Prüft RWE einen neuen Tagebau?

Lesezeit 3 Minuten
Vor der Kulisse des RWE-Kraftwerkes Niederaußem wird im Tagbaugebiet Garzweiler Braunkohle abgebaut.

Vor der Kulisse des RWE-Kraftwerkes Niederaußem wird im Tagbaugebiet Garzweiler Braunkohle abgebaut.

Grüne aus Düren und dem Rhein-Erft-Kreis wollen Aufschluss eines neuen Abbaugebiets verhindern.

Bergheim / Düren - Die Grünen im Rhein-Erft-Kreis und im benachbarten Düren sind sicher: Wenn RWE Power wie angekündigt weiter neue, leistungsstarke Braunkohlekraftwerke zur Stromerzeugung baut, dann reicht der Kohlevorrat in den Tagebauen Hambach und Garzweiler zwischen Mönchengladbach, Düren und Bergheim bald nicht mehr aus. Schon in weniger als zehn Jahren, wenn bis dahin vier geplante neue Kraftwerksblöcke mit einer Leistung von 4000 Megawatt (MW) am Netz sind, gehe die Kohle absehbar zur Neige. Die Grünen befürchten deshalb den Aufschluss eines weiteren Tagebaus. Und diesen vermuten sie zwischen Kerpen, Nörvenich und Erftstadt-Lechenich.

Dass in dieser Region Kohle liegt, ist seit langem bekannt. Rund 1,4 Milliarden Tonnen sind abbaubar, haben Experten schon vor mehr als 20 Jahren festgestellt. Zwei kleine Orte, nämlich Erp (Erftstadt) und Irresheim (Gemeinde Nörvenich) gaben dem 80 Quadratkilometer großen Bereich damals seinen Namen. Im Rahmen der Genehmigung des Tagebaus Garzweiler II spielte Erp / Irresheim zwar nur die planungsrechtlich geforderte Alternativ-Lösung. Immerhin aber stellte die Landesregierung 1987 in einer Untersuchung fest, dass es überhaupt nur einen weiteren „möglichen Großtagebau, das Feld Erp / Irresheim“ mit einer jährlichen Förderleistung von 40 Millionen Tonnen Kohle im Revier gebe. Im Braunkohleplan-Entwurf zu Garzweiler II heißt es dazu: „Nur ein neu aufzuschließender Tagebau Erp / Irresheim (kann) den Deckungsbeitrag des Tagebaus Garzweiler II zur Energieversorgung mit einem vergleichbaren Kohlevorrat und einer vergleichbaren Jahresförderung erbringen.“

Alles zum Thema RWE

Den Aufschluss wollen die Grünen jedoch verhindern und fordern den zügigen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung. Beide Kreisverbände wollen dies auf dem Bundesparteitag Anfang Dezember durchsetzen. Für Oliver Krischer, Vorstandsmitglied der Dürener Bündnisgrünen, ist es daher besonders wichtig, auch den Bau weiterer Kraftwerke zu verhindern - um den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid zu verringern. Außerdem: „Mit dem Bau neuer Kraftwerksblöcke werden Fakten geschaffen“, sagt Krischer. „Und dann muss Kohle her.“

Die Grünen stützen ihre Argumentation auf „Zahlen von RWE Power“, so deren Geschäftsführer im Rhein-Erft-Kreis, Johannes Bortlisz-Dickhoff. Demnach haben die neuen Kraftwerke eine Laufzeit von 40 Jahren. Schon ab 2020 würden die derzeit genehmigten Kohlevorräte kaum noch reichen. Krischer ist daher überzeugt: Spätestens 2010 - bis dahin gehen zwei neue Kraftwerksblöcke in Grevenbroich-Neurath mit einer Gesamtleistung von 2000 MW ans Netz - müsse die Tagebaufrage entschieden sein.

RWE Power bezweifelt die Berechnungen der Grünen und die so ermittelte Kohleknappheit. „Die haben vergessen, die alten Blöcke abzuziehen, die wir stilllegen - allein sechs 150 MW Blöcke bis 2010“, sagt Pressesprecher Manfred Lang. RWE Power dementiert solche Pläne nicht, sagt derzeit aber nur: „Eine Entscheidung fällt - wenn überhaupt - erst in der zweiten Hälfte der nächsten Dekade.“ Also frühestens im Jahre 2015.

„Das Unternehmen will sich die Entscheidung so lange wie möglich offenhalten“, kritisiert Krischer. Die Menschen in der Region hätten aber einen Anspruch darauf, so früh wie möglich informiert zu werden. „RWE Power muss seine Pläne so schnell wie möglich offenlegen.“

KStA abonnieren