Die „Klima-Kleber“ kleben nicht mehr. Statt für Wutausbrüche gegen Demonstranten könnten alle nun ihre Energie besser für den Klimaschutz verwenden.
KommentarNicht mehr übers Kleben aufregen – sondern über den Klimawandel
Die Klimaschutzgruppe Letze Generation zeigt Einsicht: Sie verkündet das Ende ihrer Straßenblockaden mittels Ankleben. Zwei Jahre lang hat sie versucht, auf diese Weise für mehr Klimaschutz zu mobilisieren. Es lässt sich nicht sagen, dass das richtig gut gelungen ist. Es liegt an der Wucht anderer Entwicklungen wie dem Angriff Russlands auf die Ukraine, dem Krieg in Nahost, dass der so dringend notwendige Kampf gegen den Klimawandel auf der Tagesordnung nach unten gerutscht ist.
Den lautstarken Fridays-for-Future-Demonstrationen hat der durch die Corona-Pandemie verstärkte Rückzug ins Private und ins Netz den Schwung genommen. Mit ihrer Kleberei hat die Letzte Generation nun nicht dazu beigetragen, diesen Schwung wiederaufzunehmen – im Gegenteil.
Die Straßenblockaden sorgten für Aufmerksamkeit, der Klimaschutz allerdings rückte über den Ärger der Autofahrer in den Hintergrund. Statt um Inhalte und Protest ging es letztlich um Wutausbrüche und einen Wettbewerb zwischen dem Klebstoff der Aktivisten und dem Lösungsmittel der Polizei.
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Politiker rückten Letzte Generation in die Nähe von Kriminellen
Es lässt sich fragen, ob manch ein Wutausbruch verhältnismäßig war angesichts der Folgen des Klimawandels, der sich auch hier bereits mit Stürmen, Dauerregen, mit Hitzeperioden und Trockenheit bemerkbar macht, der viel größere existenzielle Folgen haben wird als ein Stau. Es lässt sich auch feststellen, dass Politiker erst die „Klimakleber“ in die Nähe von Kriminellen rückten, dann aber Verständnis für die jüngsten Straßenblockaden durch Bauern zeigten. Das ist mindestens so irritierend wie die Klebeproteste.
Wenn es künftig Stau gibt, dann liegt das nicht an einem besonders klebrigen Sekundenkleber. Es lässt sich dann wieder ärgern über Ampeln, Unfälle, Baustellen, schlafmützige andere Autofahrer und darüber, dass andere überhaupt ins Auto gestiegen sind.
Und besser, als sich zu ärgern, wäre es, die dafür nötige Energie in den Klimaschutz zu stecken.