Nach Empfehlungen an KommunenWelche Hitzekonzepte hat die Bundesregierung?

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Hitzeplan Symbolbild 180722

Nordrhein-Westfalen, Köln: Nur wenige Menschen halten sich bei Hitze im vertrockneten Rheinpark am Rheinufer auf.

Berlin – Hitze wird auch in Deutschland zunehmend zum Problem. Zwar werden für die nächsten Tage nun keine 45 Grad erwartet, wie zunächst prognostiziert, doch mancherorts könnten die Temperaturen auf 35 Grad klettern. Solche Temperaturen seien vor allem herausfordernd, „wenn sie länger anhalten und auch in den Nächten keine Abkühlung einsetzt“, sagte die Chefin des Ärzteverbandes Marburger Bund, Susanne Johna, dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND).

Was plant die Regierung um Menschen zu schützen?

Zur Gefahr können Hitzewellen insbesondere für ältere Menschen werden, da sie nur ein geringes Durstgefühl empfinden. „Senioren sollten deshalb in Hitzephasen darauf achten, mindestens zwei Liter am Tag zu trinken“, riet sie.

Doch welche Hitzekonzepte hat die Bundesregierung, um die Menschen zu schützen? Das Bundesgesundheits­ministerium teilte auf RND-Anfrage mit, 2005 sei ein bundesweites Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes (DWD) eingerichtet worden. „Es steht auch eine kostenlose Hitzewarn-App oder E‑Mail-Service zur Verfügung“, ergänzte die Ministeriums­sprecherin. „Hitzewarnungen sind ein zentrales Element für den Hitzeschutz.“

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Die Sprecherin verwies auch auf das Internetportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dort stünden unter anderem Informationen und Verhaltenstipps für Hitze zur Verfügung. Darüber hinaus gebe es eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die sich mit gesundheitlicher Anpassung an die Klimawandelfolgen beschäftige. Sie habe bereits im Jahr 2017 Empfehlungen zur Erstellung von Hitzeaktionenplänen für Städte und Gemeinden entwickelt.

Erarbeitung von Hitzeplänen langsam und uneinheitlich

Darauf nimmt auch das Bundesumwelt­ministerium Bezug, die konkrete Ausgestaltung liege allerdings in den Händen der Kommunen, hieß es. Und die geht offenbar schleppend voran: So hätten in Deutschland zwar einzelne Kommunen mit der Arbeit an Hitzeaktionsplänen begonnen, diese befänden sich zum großen Teil aber noch in der Entwicklung, sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage. Es sei aktuell keine Stadt oder Gemeinde bekannt, die einen Hitzeaktionsplan mit allen acht Elementen der Empfehlungen umsetze.

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Weiter hieß es, es gebe große Unterschiede bei kommunalen Hitzeaktionsplänen: „Teilweise fokussieren sich diese nur auf einzelne Maßnahmen, während andere Städte umfassende und koordinierte Pläne erarbeiten.“ Es seien jedoch auch Kommunen bekannt, die umfassende Maßnahmen zum Gesundheitsschutz bei Hitze anwendeten, ohne dies „Hitzeaktionsplan“ zu nennen.

Das Umweltministerium will die Klimaanpassung in den Städten und Gemeinden mit dem Zentrum für Klimaanpassung verbessern. Das Zentrum existiert seit einem Jahr und bietet Beratung für Kommunen an, die sich auf die Folgen der Erderhitzung vorbereiten wollen.

Mehr Anstrengung bei Maßnahmen gefordert

Dem Marburger Bund reicht das nicht aus. „Die Politik muss ihre Anstrengungen für Schutzmaßnahmen in Hitzephasen deutlich ausbauen“, forderte die Verbandsvorsitzende Johna. „Städte und Kommunen brauchen Hitzeschutzpläne, damit sich Senioreneinrichtungen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens besser auf Hitzewellen vorbereiten können, am besten geregelt durch einen nationalen Hitzeschutzplan.“

Die Medizinerin pochte auf umfassende Weiterbildungen: „Nötig sind Fortbildungen zu hitzebedingten Erkrankungen, die temperaturgerechte Aufbewahrung von Medikamenten, spezifische Maßnahmen bei stark erhöhten Temperaturen über mehrere Tage und Gebäude­anpassungen.“

Auch Nachbarschaftshilfe etwa beim Einkaufen sei wichtig. Johna pochte auf eine Hitze-Aufklärungskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Die Bevölkerung müsse darüber informiert werden, wie sich Menschen in Hitzewellen ganz konkret verhalten sollen, sagte sie. (rnd)

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