Öffentliche ToilettenWer pinkeln will, muss freundlich sein

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Wenig einladend und meistens unsauber: die öffentliche Toilette auf dem Neumarkt. (Bild: Rakoczy)

Wenig einladend und meistens unsauber: die öffentliche Toilette auf dem Neumarkt. (Bild: Rakoczy)

Köln – Nein. Man wird nicht abgewiesen. Selbst wenn die 50 Cent fehlen, weil man beim Joggen im Rheinauhafen kein Geld in der Tasche hat. „Kein Problem. Sie dürfen“, sagt die Mitarbeiterin an des Kasse des Sportmuseums, und auch nebenan im Schokoladenmuseum oder in der Gastronomie neben der Drehbrücke am Malakoff-Turm bedarf das Mal-müssen-Müssen nur einer höflichen Anfrage.

Bei der Suche nach einer halb-öffentlichen Toilette in der Innenstadt hat jeder so seine Geheimtipps. Im Domforum ist die Toilettenanlage top-gepflegt, die Servicekraft sehr freundlich. Dafür zahlt man gerne 50 Cent. Im Museum Ludwig ist der Vorraum zur Erleichterung oft unordentlich. Wasserflecken, Papierfetzen auf dem Boden. Dafür wird die Besucherin per Hinweisschild allerdings etwas missverständlich aufgefordert: „Bitte verlassen Sie die Toilette sauber und in ordentlichem Zustand.“ Im neuen Kulturquartier am Neumarkt wird sich auch schon manch Nicht-Kulturbeflissener eingefunden haben. So großzügig und sauber sind die Toiletten.

Der Weg durch die Innenstadt führt vorbei an öffentlichen Toiletten, die man so niemandem zumuten mag. Auf dem Neumarkt beispielsweise bedarf schon die Wendeltreppe in den Keller der Überwindung. Die Anlage ist in keinem guten Zustand. Zum Glück gibt es genügend qualitativ hochwertige Ausweichmöglichkeiten. Als Geheimtipp gilt seit Jahren die Neumarkt-Passage bei der Thalia-Buchhandlung. Dort wird freundlich empfohlen, 25 Cent als Servicegebühr zu hinterlassen, wenn einem die Örtlichkeit gefallen hat, was in der Regel der Fall ist.

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Dagegen ist die Anlage in der unteren Ebene der Neumarkt-Passage stark abhängig vom Engagement des Servicepersonals. Weil hier vor allem an den Wochenenden extrem viel los ist, lässt die Sauberkeit manchmal zu wünschen übrig. Ähnliches gilt für das DuMont-Carré. Das Personal ist zwar bemüht, die Anlage in Schuss zu halten, wirkt aber manchmal etwas überfordert.

Bleiben die Geheimtipps, die man nicht empfehlen darf, die aber für die größte Not von vielen aufgesucht werden. Die Mitarbeiter der Kaffeeketten in der City, angefangen von Starbucks, drücken in aller Regel beide Augen zu, wenn der Besucher gleich durchmarschiert und auch beim Verlassen des Cafés kein Getränk mitnimmt. Was sollen sie auch machen? Abgewiesen wird der Kunde so gut wie nie, als Tipp kann man auch die großen Hotels in der City empfehlen. Eine höfliche Frage am Empfang genügt in der Regel - und ein gepflegter Sanitärbereich steht dem Besucher offen. „Das ist natürlich auch unsere Visitenkarte, unser Aushängeschild“, sagt die Mitarbeiterin einer Hotelkette, die ungenannt bleiben möchte. „Da wollen wir uns natürlich nicht blamieren. Das würde sich sehr schnell herumsprechen.“

Für Menschen, die Hemmungen haben, ihre Bitte auszusprechen, bleiben noch die Anlagen der Stadtverwaltung. Im Historischen Rathaus und im Spanischen Bau stehen öffentliche Toiletten zur Verfügung, die von jedermann genutzt werden dürfen. Im Rathaus wartet sogar ein kostenloser Schuhputzautomat auf den Besucher. Gleiches gilt für das Technische Rathaus in Deutz, wo sich auf jedem der langen Flure mehrere Besuchertoiletten finden. Für alle „Verwaltungsörtchen“ gilt. Sie sind schlicht, aber sauber, genügen also vollauf den Ansprüchen.

Über das McClean-„Hygienecenter“ in den Colonaden des Hauptbahnhofs ist schon viel geschrieben worden. Vor allem wegen der hohen Gebühren. Es ist von 6 bis 24 Uhr geöffnet und erfüllt alle Ansprüche. Duschmöglichkeiten, Pflege- und Schminkplätze, Wickeltische für Babys, das alles hat seinen Preis. „Ein Euro für einmal pinkeln. Eine Unverschämtheit, eine Abzocke.“ So lauten die Kommentare auswärtiger Besucher im Internet. Das wohl größte Problem: Im Hauptbahnhof, der täglich von mehr als 100 000 Menschen genutzt wird, gibt es zu McClean keine Alternative. Wer da dringend muss, muss zahlen. Ein Euro Gebühr, egal, für welches Geschäft. Im Zeitalter der Smartphones kann man sich auch unterwegs im Internet informieren, welche Toiletten wie viel kosten und in welchem Zustand sie sind. Doch was nutzt die Information, es im Historischen Rathaus zu versuchen, wenn man gerade am Neumarkt steht? Oder auf ein kostenloses Urinal verwiesen wird, das es angeblich am Rathenauplatz geben soll. Da kann es schon zum Problem werden, die Adresse ins Navigationsgerät einzugeben.

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