Platz für 756 GeflüchteteMarmagener Eifelhöhen-Klinik wird zur Puffereinrichtung

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Wegen möglicher Brandgefahr werden die Fernseher vor Einzug der Geflüchteten noch aus den Zimmern entfernt.

  • Geflüchtete aus der Ukraine kommen derzeit oft in Köln an, bevor sie Quartiere in den Kommunen bekommen können.
  • Die Bezirksregierung war deshalb auf der Suche nach einer kurzfristigen Unterbringungsmöglichkeit.
  • Dafür wird von Ende April an die ehemalige Eifelhöhenklinik in der Nordeifel genutzt.

Kreis Euskirchen/Marmagen – Die Kölner Bezirksregierung will in Marmagen eine sogenannte Puffereinrichtung für Geflüchtete aus der Ukraine betreiben. Nach einem etwa einstündigen Rundgang durch die ehemalige Eifelhöhen-Klinik zeigte sich Regierungspräsidentin Gisela Walsken erfreut über den Zustand des Gebäudes.

Geflüchtete können zur Ruhe kommen

„Das ist alles in einem Standard, den wir sehr gut verantworten können“, so die Chefin der Bezirksregierung: „Hier können Geflüchtete zur Ruhe kommen, bevor sie letztlich zur weiteren Unterbringung auf die Kommunen verteilt werden.“

Notwendig ist eine solche Einrichtung, weil Geflüchtete, die beispielsweise am Kölner Hauptbahnhof ankommen, übergangsweise untergebracht werden müssen, bevor sie letztlich auf die Kommunen verteilt werden. „In Köln müssen Geflüchtete aktuell in Gebäuden der Kölner Messe einquartiert werden, die dafür nicht ausgelegt sind“, erklärt Walsken. Das sei nicht schön, aber besser als die Unterbringung in Zelten.

Von einem Bedarf von etwa 5000 Plätzen geht man derzeit allein bei der Bezirksregierung Köln aus. Die ehemalige Reha-Klinik sei einer von mehreren geplanten Standorten.

Doppelbelegung wird angestrebt

Über insgesamt 364 Betten verfügte die Klinik einst, bis sie im Jahr 2020 geschlossen wurde. Schon Ende April sollen nun aber bis zu 756 Geflüchtete aus der Ukraine in den Zimmern einziehen. „Möglich wird das durch die geplante Ausstattung mit Doppelstockbetten“, erklärt Thomas Metz, Immobilienexperte der Bezirksregierung. In Einzelzimmern können dadurch zwei, in Doppelzimmern vier Personen untergebracht werden.

„Das wird auch dadurch möglich, dass es sich bei den Geflüchteten größtenteils um Mütter mit ihren Kindern handelt“, so Markus Meurer, Dezernent für Flüchtlingsunterbringung. Es seien aber auch ältere Menschen unter den Geflüchteten. Walsken ergänzt: „Auch für deren Unterbringung eignet sich eine ehemalige Klinik deutlich besser als beispielsweise ein Verwaltungsgebäude.“

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Als Immobilienexperte der Kölner Bezirksregierung hat sich Thomas Metz eingehend mit den baulichen Gegebenheiten in Marmagen befasst.

Wer die Puffereinrichtung für die Bezirksregierung betreiben wird, steht noch nicht fest. Klar ist: Die Bezirksregierung wird nur das Gebäude anmieten – der laufende Betrieb soll von einer Hilfsorganisation oder einem privaten Betreiber organisiert werden. „Weil das alles Fragen sind, die möglichst schnell entschieden werden sollen, haben wir einige mögliche Betreiber angeschrieben, andere haben von sich aus ihr Interesse bekundet“, so Meurer.

„Organisationen wie DRK, Malteser Hilfsdienst oder die Johanniter haben einen Vorteil, weil sie auch auf ehrenamtliche Kräfte zurückgreifen können und daher den Betrieb schneller organisieren können“, schätzt Walsken den zeitlichen Ablauf ein. Man rechne damit, dass ein möglicher Betreiber etwa zehn Tage nach Erhalt des Zuschlags loslegen könne.

DRK-Kreisverband Euskirchen im Rennen

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Rolf Klöcker, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. Natürlich werde man den Hut in den Ring werfen. „Wir sind aber noch nicht von der Bezirksregierung informiert worden, was konkret von dem möglichen Betreiber gefordert wird“, sagt Klöcker im Gespräch mit dieser Zeitung.

Derweil sind die ersten Zelte neben der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Euskirchen bereits aufgebaut. Genutzt werden können sie laut Klöcker aber noch nicht. Der Grund: Die Abnahme fehlt noch. Er rechnet damit, dass die ersten Geflüchteten Mitte April in der Zeltstadt einziehen können. Dabei wird es sich aber nicht um Geflüchtete aus der Ukraine handeln. Die 500 Plätze in der eigentlichen ZUE sind laut Klöcker belegt. Davon befinden 120 Bewohner sich in Quarantäne und Isolation, so der DRK-Chef: „30 Bewohner sind positiv auf das Coronavirus getestet worden.“

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Mit speziellen Filtern gegen gefährliche Legionellen wurden bereits im Vorfeld alle Zapfstellen und Duschen ausgerüstet.

In der Eifelhöhen-Klinik gibt es in den kommenden Tagen und Wochen noch einiges zu tun. Bevor die ersten Geflüchteten in die ehemaligen Patientenzimmern einziehen können, müssen noch Vorarbeiten geleistet werden. Um Platz für die Doppelstockbetten zu schaffen, müssen die Einzelbetten abgebaut werden. Auch technische Geräte wie Fernseher müssten aus Sicherheitsgründen aus den Zimmern entfernt und zwischengelagert werden. „Jedes Elektrogerät ist eine potenzielle Brandquelle, das können wir nicht verantworten“, meint Thomas Metz.

Infos für Geflüchtete

Für Geflüchtete aus der Ukraine stellen sich nach ihrer Ankunft viele Fragen: Wie geht es weiter? Welche Rechte und Pflichten gibt es? Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es? Am heutigen Donnerstag, 17 Uhr, findet eine Online-Infoveranstaltung des DRK statt, bei der es Antworten auf diese und weitere Fragen geben soll. Auch Unterstützer sind willkommen. Die Veranstaltung findet in Deutsch und Ukrainisch statt. Anmeldungen unter Tel. 01 60/ 25 05 552 oder per E-Mail. (hn) integrationsagentur@drk-eu.de

Positiv: Alle Wasserzapfstellen in den Zimmern sowie die Duschen sind bereits mit speziellen Filtern ausgestattet, um eine Gefährdung der Nutzer durch Legionellen auszuschließen. Die waren noch zu Zeiten des Klinikbetriebs ein Problem. Nicht alle Teile der Eifelhöhen-Klinik sollen für die Puffereinrichtung genutzt werden: Frisch gekocht wird in Marmagen zum Beispiel nicht – da seien die Anforderungen des Gesundheitsamts zu hoch, so Walsken. Stattdessen werde vorgekochtes Essen angeliefert, das vor Ort aufgewärmt und an die Bewohner ausgegeben werde.

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In Marmagen wird unterdessen im Ort schon viel über die Geflüchteten geredet, wusste Burkhard Hilgers zu berichten. Er ist als Technischer Leiter quasi unverzichtbar, wenn es um die weitere Nutzung des Gebäudes geht. „Die Leute fragen mich: Wann geht es denn los mit der Unterbringung. Die Stimmung im Dorf ist auf jeden Fall positiv“, so Hilgers.

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