Land will mehr TempoDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Impflage in NRW

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Covid-Impfung in NRW

Düsseldorf/Köln – So bald wie möglich will die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen per Erlass das Impftempo im Land erhöhen. Doch wie genau soll das gehen? Und wer wird nun schneller geimpft als gedacht? Ein Überblick.

Wie viele Menschen sind in NRW bereits geimpft? Insgesamt sind in Nordrhein-Westfalen bisher laut Robert-Koch-Institut (RKI) knapp 2,3 Millionen Impfstoffdosen verabreicht worden (Stand 24.03.). Das sind zwar in absoluten Zahlen so viele wie in keinem anderen Bundesland. Gemessen an der Bevölkerung ist die Quote bei der Erstimpfung in NRW im Ländervergleich allerdings die drittschlechteste, nur   Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern liegen hinter den neun Prozent von NRW. Bei der Zweitimpfung steht NRW ein bisschen besser da: 3,9 Prozent der Einwohner haben sie bislang erhalten. Der Bundesschnitt liegt bei 4,2 Prozent. Wieso liegt NRW bei der Impfquote hinten? Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagt, die Statistik des RKI stimme schlichtweg nicht. NRW liege auch deshalb hinten, weil es „massive Defizite“ bei der Datenübermittlung gebe, ergänzt eine Sprecherin des Ministers. Vor allem im Bezirk Nordrhein, wo die Listen anfangs händisch in Excel-Tabellen geführt worden seien.

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Ein „valides Abbild des realen Impfgeschehens“ sei deshalb nicht möglich. Aktuell würden mit großem Personaleinsatz bei den Kassenärztlichen Vereinigungen insbesondere Altfälle aufgearbeitet, um diese dann dem RKI noch nachträglich zu melden.

Über wie viele noch nicht genutzte Impfdosen verfügt NRW derzeit? Etwa 800.000, sagt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Berichte, in NRW würden hunderttausende dieser Impfdosen ungenutzt auf Halde liegen, seien jedoch falsch. „Bei den im Lager vorhandenen Impfdosen handelt es sich um Impfdosen, die für bereits vereinbarte Termine oder Zweitimpfungen zur Verfügung stehen müssen“, so Minister Laumann.

Konkret für die einzelnen Mittel bedeute dies: Bei Astrazeneca (aktuell 107.320 Impfdosen in NRW verfügbar) und Moderna (142.360 Dosen) sei davon auszugehen, dass die Lager Ende der Woche leer sein werden. Bei Biontech (549.354 Dosen) würden knapp 279.000 Dosen für noch ausstehende Zweitimpfungen benötigt.

Wer wird derzeit vorwiegend geimpft? Das Personal von Grundschulen und Kitas, die Polizei, Menschen mit Behinderung, Pflegedienste sowie Menschen in den Pflegestufen 4 und 5. Zudem sind jede Woche noch etwa 145.000 Personen dran, die über 80 Jahre alt sind. Allerdings hat NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Mittwoch einen neuen Erlass angekündigt, mit dem man so schnell wie möglich das Impftempo im Land erhöhen wolle.

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In einigen Bezirken seien die Impfungen der Personen ab 80 Jahre aus der ersten Prioritätsgruppe nämlich nahezu abgeschlossen, insgesamt sind etwa zwei Drittel der Über-80-Jährigen in NRW mindestens einmal geimpft. Deshalb wolle man nun die zweite Prioritätsgruppe nicht schrittweise, sondern gleich vollständig öffnen.

Was also ändert sich mit dem neuen Erlass?

Bisher war nur ein Teil der zweiten Prioritätsgruppe zur Impfung zugelassen, zum Beispiel Polizisten mit Bürgerkontakt, Kitabetreuerinnen oder Grundschullehrer. Sobald der neue Erlass in Kraft tritt, könnten ab sofort eine ganze Reihe weiterer Personen geimpft werden, etwa Über-70-Jährige, Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personen, die in Flüchtlings- und Obdachloseneinrichtungen untergebracht sind.

Wie genau dies allerdings organisiert wird, welche Gruppen etwa priorisiert behandelt werden, bleibt zunächst unklar. Der Erlass ist noch nicht veröffentlicht worden.

Ab wann wird in den Hausarzt-Praxen geimpft? Nach Ostern werde „in den ersten April-Tagen“ der Übergang der Impfungen in die Hausarztpraxen kommen, sagte Laschet, mit der Bitte, die chronisch Kranken zu bevorzugen und alles was da sei, möglichst schnell zu verimpfen. „Das ist der Schlüsselweg, um aus dieser Pandemie herauszukommen“, so der CDU-Vorsitzende.

Wie ist die Lage in Köln?

Die Stadt Köln hatte bereits Ende Februar damit begonnen, Menschen aus der zweiten Prioritätsgruppe ein Impfangebot zu mache. Grund waren damals Überhänge beim Astrazeneca-Impfstoff. Dadurch konnte „das Impftempo merklich erhöht werden“, teilte ein Sprecher am Mittwoch mit. In der Priorisierung seien Beschäftigte der kritischen Infrastruktur vorgezogen worden, etwa Polizisten oder Rettungsdienst-Mitarbeiter, später auch Lehrer oder Kita-Personal. Stand Mittwoch sind 7,8 Prozent der Kölner erstgeimpft und 3,3 Prozent zweitgeimpft. 

Haben Impfstoffengpässe Einfluss auf die Terminvergabe?

Teilweise. Die Stadt Bonn etwa musste in den vergangenen Tagen 1600 noch freie Impftermine bis Ende März wieder streichen, weil die Liefermenge des Herstellers Astrazeneca deutlich geringer ausgefallen war als ursprünglich angekündigt. In Köln mussten laut Stadt noch keine Termine abgesagt werden, man werde gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium „alles versuchen, um sicherzustellen, dass in dieser Woche alle geplanten Impfungen stattfinden können“.

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