Kommentar zur Corona-LageEndlich Licht am Ende des Tunnels

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Köln Panorama

Nach mehr als einem Jahr Pandemie hat sich die Lage deutlich verbessert.

Es ist gerade einmal vier Monate her, da lag Deutschland gefühlt am Boden. Während die USA, Großbritannien und Israel zu Beginn der dritten Corona-Welle Impfrekorde vermeldeten, warteten wir noch vergeblich auf die Versorgung mit Impfstoffen. Und als die Infektionszahlen erneut steil anstiegen, war eine flächendeckende Versorgung mit Schnelltests bloße Utopie – ein weiteres Versagen der politisch Verantwortlichen. Deutschland schien abgehängt, gedemütigt, dem Spott der restlichen Welt ausgeliefert.

Davon kann heute keine Rede mehr sein. Die Lage hat sich deutlich verbessert. Nach mehr als einem Jahr Corona ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Die schlimmste Phase der Pandemie liegt offenbar hinter uns. Endlich scheint die laut Bundeskanzlerin Angela Merkel „größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg“ beherrschbar geworden zu sein.

Fast 40 Prozent der Deutschen sind erstgeimpft

Mit mehr als einer Million Impfungen an manchen Tagen hat Deutschland bei der Impfgeschwindigkeit deutlich aufgeholt. Fast 40 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind erstgeimpft, etwas mehr als 13 Prozent haben zusätzlich schon ihre zweite Impfdosis erhalten. Die Fehler und das Versagen bei der Impfstoffbeschaffung durch Bundesregierung und EU wurden durch ein im Großen und Ganzen gut funktionierendes Zusammenspiel von Impfzentren und Hausärzten wettgemacht. Und es gibt noch mehr Dinge, die Mut machen:

Die Firma Biontech hat die Zulassung ihres Impfstoffes für Zwölf- bis 15-Jährige auf den Weg gebracht. Läuft alles nach Plan, werden viele Schülerinnen und Schüler vor den Sommerferien ihre Erstimpfung erhalten.

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Bleiben die Inzidenzzahlen deutschlandweit weiter rückläufig, werden Gastronomie, Einzelhandel und Kulturbetriebe schon sehr bald zu einem geregelten Öffnungsszenario finden. Das ist ein ganzes Stück mehr Normalität, die wir alle so sehnsüchtig erwarten.

Viele Unternehmen haben durch die Krise gezwungenermaßen einen Digitalisierungs- und Modernisierungsschub erhalten, der ihnen guttut. Der Anteil der Menschen, die am liebsten im Homeoffice arbeiten und das dann auch können, wird nach der Krise höher sein als jemals zuvor.

Ein wirtschaftlicher Aufschwung ist schon in Sicht: Die Industrie brummt, der Anteil an Kurzarbeit geht zurück. Der Geschäftsklima-Index weist für viele EU-Staaten und insbesondere für Deutschland einen positiven Trend aus.

Krise wird glimpflicher ausgehen als befürchtet

All das sind Anzeichen dafür, dass die Krise weitaus glimpflicher ausgehen wird, als wir es noch zu Jahresbeginn befürchten mussten.

Seit dem Beginn der Corona-Krise wirkte es immer wieder so, als geriete unser Leben aus den Fugen; bisweilen schien unser Staat gar vor dem Scheitern zu stehen. Das lag auch daran, dass die Stimmen derer, die unsere Demokratie und ihre Institutionen grundsätzlich in Frage stellen, am lautesten waren.

Die vergangenen Monate waren eine emotionale Achterbahnfahrt, geprägt von widersprüchlichen Gefühlen: Angst und Hoffnung, Depression und Zuversicht, Wut und Solidarität. Dieser Ausnahmezustand ist noch immer nicht komplett aufgehoben.

„Expect the unexpected“, erwarte das Unerwartete, lautet eine englische Lebensweisheit. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass wir Deutsche in dieser Disziplin nicht besonders gut sind. Allzu oft sind wir – uns Journalisten explizit eingeschlossen – vom Allerschlimmsten ausgegangen. Heute lässt sich trotz vieler Irrwege und Fehler sagen: Die Welt wird durch Corona nicht untergehen. Es gibt sogar die begründete Hoffnung, dass sich nach Überwindung der Krise manches zum Besseren wendet.

Bundestagswahl im September entscheidet über Zukunft

Unglücklicherweise hat die Pandemie jedoch einige Megathemen von der Tagesordnung gefegt, die für das Überleben und die gedeihliche Fortentwicklung des Menschen von größter Bedeutung sind. Die Tilgung der gewaltigen Schuldenberge gehört dazu, der Ausbau der Digitalisierung, der Kampf gegen den Klimawandel. Die Weltgemeinschaft muss diese Aufgaben jetzt mit gleichem Mut und gleicher Entschlossenheit angehen wie die Eindämmung der Pandemie. Dass hier viel möglich ist, haben wir uns gerade selbst bewiesen: Wer hätte es vor gut einem Jahr für möglich gehalten, dass innerhalb weniger Monate mehrere Impfstoffe gegen Corona entwickelt würden?

Genau in diesem Geist müssen nun auch die anderen großen Herausforderungen angegangen werden. Sie gehören auch auf die Agenda für die Bundestagswahl. Im September geht es darum, eine Regierung zu wählen, die Antworten auf zentrale Zukunftsfragen findet. Nicht mehr und nicht weniger.

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