Studie zum seelischen Zustand der Kölner Polizisten

Lesezeit 2 Minuten
Inspektionsleiter Udo Behrens.

Inspektionsleiter Udo Behrens.

Die Studie „Polizei im Spiegel“ (Polis) analysierte die Gemütsverfassung Kölner Polizisten. Durch die Eigelstein-Affäre stieß die Veröffentlichung auf großes Interesse.

Als Gerd Wiendieck, Psychologe an der Fern-Universität Hagen, 1999 mit seiner Studie begann, die sich mit der psychischen Verfassung von Polizisten beschäftigen sollte, rechnete er nicht mit solch einem Interesse. Im Polizeipräsidium in Kalk blickte er gestern in viele Kameras, Journalisten warteten gespannt auf seine Erkenntnisse. Etwas unsicher formulierte er: „Als Wissenschaftler hat man nicht oft die Chance, seine Ergebnisse einer so breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.“ Doch war ihm klar, dass die Ereignisse auf der Wache Eigelstein - sechs Beamte sollen am 11. Mai den 31-jährigen Stefan N. misshandelt haben - das Interesse auf die Studie lenkten.

Wiendieck erforschte per Fragebogen den seelischen Zustand der 240 Polizisten, die in der Kölner Innenstadtinspektion an der Basis arbeiten. 65 Prozent der Beamten schickten ihre Antwortbögen zurück. Die Ergebnisse tendieren nicht in eine eindeutige Richtung. Die Polizisten artikulierten viel Positives über ihren Beruf - und viel Frust. Der Hagener Psychologe bilanziert, dass die Innenstadt-Polizisten sich selber als starke „Menschen der Tat“ betrachten, die sich für Gesellschaft und Demokratie einsetzen. Durchsetzungsvermögen sei die wichtigste Kompetenz eines Polizisten - die Festnahme von Kriminellen der berufliche Höhepunkt. Eine ambivalente Rolle spielt die Dienstgruppe. Von vielen Beamten als Ersatzfamilie geschätzt, lassen sich negative Erlebnisse wie Beleidigungen oder Frust besser in der Gruppe verarbeiten. Allerdings glauben viele Polizisten auch, dass die Ersatzfamilie sie - auch vor juristischen Konsequenzen bei Verfehlungen im Dienst - schützt.

Alles zum Thema Eigelstein

Die 191 Seiten umfassende Studie legt einen Bruch zwischen der Basis und der Führungsebene offen. Zumindest fühlt die Basis diese Lücke, denn sie misstraut oft den Vorgesetzten. 17 Prozent der Innenstadtpolizisten schleppen sich mehr oder weniger antriebslos zum Dienst - sie fühlen sich ausgebrannt.

Der neue Inspektionsleiter, Udo Behrendes, sieht in der Polis-Studie eine wichtige Hilfe, um Geschehnisse wie das im Mai zu verhindern. Er fragt: „Was müssen wir tun,damit so etwas nie wieder passiert?“ Erst einmal müssen viele Polizisten lesen: Die Polis-Studie wird zur Pflichtlektüre der leitenden Beamten.

KStA abonnieren