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Drosten warnt vor DurchseuchungWann die Corona-Impfung für kleinere Kinder kommt

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Kind Impfung

Corona-Impfung für die Kleinsten: Wann ist es soweit?

Köln – Während sich Menschen in Deutschland, die mindestens zwölf Jahre alt sind, gegen das Coronavirus impfen lassen können, gucken die ganz Kleinen noch in die Röhre. Sie haben keinen Impfschutz, in geöffneten Schulen oder Kindergärten aber trotzdem vergleichsweise viele Kontakte zu anderen. Wie sieht es nun aktuell mit den Impfungen von Kindern unter zwölf aus? Ein Überblick über den Stand der Forschung.

Weil Schulen sowie Kindergärten geöffnet sind und gleichzeitig der Impfschutz für die Kleinsten noch fehlt, gibt es Vorwürfe, eine sogenannte Durchseuchung von Kindern werde in Kauf genommen. „Es ist ganz klar, das kann man nicht machen, schon alleine aus einer Vorsichtsüberlegung heraus“, betonte nun der Virologe Christian Drosten gegenüber dem Deutschlandfunk. Es gebe keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass negative Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus bei Kindern „in nicht nennenswerter Zahl“ auftreten würden. Sprich: Trotz der seltenen schweren Verläufe bei Kindern besteht die Gefahr, dass auch sie an (Spät-)folgen einer Infektion leiden.

Und so führt der Weg von der Pandemie in eine zunächst relative Normalität auch bei den Kleinsten über die Impfung gegen das Coronavirus. Der Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Florian Hoffmann, rechnet ab 2022 mit Impfstoffen für die jüngsten Kinder und auch für Säuglinge. „Wir gehen fest davon aus, dass es ab kommendem Jahr Impfstoffe für alle Altersklassen geben wird, sogar zugelassen bis hin zu Neugeborenen“, sagte der Kinderarzt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

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Dazu passt, dass die laufende Zulassungsstudie der Hersteller Biontech und Pfizer für Corona-Impfungen bei unter Zwölfjährigen, an der zum Teil sogar Säuglinge beteiligt sind, auf einem vielversprechenden Weg zu sein scheint. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sollen die Jüngsten, bei denen Impfungen seit Ende März in ersten Studien erprobt werden, wohl eine geringere Dosis des Präparats erhalten. Die Hersteller rechnen nach eigenen Angaben mit endgültigen Ergebnissen bis Ende September.

Auch Moderna peilt Impfstoff-Zulassung für kleine Kinder an

Es ist offenbar eine Frage der Dosierung: In den Studien wird die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer vollen Dosis, einer Dosierung mit zwei Dritteln des Impfstoffes und mit einem Drittel erprobt. Eine volle Dosis mit 30 Mikrogramm, die in den Spritzen für Jugendliche und Erwachsene verwendet wird, ist für jüngere Kinder offenbar nicht notwendig, um sie ausreichend vor dem Coronavirus zu schützen.

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Der Hersteller Moderna forscht seit März unter dem Namen „KidCove“ an Wirksamkeit und Verträglichkeit seines Impfstoffs bei Kindern zwischen sechs Monaten und zwölf Jahren. Bei den Tests sind die älteren Kinder zuerst an der Reihe, schrittweise wird das Alter bis hin zu den Allerjüngsten gesenkt. Erste Resultate für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren könnte es laut Deutschlandfunk im Herbst geben, für kleinere Kinder erst gegen Jahresende. Der Hersteller Astrazeneca arbeitet mit der Universität Oxford zusammen, die Probanden sind britische Kinder zwischen sechs und 17 Jahren. Und auch Johnson & Johnson betreibt seit August 2020 Untersuchungen mit Kindern ab zwölf Jahren, vorerst noch ohne Ergebnisse.

Corona-Impfungen: Erste Studien liefen ohne kleine Kinder

Warum dauert das so lange? Das Verfahren zur Zulassung von Impfstoffen ist langwierig – so auch im Fall Covid 19. Der erste Weg führt über klinische Studien, erst wenn in mehreren Phasen festgestellt wird, dass der Nutzen einer Impfung das Risiko deutlich überwiegt, wird der Impfstoff freigegeben – für diejenigen Altersgruppen, die an der Studie beteiligt waren.

Bei neuen Impfstoffen sind dies meist Erwachsene. So wurden die Corona-Impfstoffe in den Zulassungsstudien zwar an bis zu 60.000 Menschen getestet, darunter waren allerdings kaum Kinder und Jugendliche – und Kinder unter zwölf Jahren überhaupt nicht. 

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