teil des Kampfes um unseren Planeten

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Wir haben keinen Planeten B: Unsere Erde

  • Die Corona-Pandemie hat den Klimawandel ein Stück weit als wichtiges Thema aus dem Bewusstsein verdrängt.
  • Dabei kann der Kampf gegen den Klimawandel nur von uns allen und im Konsens gewonnen werden.
  • Fangen wir ruhig bei uns selbst an! Ein Appell und Kommentar von Chefredakteur Carsten Fiedler.

Erinnern Sie sich noch an die Zeit vor Corona? Da rief in Deutschland eine Kommune nach der anderen – auch Köln war darunter – den Klimanotstand aus. In den Großstädten gingen Wochenende für Wochenende Zehntausende Klima-Aktivisten auf die Straße. Die damals noch neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprach, Europa werde mit einem „Green Deal“ der erste klimaneutrale Kontinent sein.

Dann kam das Virus – und verdrängte den Klimaschutz ein Stück weit von der Agenda. Es gab, so schien es, auf einmal Wichtigeres. Doch dieser Eindruck ist trügerisch – und fatal. Denn der Klimawandel macht keine Pause. Auch in Zeiten der Pandemie gibt es weltweit gigantische Waldbrände, wie zuletzt in Kalifornien, oder ungewöhnlich hohe Temperaturen in der Arktis. Leider bleibt es dabei: Die Erdatmosphäre heizt sich immer mehr auf. Mit unabsehbaren Folgen für Mensch und Natur. Die Bundeskanzlerin formuliert es drastisch: „Der Klimawandel ist eine Menschheits-herausforderung“, sagt Angela Merkel und fügt warnend hinzu: „Die Zeit drängt.“ Diesen Worten müssen Taten folgen.

Die Deutschen leben nach wie vor weit über ihren Verhältnissen

Fangen wir ruhig bei uns selbst an! Wir Deutsche, die wir uns so gerne als mustergültige Klima- und Umweltschützer sehen, leben nach wie vor weit über unsere Verhältnisse. Unser ökologischer Fußabdruck fällt viel zu groß aus. Würden alle auf der Welt so leben wie wir, dann bräuchte die Menschheit drei Planeten, um ihren Bedarf an Gütern zu decken.

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Von einer Strategie für nachhaltige Mobilität und Industrie sind wir noch Lichtjahre entfernt. Immerhin hat es die Koalition in Berlin zu Beginn des Jahres geschafft, ein – im Vergleich zum desaströsen Ausgang der Weltklimakonferenz in Madrid vor zehn Monaten – halbwegs ambitioniertes Klima-Paket zu verabschieden. Auch der Fahrplan zum Kohleausstieg wurde festgezurrt. Trotz Kritik von allen Seiten ist der Abschied von der Kohleverstromung bis 2038 eine wegweisende Entscheidung, zu guter Letzt getroffen im Einvernehmen zwischen Politik, Energiewirtschaft, Gewerkschaften und Umweltverbänden. Dieser Konsens taugt durchaus als Vorbild für weitere Kraftanstrengungen.

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Der Klimaschutz wäre als Projekt allein für Grüne, Klima-Aktivisten und Nicht-Regierungs-Organisationen falsch angelegt. In Zeiten sowohl ökologischer als auch wirtschaftlicher Herausforderungen wird es am Ende nur im Konsens gehen. Auch eine reine Verbotspolitik, etwa bei symbolträchtigen und ideologisch aufgeladenen Themen wie Tempolimit und Fleischkonsum, Flugreisen oder Silvester-Böllern, wird nicht zielführend sein.

Europas „Green Deal“ ist kein Selbstläufer

Der „Green Deal“ Europas, auch so viel steht fest, ist kein Selbstläufer. Zu stark sind die Widerstände vor allem der von Populisten geführten nationalen Regierungen. Dennoch muss die EU Schrittmacher beim Klimaschutz werden – zumal die USA unter Donald Trump als Totalausfall anzusehen sind.

In Deutschland ist es gut, dass die jungen Aktiven von „Fridays for Future“ den Finger in die klaffende Klima-Wunde legen und das Land mit ihren Protesten aufrütteln. Sie sollten es aber vermeiden, sich mit erhobenem Zeigefinger über ihre Kritiker, die Zögerlichen und Skeptischen herzumachen. Wer die Klimawende will, muss kompromissfähig sein und insbesondere auch die Wirtschaft mitnehmen. Ohne ökonomischen und technischen Fortschritt ist der Kampf gegen den Klimawandel zum Scheitern verurteilt.

Teil des Kampfes sind aber auch wir alle. Gemeinsam müssen wir dafür Sorge tragen, dass unsere Erde auch in den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten bewohnbar bleibt. Wir haben nur diese eine Erde – und keinen Planeten B.

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