Saunas aus NordeifelwerkstättenNur das Holz kommt nicht aus der Eifel

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Seit 30 Jahren bauen die Nordeifelwerkstätten Saunen. Jetzt zogen Frank Robens (v. l.), Wilhelm Stein, Mario Engelmann, Pierre Jansen Bilanz,

Seit 30 Jahren bauen die Nordeifelwerkstätten Saunen. Jetzt zogen Frank Robens (v. l.), Wilhelm Stein, Mario Engelmann, Pierre Jansen Bilanz,

Nettersheim-Zingsheim – Viel hat sich verändert, seit vor 30 Jahren in den Nordeifelwerkstätten die erste Sauna hergestellt wurde. „Viele andere Anbieter sind mit den Jahren verschwunden“, sagte Wilhelm Stein, Geschäftsführer der Nordeifelwerkstätten (NEW), der dem Betrieb in dieser ganzen Zeit als Hauptverantwortlicher vorstand. Die Besonderheit bei den Nordeifeler Saunen ist, dass sie von Menschen mit Behinderung hergestellt werden. Und das hat sich im Laufe der Zeit sogar zu einem Verkaufsargument entwickelt.

„Früher hatten wir das, was ich das Besen-und-Putzlappen-Image nenne“, erzählte Frank Robens, der als Einzelkämpfer die komplette Marketingabteilung der NEW darstellt. Er erinnere sich noch gut, wie er früher von Einkäufern abgewimmelt worden sei. Doch nun sei es so, dass die Händler mittlerweile nach Qualität und Preis beim Kunden als drittes Argument anbrächten, dass diese Sauna aus einer Behindertenwerkstatt stamme.

Auch für Privatkunden

Auf einen eigenen Markennamen verzichten die NEW. Vier Betriebsstätten haben sie: in Zülpich, wo der Stammsitz des Unternehmens ist, Kuchenheim, Kall und Zingsheim. Die Saunen werden hier komplett gefertigt und gehen dann an Händler, die sie an den Endkunden bringen. Doch auch Privatkunden können sich direkt an die Nordeifelwerkstätten wenden und sich eine der hier gebauten Saunen auf die eigenen Wohnverhältnisse anpassen lassen.

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1975 wurde die erste Werkstatt in Zülpich eröffnet. Damals arbeiteten dort 30 Mitarbeiter. Die NEW sind aus einer Elterninitiative entstanden, die sich um die schulischen Belange ihrer behinderten Kinder sorgte. Am Ende der Schulzeit stellte sich die Frage nach einer Beschäftigung. Heute werden die Werkstätten von vier Vereinigungen getragen: Lebenshilfe HPZ Bürvenich, Lebenshilfe Kreis EU, Verein für Körperbehinderte und Haus Lebenshilfe.

Rund 10 000 Saunen haben die Eifeler Nordeifelwerkstätten in den 30 Jahren verlassen. Mittlerweile sind es 500 pro Jahr, etwa zwei bis drei pro Tag „Wir stehen ganz normal im Wettbewerb“, betonte Stein.

Sein Betrieb arbeite kostendeckend und erfolgsorientiert. Allerdings ist die Firma als gemeinnützige Gesellschaft registriert, was bedeutet, dass Gewinne direkt an die Beschäftigten ausgeschüttet werden.

1070 Mitarbeiter haben die NEW derzeit. Mehr als 50 Menschen mit Behinderung produzieren die Saunen. Dabei werden sie von zehn Schreinern betreut und angeleitet. Der Umsatz beträgt knapp über eine Million Euro. (sev)

„Der Markt hat sich in den Jahren sehr verändert“, hielt Stein Rückschau. Früher wurde die Sauna meistens im Keller platziert. Heute sei sie fester Bestandteil von Bade- oder Schlafzimmer. „Deshalb wird heute auch mehr Glas verwendet“, berichtete Mario Engelmann, einer der Schreiner, die in Zingsheim die Produktion überwachen. Seit kurzem bieten die Holzverarbeiter auch einen Aufbauservice an, bei dem die Saunen beim Endkunden aufgestellt wird.

Begonnen haben die NEW damit, Saunen für Baumärkte herzustellen, die diese in großen Stückzahlen orderten. „Das erwies sich als Sackgasse, als sich die Märkte im Osten öffneten“, erzählte Stein. Ein Marketinggutachten von Professor Herbert Robens von der Fachhochschule Köln gab den Anstoß, statt billiger Massenware hochwertige Saunakabinen zu bauen und diese direkt an den Fachhandel zu verkaufen. „Daraufhin haben wir uns ein eigenes Vertriebskonzept aufgebaut“, sagte Frank Robens, der seitdem den Kontakt zu den Händlern hält, auf Messen fährt und so immer im Bilde über die neuesten Trends ist.

Von der Qualität ihrer Saunen sind die Nordeifeler überzeugt. „Wir haben uns eine eigene Kompetenz aufgebaut und sind auch Zulieferer für namhafte Markenhersteller“, berichtete Stein. Stolz erwähnte er die Spannstangen, die in den Kassetten verbaut werden und das Holz zusammenhalten. „Damit sind wir Vorreiter“, meinte er. Deshalb ist das System auch als Geschmacksmuster geschützt.

Auch wenn die Nordeifelwerkstätten beim Endverbraucher praktisch unbekannt sind, blicken sie mit Stolz auf ihre Produkte als Eifeler Exportartikel. Alle Mitarbeiter kommen aus der Eifel, und auch der Einkauf von Materialien läuft über den regionalen Handel. Nur das Holz, das kommt nicht aus der Eifel. „Wie alle Hersteller verwenden wir Nordische Fichte, die langsamer wächst als die hiesige und deshalb besser die Temperaturunterschiede aufnehmen kann“, begründete Engelmann.

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