Bundeswehr erneut gefordertGeneralmajor Carsten Breuer soll Corona-Krisenstab leiten

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Generalmajor Carsten Breuer

Berlin – Die Bundeswehr war in der ersten Phase der Corona-Pandemie stark engagiert, bis im Sommer Entlastung eintrat. Nun ist die Truppe mit Macht zurück an der Corona-Front. Generalmajor Carsten Breuer soll sogar den neuen Krisenstab leiten.

Die Entscheidung kam am Sonntagabend überraschend. Da meldete sich der FDP-Vorsitzende und Major der Reserve, Christian Lindner, in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ zu Wort und sagte mit Blick auf den von der künftigen Ampel-Koalition geplanten Corona-Krisenstab der Bundesregierung: „An der Spitze wird ein deutscher General stehen.“

9000 Amtshilfe-Anträge an die Bundeswehr seit März 2020

Bald wurde auch der Name publik. Demnach soll Generalmajor Carsten Breuer die Leitung des Stabes übernehmen. Der 56-Jährige ist Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, das für Einsätze der Streitkräfte im Inland zuständig ist. Damit ist die Bundeswehr endgültig wieder an der Corona-Front angekommen.

Zu Beginn des Jahres standen rund 25.000 Bundeswehrsoldaten zur Corona-Bekämpfung bereit. Sie halfen in inländischen Altenheimen und Gesundheitsämtern, aber auch im Ausland, etwa im damals von der Pandemie schwer gebeutelten Portugal. Das Bundeskabinett beschloss seinerzeit, Landkreise und Kommunen von zusätzlichen Kosten zu befreien, wenn diese in der Pandemie Amtshilfe beantragen. Seit Beginn der Corona-Krise im März 2020 wurden nun rund 9000 solcher Anträge an die Bundeswehr gestellt.

Bundeswehr bei der Flutkatastrophe und in Afghanistan gefordert

Der kommandierende General für die Corona-Hilfen, Martin Schelleis, mahnte im Februar, das könne „kein Dauerzustand“ sein. „Unser Hauptauftrag ist die äußere Sicherheit“, sagte er. Im Sommer waren die Streitkräfte bei der Flutkatastrophe im Ahrtal dann ebenso gefordert wie beim Evakuierungseinsatz in Afghanistan, während an der Corona-Front in der warmen Jahreszeit und bei wachsender Impfquote langsam Ruhe einkehrte. Mit dem Virus meldet sich indes auch die Bundeswehr mit Macht zurück – notgedrungen.

Zuletzt kündigte Schelleis an, dass das Hilfeleistungskontingent Corona von derzeit 3000 auf 8000 Soldatinnen und Soldaten verdoppelt werde. Neuerdings fliegt die Luftwaffe Corona-Intensivpatienten in freie Krankenhäuser – so am Wochenende fünf schwerkranke Menschen von München nach Hamburg, von wo aus sie weiter nach Schleswig-Holstein gebracht werden sollten.

„In ganz Deutschland haben die Menschen auch weiterhin die Gewissheit, dass auf ihre Bundeswehr Verlass ist“, sagt der General mittlerweile. Da scheint es nicht mehr verwunderlich, dass nun auch ein führender Offizier die Leitung des neuen Krisenstabes übernehmen soll.

Corona-Krisenstab nimmt in den nächsten Tagen seine Arbeit auf

Carsten Breuer stammt aus Letmathe (heute ein Stadtteil Iserlohns) im Sauerland und wird am Mittwoch 57 Jahre alt. Er ging nach dem Abitur 1984 zur Truppe und studierte an der Universität der Bundeswehr in Hamburg Pädagogik. Breuer durchlief mehrere Stationen im Verteidigungsministerium, war in Prizren (Kosovo) eingesetzt und in der afghanischen Hauptstadt Kabul.

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Zwischenzeitlich war er Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 im sächsischen Frankenberg und unter Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verantwortlich für das Weißbuch. Das Vertrauen der Politik genießt der Generalmajor also nicht zum ersten Mal. Er wird es diesmal zweifellos noch mehr gebrauchen können als sonst.

Unterdessen erklärten die Chefs von FDP und SPD, Christian Lindner und Saskia Esken, dass der von den Ampel-Partnern geplante Corona-Krisenstab im Kanzleramt bereits in den nächsten Tagen seine Arbeit aufnehmen soll.

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