Wo Frauen ihren Männern Spielzeug kaufen

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Jörg Westhoff verkauft Lederhalsbänder nicht nur für vierbeinige Zeitgenossen.

Jörg Westhoff verkauft Lederhalsbänder nicht nur für vierbeinige Zeitgenossen.

An diesem Gespräch hätte sowohl Robert Lembkes Rateteam als auch dessen Foxterrier „Jacky“ Vergnügen gehabt; denn es verläuft zu dritt, was aber keine Auswirkungen auf die Rechnung hat, da „Ike“, ein bildschöner Rhodesian Richback, sich mit den interessanten Gerüchen am Rudolfplatz zufriedengibt.

Herrchen ist auf dem Weg in die Händelstraße, wo er seit mehr als zehn Jahren das Fetischfachgeschäft „Dome“ betreibt; einen Laden also, den der Hausherr eines fast gleichnamigen Gebäudes am Roncalliplatz vermutlich nicht betreten würde, was Jörg Westhoff mit unverhohlener Süffisanz bestätigt. Was muss man sich genau darunter vorstellen? „Eine Erweiterung zur Ehehygiene.“ Nun lache ich über das Wort, doch mein Gegenüber meint, es sei „noch immer gebräuchlich“.

Während ich den Kopf des Hundes kraule und sein ausgefallenes Lederhalsband bewundere, sagt Westhoff, das gäbe es bei ihm im Geschäft auch. Wahrscheinlich nicht nur für Vierbeiner, werfe ich ein, was er bejaht und mir alsdann einen Sortimentsüberblick verschafft, auf den ich - mit Rücksicht auf schreckhafte Leser - indes nicht näher eingehe. Erstaunlich finde ich, dass sich die Kundenstruktur in letzter Zeit angeblich „um 180 Grad gedreht“ hat. „Inzwischen kommen sehr viele Frauen zu mir, die für ihre Männer entsprechendes Spielzeug kaufen, um dem Eheleben wieder einen kleinen Kick zu geben.“ Mhhm, sage ich, ist dafür notgedrungen technisches Beiwerk erforderlich? - Der 40-Jährige lächelt. „Man isst ja auch nicht nur Pizza und Steak, sondern manchmal gern Grünkohl.“

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„Stimmt!“, pflichte ich ihm bei, obwohl man mich gerade mit Grünkohl so gar nicht hinterm Ofen hervorlocken kann. Früher, sagt er, sei „Dome“ ein reiner Männerladen gewesen. „Aber ich finde es schön, dass viele Frauen nun das Zepter in die Hand genommen haben, denn Männer sind auf sexuellem Gebiet meist nicht so erfindungsreich. Vibrationseier werden bei uns ganz normal gehandelt wie anderswo Obst und Gemüse.“

Ich frage ihn nach der Altersstruktur seiner Kunden. „Von 18 bis 80!“ - Echt? Er nickt. „Das Verlangen hört ja nicht irgendwann auf. Und ich finde es toll, dass die neue Generation sehr viel selbstverständlicher damit umgeht. Da wird viel aufgearbeitet.“ Ob freizügiger nicht auch bedenkenloser heiße, hake ich nach, was er „nicht unbedingt bestätigen“ will. Die Leute seien ja aufgeklärt. Jein, entgegne ich, weil angesichts medizinischer Fortschritte das Risiko einer HIV-Infektion zunehmend verdrängt werde. „Ich bin ein großer Gegner von Geschlechtsverkehr ohne Kondom. Ich halte das für verantwortungslos und kann das nur jedem mit auf dem Weg geben.“

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