Kommentar zu Lindners UmarmungWer ohne Fehler ist, werfe das erste Schnitzel

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Christian Lindner

Keine Frage, es ist peinlich. FDP-Chef Christian Lindner hat nach einem Besuch im Promi-Restaurant „Borchardt“ – das berühmt für seine Schnitzel ist – einen Honorarkonsul von Weißrussland innig umarmt. Mit heruntergezogener Mund-Nasen-Maske. Das ist ein Fehler, der einem Spitzenpolitiker in Zeiten der Pandemie nicht unterlaufen sollte. Und das auch noch direkt am ersten Tag, als Restaurants in Berlin wieder öffnen konnten.

Hat Lindner sich damit als blendendes Vorbild in Corona-Zeiten qualifiziert? Sicher nicht. Viele erinnern nun daran, dass Lindner beklagt hat, die Regierung spreche zu den Bürgern „wie zu Kindern“. Es kommt noch hinzu, dass Lindner nach dem Kabinen-Video des Hände schüttelnden Hertha-Spielers Salomon Kalou gefordert hatte, das individuelle Fehlverhalten müsse so streng geahndet werden, dass es „selbst Fußballmillionären richtig weh“ tue.

Es ist richtig, dass Lindner die Umarmung vor dem Restaurant schnell bedauert hat. Es sei ein Fehler gewesen, „wie er unter Freunden nach einem Abend leider passiert“, sagte er dem „Spiegel“. Es ist keine glorreiche, aber eine nachvollziehbare Erklärung. Das sollte akzeptiert werden, ohne dass Lindner weiter mit Häme überzogen wird.

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Schauen wir uns doch mal in Parks, Restaurants und Straßen um! Man kann sich einmal die Frage stellen, ob Lindner vielleicht auch stellvertretend für viele andere die Unwucht des Unmuts in den sozialen Netzwerken abkommt. Zu viele halten die Abstandsregeln längst nur noch unzureichend ein. Im Moment der Öffnung des gesellschaftlichen Lebens in Pandemiezeiten muss sein eigenes Verhalten kritisch prüfen. Das ist eine Alltagsaufgabe für alle.

Politiker sind, wie wir alle, Menschen. Der Mensch sollte versuchen, so wenig wie möglich falsch zu machen. Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, der werfe das erste Schnitzel. (RND)

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