Mit ihrer Lichterfahrt wollten die teilnehmenden Landwirte und Unterstützer am Samstag auch einen Beitrag zur Rentendiskussion leisten
Lichterfahrt im SüdkreisDemonstrationszug von Schleiden nach Kall mit buntem Lichterglanz

Insgesamt 44 mit Lichterketten geschmückte Traktoren, Lastwagen und Privatfahrzeuge nahmen am Samstagabend an der Lichterfahrt durch Kall, Gemünd und Schleiden teil.
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Eine große Verantwortung lastete am Samstagabend auf den Schultern von Sandra Hamacher. Zwar habe sie bereits in den vergangenen Jahren einige Erfahrung bei der Organisation der Lichterfahrt der Landwirte sammeln können. Doch nach dem Ausfall von Initiator Georg Schmitz ruhte in diesem Jahr erstmals die Koordination von Gemeinde, Polizei und Teilnehmenden allein auf ihren Schultern.
„Glücklicherweise ist die Zusammenarbeit mit den Behörden absolut reibungslos verlaufen und Ingo Pfennings hatte neben seinen üblichen Aufgaben als Bürgermeister immer ein offenes Ohr für uns“, freute sich Hamacher. Auch Georg Schmitz, der Mitbegründer des Lichterzuges im Euskirchener Südkreis, habe trotz eines kürzlich erlittenen Schicksalsschlages viel zum Gelingen beigetragen. „Ich bin sehr dankbar, dass er mich zu den organisatorischen Treffen begleitet hat. Damit konnte er mir einen großen Teil meiner Nervosität nehmen.“
Nikoläuse auf Motorrädern schlossen sich dem bunten Zug an
Wie viel Aufwand hinter einer Veranstaltung wie der Lichterfahrt steckt, ließen bereits die insgesamt 44 bunt geschmückten Fahrzeuge erahnen, die am Samstagabend entlang des Gewerbe- und Industriegebiets in Herhahn auf den Startschuss warteten. Neben zahlreichen Traktoren waren erneut auch Lastwagen und Privatfahrzeuge Teil des Zuges, und erstmals bereicherten sogar einige Motorräder das Teilnehmerfeld, dessen Fahrerinnen und Fahrer passend zur Jahreszeit als Nikoläuse verkleidet waren.
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Um als Weihnachts-Truck eines amerikanischen Limonaden-Herstellers durchzugehen, fehlte bei „Bambi“ nur die rote Fahrzeugfarbe.
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Nikoläuse auf Motorrädern nahmen am Samstag erstmals an der Lichterfahrt durch die Südkreis-Kommunen teil.
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Auch die übrigen Fahrzeuge hatten sich bei ihrer farbenfrohen Dekoration an der besinnlichen Weihnachtszeit orientiert. Zusätzlich zu den vielen Lichterketten waren einige Anhänger und Ladeflächen mit kompletten Winterlandschaften samt Weihnachtsmann und Rentierschlitten geschmückt. „Alle haben sich richtig viel Mühe gegeben und ich finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen“, freute sich Hamacher.
Doch nicht nur die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zuges, sondern auch die zahlreichen Zuschauer am Straßenrand waren in stimmungsvolle Kostüme geschlüpft. „Die Lichterfahrt ist jedes Jahr ein so schöner Anblick. Darum haben wir uns dieses Mal gedacht, dass wir uns auch ein wenig rausputzen können“, erklärte Regina Meier lachend: „Die Kinder fanden es natürlich auch ganz großartig, sich zu verkleiden und haben die letzte Woche kaum Ruhe gegeben, endlich hierher zu kommen.“
Teilnehmer sprechen sich klar gegen Erhöhung des Rentenalters aus
Den Gästen und Anwohnern in Schleiden, Gemünd und Kall sowie in den Ortsteilen, durch die die Lichterfahrt die 44 Fahrzeuge führen sollte, einen vorweihnachtlichen Gruß zu senden, war jedoch nicht die einzige Botschaft, die die Teilnehmer überbringen wollten.
Es kann nicht sein, dass das Rentenalter weiter angehoben wird und ein Dachdecker irgendwann gezwungen ist, mit dem Rollator aufs Dach zu steigen
„Unser Hauptanliegen ist heute, dass das Renteneintrittsalter bei 67 Jahren bleiben muss“, betonte Sandra Hamacher: „Viele Landwirte, aber auch Handwerker und Lkw-Fahrer, nehmen an der Lichterfahrt teil und sie alle verrichten körperlich sehr anstrengende Arbeiten. Es kann nicht sein, dass das Rentenalter weiter angehoben wird und ein Dachdecker irgendwann gezwungen ist, mit dem Rollator aufs Dach zu steigen.“

