PCR, Antigen, AntikörperWie zuverlässig sind die verschiedenen Corona-Tests?

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Der PCR-Test hat die höchste Wahrscheinlichkeit, einen Corona-positiven Menschen zu entdecken.

Köln – Testen, testen, um das Virus einzudämmen, mit PCR-Schnelltests, Antigen- und Antikörpertests, Abstrichen, Blutproben: Die mittlerweile verwirrende Vielzahl von Möglichkeiten, sich auf das Coronavirus testen zu lassen, macht es schwer noch durchzublicken. Was geht wie schnell, ist für wen geeignet, und vor allem: wie zuverlässig, um eine Infektion festzustellen? Eine Kollegin macht in Praxisräumen am Kölner Alter Markt einen Schnelltest – und erhält schon nach 20 Minuten auf der Autobahn eine SMS mit dem Ergebnis. Andere hocken nach einem Test in großer Ungewissheit zuhause und warten fünf Tage auf den Befund. Virologe Dr. Rolf Kaiser, Bereichsleiter PCR-Diagnostik am Institut für Virologie der Universitätsklinik Köln, erklärt die Ungereimtheiten, Vor- und Nachteile der verfügbaren seriösen Test-Methoden.

Was ist gemeint, wenn heute von Corona-Schnelltests in Altenheimen die Rede ist oder solchen, die Reiseanbieter wie TUI z.B. vor dem Flug auf die Kanaren zuhause zum Selbermachen anbieten?

Rolf Kaiser: Das sind sogenannte Antigen-Schnelltests auf eine akute Infektion, nicht zu verwechseln mit Antikörpertests, mit denen man nur nachträglich feststellen kann, ob der Betreffende eine Corona-Infektion durchgemacht und Antikörper darauf gebildet hat. Der Riesenvorteil der Antigen-Schnelltests ist die Schnelligkeit. Man macht es direkt vor Ort, es genügt ein Rachenabstrich und in 20 Minuten ist die reine Chemie erledigt, ohne Umweg über ein Labor.

Antigen heißt was genau?

Das ist wie der klassische PCR-Test ein Virus-Direkt-Nachweis für eine akute Infektion, der aber auf Eiweißfragmente von Corona-Viren reagiert, die sogenannten Antigene. Dadurch ist der Antigen-Schnelltest etwas weniger zuverlässig und empfindlicher als der an Treffsicherheit nicht zu überbietende klassische PCR-Test im Labor oder der ebenso zuverlässige PCR-Schnelltest, die beide durch eine sogenannte Polymerase-Ketten-Reaktion, kurz PCR, auf das Virus-Erbgut anschlagen.

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Ein Antigen-Schnelltest scheint ähnlich simpel wie ein Schwangerschaftstest. Dennoch gehören auch Antigen-Schnelltests laut Zulassung immer noch nur in Profi-Hände. Geeignete Tests, die Mindeststandards gerade bezüglich der Zuverlässigkeit erfüllen – die von Hersteller zu Hersteller schwankt – hat das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte in Kooperation mit RKI und Paul-Ehrlich-Institut auf einer Liste ins Netz gestellt. Aber: Eine Zulassung für den Heimgebrauch durch Laien hat, anders als für Schwangerschaften oder HIV-Infektion, noch kein einziger Corona-Schnelltest.

Für welchen Test braucht man eine Blutprobe?

Für Antikörpertests. Ein Antikörpertest zeigt aber immer erst nachträglich die Reaktion des Körpers auf den Erreger. Auch hier werden Schnelltests à la Schwangerschaftstests in Kartuschen-Form quasi für den Heimgebrauch angeboten, aber von denen wird generell als unüberprüfbar und zu ungenau abgeraten.

Wie kann ein Testergebnis in 20 Minuten da sein, es aber umgekehrt auch bis zu fünf Tage dauern, bis man Klarheit hat?

Der größte Zeitfresser beim Testen ist die Logistik. Das Registrieren der Patienten, der Transport ins Labor, Rückmeldung der Ergebnisse, Wartezeiten. Auch ein Antigen-Schnelltest zum Beispiel im Altenheim dauert einschließlich Wartezeit, Probeentnahme, alles mischen, ablesen, schnell eine Dreiviertelstunde. Das spart gegenüber dem PCR-Schnelltest vielleicht 15 Minuten. Auch beim klassischen PCR-Test ist das Gerät im Labor in 2 ½ Stunden fertig, für an die 100 Proben gleichzeitig.

Wie kann man die Informationskette beschleunigen?

Es ist möglich, die Informationsweitergabe elektronisch, vollautomatisch abzuwickeln per SMS direkt vom Arzt oder Labor. Man bekommt einen QR-Code und eine PIN-Nummer für die SMS, die Probe läuft mit dieser Kennung durchs Labor, erzeugt das Ergebnis. Dann kommt direkt als SMS die Info: Ihr Ergebnis liegt vor. Dann gibt man zur Abfrage die erhaltene PIN ein und kann den Befunde lesen. Bei einem positiven Ergebnis würde dieser Befund zeitgleich automatisch an RKI und Gesundheitsämter übermittelt.

