Mehr Ehrgeiz, mehr Geld, mehr SolidaritätUN-Klimakonferenz in Ägypten beginnt

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Der Eingang des Internationalen Kongresszentrums, in dem die UN-Klimakonferenz COP27 durchgeführt wird.

Berlin – Die 27. UN-Klimakonferenz (COP27) beginnt am Sonntag unter schwierigen Bedingungen: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise drohen den Kampf gegen die Erderwärmung zu schwächen und auch die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China sind ein Hemmschuh. Im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich wird über eine Vielzahl von Themen verhandelt. Vorab kristallisieren sich aber bereits ein paar Knackpunkte heraus:

Mehr Ehrgeiz bei Klimaschutz-Zielen und ihrer Umsetzung

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 sieht vor, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Bei den bisherigen Maßnahmen und Zusagen wird sich die Erde bis 2100 aber im günstigsten Fall um folgenreiche 1,8 Grad erwärmen, laut UN-Klimasekretariat wahrscheinlich aber sogar um 2,5 Grad. Um die 1,5-Grad-Grenze in Reichweite zu halten, waren die fast 200 Vertragsstaaten des Paris-Abkommens aufgerufen, bis 2020 ehrgeizigere nationale Klimaschutzbeiträge, sogenannte NDCs, einzureichen. Wegen der Corona-Krise wurde die Frist bis 2021 verlängert, bis dahin legten aber nur gut 20 Staaten neue NDCs vor - oft mit nur geringen Nachbesserungen.

Bei der COP27 haben die Staaten weiterhin die Möglichkeit, ihre nationalen Klimaschutzziele nachzuschärfen. Außerdem wäre für die Umsetzung des Paris-Abkommens ein Bekenntnis wichtig, dass die internationale Gemeinschaft trotz oder gerade wegen der Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs an der Abkehr von fossilen Energieträgern, insbesondere Kohle, festhält. Zudem muss die Umsetzung von in Glasgow gestarteten Initiativen, etwa zur Reduzierung des Treibhausgases Methan, vorangetrieben werden.

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Finanzierung von Klimaschutz und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel

In der UN-Klimarahmenkonvention von 1992 und im Paris-Abkommen haben sich die Industriestaaten dazu verpflichtet, ärmere Länder beim Klimaschutz und bei Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel finanziell zu unterstützen.

2009 sagten sie zu, ihre Klima-Fördergelder und -Kredite bis 2020 auf 100 Milliarden Dollar (100,82 Milliarden Euro) jährlich zu steigern. Tatsächlich wurden 2020 aber nur 83,3 Milliarden Euro erreicht. Der Bruch des 100-Milliarden-Dollar-Versprechens belastet die Klimaverhandlungen, die Zielvorgabe wird bestenfalls erst dieses Jahr erreicht. Weitere Finanzzusagen sind also erforderlich.

Außerdem fordern die ärmeren Länder, bei den zugesagten 100 Milliarden Dollar den Anteil der Mittel für die Anpassung an den Klimawandel deutlich zu steigern, so dass die Gelder künftig zur Hälfte für Anspassungsmaßnahmen wie die Errichtung von Sturm- und Flut-Warnsystemen oder bessere Bewässerungssysteme wegen zunehmender Trockenheit bereitstehen, während die andere Hälfte für Klimaschutzmaßnahmen wie den Ausbau der erneuerbaren Energien verwendet wird. Außerdem müssen sich die Verhandler in Scharm el-Scheich mit dem neuen Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025 beschäftigen.

Ägypten: Folgen des Klimawandels auf Agenda gesetzt

Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen haben einen festen Platz in den UN-Klimaverhandlungen. Der Umgang mit bereits entstehenden klimabedingten Schäden und Verlusten, der unter dem Schlagwort „Loss and Damage“ diskutiert wird, wurde auf Betreiben der Industriestaaten bisher aber an den Rand gedrängt, weil diese Hauptverantwortlichen des Klimawandels enorm hohe Reparationsforderungen der Entwicklungsländer befürchten. In den fast 30-jährigen UN-Klimaverhandlungen wurden kein Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste und auch kein anderer Finanzierungsmechanismus beschlossen. Dieses Jahr könnte aber Bewegung in das Thema kommen.

Schließlich findet die diesjährige COP in Afrika statt und damit auf einem Kontinent, der besonders stark unter den Folgen der Erderwärmung leidet. Gastgeber Ägypten ist entschlossen, „Loss and Damage“ als eigenen Agenda-Punkt zu verankern. Und auch bei den Industriestaaten hat sich - möglicherweise wegen eigener leidvoller Erfahrungen mit den Folgen des Klimawandels - die Erkenntnis durchgesetzt, dass sie das Thema nicht länger ignorieren dürfen. Fraglich ist aber, ob es verbindliche und substantielle Zusagen geben wird, damit die Länder des globalen Südens durch die zunehmenden Klimaschäden nicht immer weiter in die Verschuldung rutschen. (AFP)

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