Moderne Sklavenhändler in Haft

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Osteuropäische Frauen wurden gezielt ins Rheinland geschleust und zur Prostitution gezwungen.

Bei der Razzia auf dem Eigelstein am Mittwochabend ist der Polizei ein Schlag gegen eine international operierende Schleuserbande gelungen. Als „Sklavenhandel im 21. Jahrhundert“ bezeichnete Staatsanwalt Egbert Bülles die Machenschaften der türkisch-bulgarischen Tätergruppe. Seit eineinhalb Jahren sollen vier verhaftete Haupttäter osteuropäische Frauen unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelotst und zur Prostitution gezwungen haben. In den Straßen rund um den Eigelstein waren in neun Kneipen und einer Pension achtzehn Frauen aufgegriffen worden, die sich ohne Visum in Deutschland aufhielten.

Die Zentrale der wegen schweren Menschenhandels in Haft sitzenden Täter war nach Ansicht der Ermittler das „Café Istanbul“ in der Weidengasse sowie eine benachbarte Pension. Hier mussten die 18 bis 25 Jahre alten Frauen in einer Art Matratzenlager unter menschenunwürdigen Bedingungen wohnen.

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Das Café wurde vom Ordnungsamt geschlossen. Von dort aus sollen die Frauen an verschiedene Gaststätten am Eigelstein geschickt worden sein, um Kontakt zu Freiern aufzunehmen. Auf die Spur der Täter war die Polizei der Bande nach einer brutalen Schlägerei im Januar in der Kneipe „No Limits“ in Erftstadt-Liblar gekommen. Damals waren drei Besucher zusammengeschlagen worden. Die Polizei zapfte darauf hin Telefone an und fand heraus, dass es um Menschenhandel und Prostitution gegangen war.

Im Februar stürmte ein Einsatzkommando das Lokal in Erftstadt sowie die Bar „Treffpunkt“ in Kerpen-Türnich. Dabei wurden 19 ausländische Frauen festgenommen. „Anschließend mussten neue Frauen besorgt werden. Dies geschah am Eigelstein“, sagte Josef Mauel von der Hürther Polizei. Fortan behielt die „Ermittlungsgruppe Schwarzmeer“ die Szene im Blick.

In der Nacht zu Donnerstag stattete die Polizei nicht nur den Eigelstein-Kneipen, sondern auch den beiden Lokalen in Kerpen und Erftstadt einen Besuch ab. Erneut konnten dort 15 Frauen sowie fünf mit Haftbefehl gesuchte Täter festgenommen werden.

Erfolg hatten die Ermittler auch in Lettland. Hier wurden zwei Russen und eine Frau aus Bonn festgenommen, die Frauen in Diskotheken angesprochen und eine Arbeit als Kellnerin oder Dienstmädchen in Deutschland versprochen hatten. Dreimal pro Woche sollen Frauen mit Bussen ins Rheinland gekarrt worden sein.

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