Pflegekräftemangel in NRWLaumanns Vorschlag übertüncht ein Problem, statt es zu lösen

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Pflege

Pflege-Jobs sollen bald besser bezahlt werden.

Düsseldorf – Vielen pflegebedürftigen alten Menschen fällt es schwer, ihr vertrautes Umfeld zu verlassen und  sich in die Obhut eines Heims zu begeben. Auch die Angehörigen tun sich meist nicht leicht mit der Entscheidung. Der große Wunsch: Die Eltern sollen den letzten Abschnitt ihres Lebens an einem würdigen Ort und mit herzlicher Versorgung und Gesellschaft verbringen. Die Qualität der Pflege ist bekanntlich äußert unterschiedlich. Ob sich die Senioren wohl fühlen, hängt stark von den Menschen ab, die sie im Alltag betreuen.

Leider sind die Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen von NRW oft katastrophal. Lange Arbeitszeiten mit Wochenenddiensten, eine unattraktive Bezahlung und die oft geringe Wertschätzung führen dazu, dass viele Fachkräfte sich nach einem anderen Job umsehen. Die Zahl der offenen Vollzeitstellen hat sich in NRW in den vergangenen Jahren verdoppelt. Das ist das alarmierende Ergebnis einer neuen Studie der Landesregierung zur Situation in den Gesundheitsberufen.

Pfleger aus dem Ausland sollen dauerhaft heimisch werden

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will den Personalmangel jetzt mit Kräften aus dem Ausland lindern. Er setzt dafür auf eine  Willkommenskultur, die es den zugewanderten Pflegerinnen und Pflegern ermöglicht, in NRW dauerhaft heimisch zu werden.  Damit sie nicht vereinsamen, sollen größere Gruppen aus einem Land in bestimmten Regionen von NRW konzentriert werden.

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Der Vorstoß erinnert an die Anwerbeabkommen für Gastarbeiter in Deutschland, die den Arbeitskräftemangel in den Zeiten des Wirtschaftswunders kompensiert haben. Das hat damals ganz gut funktioniert, heute wirkt der Rückgriff auf alte Rezepte allerdings wie aus der Zeit gefallen. Und so, als wolle man ein Problem nur provisorisch übertünchen, statt die Missstände aus der Welt zu schaffen.

Weniger Arbeit und mehr Geld würden das Problem lösen

Statt Pflegerinnen und Pfleger aus dem Ausland abzuwerben, die dann übrigens dort fehlen, muss die Politik die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass die Pflegeberufe für alle Bewerber attraktiver werden. Das Instrumentarium dafür ist schnell zusammengestellt: Eine 35-Stunden-Woche und mehr Geld würden da schon viel bewirken. Die Arbeitsbelastung muss zudem reduziert werden, in dem das Personal am tatsächlich vorhandenen Bedarf gemessen wird. Lippenbekenntnisse dagegen locken keinen einzigen zusätzlichen Azubi.

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Wenn sich die Beschäftigten in ihrem Job wohlfühlen,kommt das auch denjenigen zu Gute, die gepflegt werden. Zuhören, in den Arm nehmen, trösten – das funktioniert nicht bei einer Betreuung am Fließband, sondern nur, wenn die Zeit für eine individuelle Ansprache auch im Dienstplan berücksichtigt wird.

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