Die drei Virus-Nachweise zum Nachweis des SARS-CoV-2 Virus

Standard PCR-Test

Wie geht's? Abstrich aus dem tiefen Rachenraum

Wer macht's? Abstrich durch Arzt/Arzthelfer in Praxis oder Klinik, Auswertung zentral im Großlabor

Wie schnell? Test selber dauert max. 3,5 Stunden. Danach wird das Ergebnis an den Sender, z.B. den Arzt übermittelt. 

Wie zuverlässig? Höchste Wahrscheinlichkeit, einen Corona-Positiven Menschen zu entdecken. 

Vorteil: Man kann eine große Menge Tests in kurzer Zeit abarbeiten. Der Test ist sehr genau, d.h. 1.) beste Sensitivität=höchste Empfindlichkeit, somit Wahrscheinlichkeit das Virus zu finden, wenn es denn vorhanden ist und 2.) höchste Spezifität=Korrektheit. D.h. wenn der PCR-Test sagt, da ist kein Virus, dann ist da auch sehr wahrscheinlich nichts. Er zeigt am wenigsten sog. falsch-positive Ergebnisse. 

Nachteil: Man braucht ein teures Gerät im Labor. Proberöhrchen mit Abstrichen müssen dorthin transportiert werden. Der Transport kann manchmal dauern.

Für wen geeignet? Für alle, von Reiserückkehrern bis zu Menschen, die Symptome haben. 

PCR-Schnelltest

Wie geht's? Wie beim klassischen PCR-Test: Rachenabstrich

Wer macht's? Arzt/Arzthelfer, das nötige kleinere Analysegerät kann auch in der Notaufnahme von Krankenhäusern stehen.

Wie schnell? Test selber dauert 50 Minuten, mit Registrieren, Beschriften, ca. 30 Minuten on top. 

Wie zuverlässig? Genauso zuverlässig wie der klassische PCR-Test

Für wen geeignet? Für Notfälle, z.B. bei Aufnahme im Krankenhaus, vor OP, Einzelpersonen, die z.B. weil sie zu Risikogruppen zählen, besonders schnell ein sicheres Testergebnis brauchen.

Vorteil: Schnell und zuverlässig

Nachteil: Sehr teuer. Kann nur einzelne Proben bearbeiten. Allein die notwendigen Material- und Laborartikel kosten das Vierfache.

Antigen-Schnelltest

Wie geht's? Rachenabstrich

Wer macht's? Arzt bzw. medizinisch geschultes Personal

Wie schnell? Test an sich dauert nur 20 Minuten, mit Registrierung und Probenvorbereitung eine Stunde.

Wie zuverlässig? Etwas weniger empfindlich, d.h. man könnte eine sehr frühe aber auch sehr späte Infektionen eher übersehen als per PCR-Test. Ein positives Ergebnis im Antigen-Test muss laut RKI durch einen PCR-Test bestätigt werden. Liste der deutsche Mindeststandards erfüllenden Antigen-Tests zum direkten Sars-CoV-2-Erregernachweis unter www.bfarm.de

Für wen geeignet? Die Tests sind noch in der Erprobung. Es ist für Screenings, Einlasskontrollen in Kliniken, Altenheimen, ambulanten Pflegeeinrichtungen denkbar, wo es darum geht, das Einschleppen einer Corona-Infektion auszuschließen.

Vorteil: An Ort und Stelle durchführbar und auszuwerten, simpel wie ein Schwangerschaftstest. Man benötigt kein Laborgerät. Der Test kann z.B. auch am Krankenbett durchgeführt werden.

Nachteil: Weniger sensitiv als PCR-Tests.

Antikörper-Test zum Nachweis der Immunreaktion des Körpers auf eine gewesene Infektion

Wie geht's? Blutprobe

Wer macht's? Arzt bzw. medizinisch geschultes Personal

Wie schnell? Test an sich dauert nur 20 Minuten, mit Registrierung und Probenvorbereitung etc. eine Stunde

Wie zuverlässig? Antikörpertests zeigen, ob man SARS-CoV-2 bereits hatte. Es gibt Antikörper-Teste im Labor mit Gerät (zuverlässig) oder die weniger zuverlässigen Kartuschenteste („Schwangerschaftsteste“)

Für wen geeignet? Für Menschen, die einen früheren engeren Kontakt hatten (zu infizierten Familienmitgliedern, Corona-Patienten) und wissen müssen, ob sie selber auch eine Infektion hatten.

Der Nutzen ist unklar, da man für den Fall, dass überhaupt Antikörper nachgewiesen werden, nicht weiß, ob diese Antikörper einen lang andauernden oder nur einen kurzfristigen Schutz bieten.

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