Allround-DiscounterVom Tapeziertisch zum Container

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Guido Korn vor dem großstädtischen Logo seiner Kette - wenn auch die Silhouette nur ganz entfernt an Bergisch Gladbach erinnert. (Bild: ca)

Guido Korn vor dem großstädtischen Logo seiner Kette - wenn auch die Silhouette nur ganz entfernt an Bergisch Gladbach erinnert. (Bild: ca)

Overath – In den Farben Blau und Weiß zeigt das Logo von Center-Shop die Silhouette von Hochhäusern und verdeutlicht mit dem Bild: Wir gehören ins Zentrum. In Bergisch Gladbach gibt es gegenüber der Rhein-Berg-Galerie einen der Läden, 29 weitere in ganz Nordrhein-Westfalen. „Wir wollen wachsen und pro Jahr vier bis sechs neue Läden eröffnen“, sagt Inhaber Guido Korn (41) zuversichtlich.

Angefangen hat alles ganz klein Mitte der 90er Jahre mit einem Marktstand. Korn studierte Elektrotechnik an der Fachhochschule Köln und suchte nach einer Möglichkeit, das Studium zu finanzieren. Also wurde er Markthändler: Socken, Unterwäsche, kleine Geschenkartikel. Das Konzept: sehr günstig einkaufen - günstig weiterverkaufen und so eine Marge für sich behalten.

Die Idee ging auf. 1996 eröffnete er seinen ersten Laden mit 70 Quadratmetern Verkaufsfläche in Troisdorf. „Das war 'ne super Zeit. Da konnte man Tapeziertische aufstellen, die Waren drauf, und weil es so günstig war, haben die Leute gerne gekauft“, erzählt er. Die Kartons mit der Ware stapelte er am Anfang bei sich zu Hause. „Da stand dann alles voll“, erinnert er sich.

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Der Laden lief, schnell schauten er und sein Partner sich nach neuen Verkaufsflächen um. Sie sollten vor allem eins sein: günstig. So kam es, dass sie im Winter häufig in Eisdielen ihre Waren anboten, wenn deren italienische Betreiber sie im Herbst in Richtung Italien verlassen hatten. „Da sind wir dann für die Wintermonate rein, haben Theken und Tische rausgestellt und unsere Sachen aufgebaut.“ Das vierte Quartal ist in diesem Markt das mit Abstand umsatzstärkste, und so ergänzten sich Eisdielenbesitzer und Korn bestens.

1999 hatten Korn und sein Partner eine Hand voll Läden. Korn wollte ein Filialunternehmen aufbauen, der Partner nicht. Also trennten sich die Wege. Heute beschäftigt der Bergisch Gladbacher in den 30 Läden knapp 400 Mitarbeiter, darunter im Durchschnitt zehn Auszubildende. Verwaltung und Zentrallager befinden sich in Overath auf dem ehemaligen „Ihr-Platz-Gelände“. Ende des Jahres muss Center-Shop die Fläche verlassen, da dort Wohnhäuser gebaut werden sollen. „Wir suchen gerade ein neues Gelände“, sagt Korn.

Bei allem Wachstum gibt es immer wieder Rückschläge. Ein Laden bringt nicht den erhofften Umsatz und wird wieder geschlossen. Korn sucht ständig Ladenlokale ab 600 Quadratmetern Verkaufsfläche. „Heute müssen Parkplätze davor sein. Dann steigt der Umsatz pro Einkaufsbon deutlich an.“

Der Bergisch Gladbacher Laden in der Fußgängerzone wird bald umziehen. Nachdem der Bekleidungsladen C & A dort vor einigen Jahren auszog und die Fläche leer stand, griff Korn günstig zu. Inzwischen ist auf der anderen Straßenseite die Rhein-Berg-Galerie entstanden, und der Vermieter möchte laut Korn deutlich mehr Miete: Also wird Center-Shop den Laden verlassen. „Wir suchen gerade eine Fläche in Bergisch Gladbach“, erzählte der Eigentümer.

Zweimal im Jahr fährt Korn nach China in die Provinz, um neue Ware einzukaufen. Direkt an den Fabriken, um die Kosten für den Zwischenhandel zu sparen. „Über Hongkong ist das inzwischen zu teuer“, berichtet er von seinen Erfahrungen. Ein chinesischer Agent prüft über das Jahr die Ware und steuert den Versand. Dann setzen sich die großen Container per Schiff in Richtung Europa in Bewegung. „Das ist schon echt ein Witz. Im Augenblick ist wegen der Wirtschaftskrise die Fahrt von China nach Rotterdam günstiger als von Rotterdam ins Lager nach Overath“, erzählt er. Nach rund 15 Jahren im unteren Preissegment glaubt Korn, seine Kunden zu kennen: Er hat viele Stammkunden, heute seien die Menschen aber deutlich anspruchsvoller und kauften bewusster. „Früher hab ich Milka für 49 Pfennig die Tafel hingestellt, und die wurde kartonweise gekauft. Heute überlegen die Kunden, ob sie die wirklich brauchen und kaufen dann nur einige Tafeln.“

Heißt das, er verdient an den wirtschaftlichen Problemen anderer? Korn denkt kurz nach: „Der Großteil unserer Produkte sind reguläre Produktionen. Für den anderen Teil gilt: Wenn jemand pleite ist und auf der Ware sitzt, kaufe ich es ihm ab. Ansonsten hätte er gar nichts dafür bekommen.“ Auch die Kunden profitierten vom Angebot. Korn: „Wo bekommen sie sonst Schuhe für wenige Euro, wie wir sie zum Beispiel demnächst wieder haben?“

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