OP-Säle werden IntensivstationWie sich das Krankenhaus Mechernich der Pandemie stellt

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Intensivstation EUS 1

Auf die bisherige Nutzung als OP-Saal deuten noch die Lampen hin. In drei OPs zeigen Prof. Rudolf Hering (l.) und Martin Milde die dort geschaffene Erweiterung der Intensivstation um acht Betten. Auch sind weitere Kapazitäten vorhanden.

  • Das Kreiskrankenhaus Mechernich hat zahlreiche Maßnahmen getroffen, um auf eine möglicherweise große Zahl an Covid-19-Patienten aus Schleiden und Mechernich vorbereitet zu sein.
  • Neben dem zur Intensivstation umfunktionierten Zentral-OP, wurde sich unteranderem auch um Schutzkleidung gekümmert und darum, wie mit den „normalen“ Patienten umgegangen werden soll.
  • Aktuell sind in Mechernich neun und in Schleiden zwei Patienten der Krankenhäuser an Covid-19 erkrankt.

Mechernich – Haben ist besser als brauchen. Nach dieser alten Weisheit gehen die Verantwortlichen der Kreiskrankenhaus Mechernich GmbH vor, um vorbereitet zu sein, falls eine große Zahl von Covid-19-Patienten in den Kliniken in Schleiden und Mechernich versorgt werden muss. Aktuell sind in Mechernich acht und in Schleiden zwei Mitarbeiter sowie neun Patienten in Mechernich und zwei in Schleiden an Covid-19 erkrankt.

Über die zahlreichen getroffenen Maßnahmen informierten die Geschäftsführer Manfred Herrmann und Martin Milde, der Ärztliche Direktor Dr. Peter Wirtz, sein Stellvertreter Prof. Rudolf Hering sowie der ärztliche Leiter der zentralen Notaufnahme, Dr. Marcus Münch.

Intensivstationen

Vor zwei Wochen war anhand von Berechnungen davon auszugehen, dass Mitte Mai 40 Corona-Patienten in Mechernich intensivmedizinisch versorgt werden müssen. Die vorhandenen 18 Intensivbetten für Erwachsene und vier für Kinder plus sechs in Schleiden hätten da nicht ausgereicht. Aktuelle Berechnungen gehen nun für Ende Mai von 40 Covid-19-Patienten aus, von denen gut die Hälfte auf der Intensivstation behandelt werden muss.

Da man gerüstet sein will, werden die Kapazitäten auf bis zu 37 Intensivbetten in Mechernich erhöht. Von den insgesamt sieben Operationssälen sind drei bereits zu einer Intensivstation mit acht Betten umfunktioniert. Zudem können der Aufwachraum am Zentral-OP und und der Einleitungsraum zu Intensivstationen umfunktioniert werden. Hering betont: „Selbst wenn wir 37 Intensivbetten belegt haben, bleiben drei Säle für normale Operationen. Wir werden ja kein Covid-Krankenhaus.“

Vier Beatmungsgeräte hat das Kreiskrankenhaus bereits aus einem Bundesprogramm erhalten, weitere werden erwartet. Auch sollen gegebenenfalls noch Geräte gekauft werden.

Stationen

Geplante Behandlungen und Operationen werden derzeit verschoben. Das bedeutet, dass deutlich weniger Patienten in den Kliniken sind. In Mechernich sind es 130 bis 140 Patienten pro Tag, in Schleiden 60. Daher wurden Stationen umorganisiert. Drei Stationen im Mechernicher Altbau sind zu Isolierstationen umfunktioniert, in denen 50 Betten zur Verfügung stehen. Zudem sind durch die geringe Patientenzahl Stationen geschlossen, die bei Bedarf genutzt werden können.

„Normale“ Patienten

„Wie sind voll handlungsfähig .“ Das betonen die Verantwortlichen immer wieder. Auch wenn planbare OPs verschoben würden, laufe der Betrieb dennoch weiter. Aus falsch verstandener Vorsicht solle niemand der Klinik fernbleiben, sagt Hering: „Patienten sollten nicht aus Angst zu lange warten, zu uns zu kommen.“ Wenn sich Bauchschmerzen über mehrere Wochen zu einer gefährlichen Entzündung entwickelten, habe niemand etwas gewonnen.

Trojaner

Bereits die Aufnahme ist in Mechernich aufgeteilt worden, damit Patienten mit Corona-Verdacht direkt separiert werden können. Es herrscht ein Besuchsverbot, Veranstaltungen sind abgesagt, Cafeterien geschlossen. Doch der Fall des später an den Folgen eines Schlaganfalls verstorbenen Patienten in Schleiden hat gezeigt, dass ein Restrisiko bleibt. „Trojaner“ oder „Chamäleons“ nennen die Experten diese Fälle, in denen Patienten ohne jegliche Corona-Anzeichen wegen ganz anderer Erkrankungen in die Klinik kommen, später Symptome entwickeln und sich doch als infiziert erweisen.

Schutzkleidung

„Wir haben Schutzkleidung“, so Herrmann. Und: „Wir müssen ressourcenschonend damit umgehen.“ Sowohl Ärzte als auch Pfleger arbeiteten seit Anfang der Woche mit Mundschutz. Eine Handlungsanweisung in Anlehnung an Vorgaben des Robert-Koch-Instituts laute, dass Masken nicht nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden.

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Es sei eine „Netto-Tragezeit“ von acht Stunden vorgesehen. 2000 FFP2-Masken habe man gerade erhalten, weitere 20000 seien bestellt. Zudem wurden 3000 normale, waschbare Masken durch Mitarbeiter genäht.

Mitarbeiter

Eine große Welle der Solidarität herrsche bei den Mitarbeitern aller Bereiche – also nicht nur im medizinisch-pflegerischen Bereich. Alleine 38 Pflegekräfte der Normalstationen haben sich zum Dienst in der Intensivstation bereit erklärt, wenn sie dort gebraucht werden. Sie werden aktuell geschult und bei Bedarf im Team mit einer Fachkraft auf der Intensivstation arbeiten. Dennoch beobachtet Herrmann auch, dass einige physisch und psychisch am Limit arbeiten. Er mahnt: „Wir dürfen unsere Mitarbeiter nicht verheizen.“ Daher erarbeite man Konzepte zur psychosozialen Unterstützung und werde sich dabei interner wie externer Hilfen bedienen.

Schutzschirm

Durch den Schutzschirm der Bundesregierung sollen die Einnahmeausfälle der Kliniken abgemildert werden. Aufgefangen würden sie jedoch nicht, wie die Geschäftsführer betonen. 560 Euro werden pro Tag und pro Patient, der nicht im Krankenhaus ist, gezahlt. Im Rehabereich liege die Finanzierung bei rund 60 Prozent der normalen Vergütung.

Zudem erhalten die Kliniken 50 Euro für den Mehraufwand bei Covid-19-Patienten. Jedoch, so Milde: Alleine ein Abstrich koste 60 Euro. Und die Schutzausrüstung ein Vielfaches des sonst üblichen Preises. Nach Angaben der Geschäftsführer belaufen sich die monatlichen Erlösausfälle auf einen sechsstelligen Betrag, der nicht im unteren Bereich liege. Bei den Planungen werde man um mindestens ein Jahr zurückgeworfen.

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