- In einem WhatsApp-Kettenbrief droht ein anonymer Absender Schülern in NRW mit dem Tod.
- Viele Schüler sind durch die Nachricht verunsichert.
- Wie sollte man am besten mit solchen Nachrichten umgehen?
Köln/Düsseldorf – In einer WhatsApp-Nachricht, die derzeit als Kettenbrief an Kölner Schulen rasend schnelle Verbreitung findet, wird den Empfängern, vor allem Kindern und Jugendlichen, auf besonders abscheuliche Weise mit dem Tod gedroht, wenn sie die Nachricht nicht wenigstens an 20 Personen weiterleiten.
Der Absender reichert die Drohungen mit Beispielen von Jugendlichen an, die auf grausame Art ermordet worden seien, weil sie seine Anweisung nicht befolgt hätten. „Ich werde in einer Ecke stehen und Dich um 23.58 Uhr in einer brutalen Art und Weise umbringen“, heißt es an einer Stelle.
Absender droht mit dem Tod der Eltern
Zuvor werden die Empfänger noch eingeschüchtert. „Hallo! Bevor Du denkst, dass dieser Kettenbrief nicht stimmt – Du liegst falsch“, heißt es in der angehängten Audiodatei. Auch mit dem Tod der Eltern droht eine unbekannte bedrohlich klingende Stimme.
Das ist natürlich blanker Unfug. Kettenbriefe kommen für die Experten bei der Landesanstalt für Medien in Düsseldorf vom Grundsatz her nicht überraschend, doch diese unverhohlene Form der Drohung, die in die Kategorie der „Angstmacher“ fällt, habe eine neue Qualität, heißt es auf Anfrage.
Medienexperten raten zu einer frühzeitigen Aufklärung
„Solche Kettenbriefe sind eine besonders niederträchtige Form, die Ängste von Kindern zu instrumentalisieren und zu schüren“, sagt Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt. „Unser erstes Ziel muss es sein, Ruhe ins Thema zu bekommen und den Kindern die Angst zu nehmen.“
Schmid rät, dass Kinder und Jugendliche über das Thema schon informiert sein müssen, bevor die erste Nachricht mit der Aufforderung, sie weiterzuleiten, auf ihrem Handy landet. „Eltern und Lehrkräfte müssen sie darüber aufklären, dass es sich bei Kettenbriefen um frei erfundene Inhalte handelt.“
Komme es zu einer Kontaktaufnahme, müssten die Kinder wissen, dass sie nicht antworten, sondern sich unmittelbar an eine Vertrauensperson wenden sollen. „Bei konkreten Drohungen wie in diesem Beispiel muss die Polizei informiert werden“, sagt Schmid.
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Angsteinflößende Kettenbriefe sollten in keinem Fall weitergeleitet werden, um nicht noch weitere Kinder unnötig zu ängstigen. „Kindern ist oft nicht bewusst, was hinter Kettenbriefen steckt und dass die darin beschriebenen Gefahren nichts mit der Realität zu tun haben“, so Schmid.
Hoher sozialer Druck
Problematisch sei, dass auch jüngere Kinder schon an Grundschulen mit Kettenbriefen in Berührung kommen, deren Inhalte sie zum Teil nicht einschätzen können, sagen die Experten bei der Landesmedienanstalt. In den meisten Fällen würden über WhatsApp eher harmlose Scherze verbreitet.
Aber auch diese harmlosen Kettenbriefe könnten auf Kinder eine hohen sozialen Druck ausüben, weil sie einein Art „Sozialbarometer“ seien. Wie beliebt bin ich in meiner Klasse oder im Freundeskreis? Ausschlaggebend dafür ist die Anzahl der Nachrichten, die von den anderen wieder zurückgeschickt werden.
Die Motivation der Absender solcher Kettenbriefe seien vielfältig, sagen die Medienexperten: „Macht auf andere ausüben, Langeweile oder fehlende Aufgaben, die Sinn stiften. Vielleicht möchte auch jemand nur testen, wie weit seine oder ihre kreativen Leistungen die Runde machen.“