Das Engagement der Teilnehmenden lobte Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings beim Start der Lichterfahrt in Herhahn, links neben ihm Organisatorin Sandra Hamacher.
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Plakate machten auf die Anliegen der Landwirte aufmerksam.
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Plakate, die an den Fahrzeugen angebracht waren, unterstrichen diese Forderung. Aufschriften wie „Arbeiten bis zum Umfallen? Nicht mit uns!“ oder auch „Gute Arbeit braucht gute Rente“ machten deutlich, was auch Zugteilnehmer Achim Richrath passend zusammenfasste: „Irgendwann muss auch mal gut sein. Ich habe selbst auf dem Bau gelernt und war Fernfahrer. Das geht in die Knochen und ist irgendwann einfach nicht mehr zu schaffen.“ Der 56-jährige hatte sich zum ersten Mal für den Lichterzug angemeldet, weil er den Leuten am Straßenrand eine Freude bereiten wollte, doch auch das Thema der Demonstration sei ihm wichtig: „Die bunten Lichter sollen auch ein Zeichen für Hoffnung in unserer Zeit sein und natürlich unterstütze ich auch das Anliegen der Organisatoren.“
Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings unterstützt die Demonstranten
Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings, der schon in den vergangenen Jahren lobende Worte für die Lichterfahrt fand, hieß die Fahrerinnen und Fahrer am Samstag vor dem Start willkommen. „Das ist eine großartige Aktion, mit der mehr Aufmerksamkeit auf ein sehr wichtiges Thema gelenkt wird. Ohne diese Menschen mit ihren Ressourcen im Hintergrund hätten wir schon vieles nicht leisten können, was uns die Flutkatastrophe bis heute abverlangt“, so der Bürgermeister.

Auch dieser vierbeinige Zuschauer leuchtete am Straßenrand.
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Die Kolonne passierte auch den Kreisverkehr in Schleiden, wo sich eine Reihe von Zuschauern eingefunden hatte.
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Dieses Engagement, damals wie heute, sei aller Ehren wert. „Ich erinnere mich an das Gefühl, das uns damals getragen hat: Wir schaffen das – weil wir es gemeinsam schaffen.“ Diese gemeinsame Stärke gelte es nun auch bei der Forderung rund um das Renteneintrittsalter unter Beweis zu stellen. „Menschen mit körperlich schweren Tätigkeiten spüren jedes Jahr ihres Arbeitslebens intensiver als andere. Darum ist es verständlich, dass diese Menschen darauf angewiesen sind, dass das Renteneintrittsalter nicht unbegrenzt steigt“, so Pfennings. Da es jedoch auch Menschen gebe, die selbst im Alter flexibel weiterarbeiten wollten, müsse man beides gewährleisten: „Eine aktive, freiwillige Weiterarbeit über 67 hinaus kann eine Chance sein. Für Betriebe, für unsere Region und für diejenigen, die es selbst so wünschen.“
Lichterzug aus Schleiden erreicht Zielort Kall erst mit Verspätung
Die Zugteilnehmer rund um Sandra Hamacher wussten diese Unterstützung aus der Politik zu schätzen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich einen Bürgermeister so oft nerven kann, wie vor diesem Wochenende“, berichtete die Organisatorin lachend. Auch mit der Beteiligung der Anwohner zeigte sie sich überaus zufrieden. „Besonders in Schleiden und in Gemünd haben wir sehr viele fröhliche Menschen angetroffen. Wir hatten allerdings einen Teilnehmer dabei, der nur 20 km/h fahren durfte, weshalb wir deutlich langsamer vorangekommen sind als geplant.“
In Kall sei man daher erst nach 21 Uhr eingetroffen, was sich auch an den Lücken in den Zuschauerreihen widergespiegelt habe. „Um diese Uhrzeit sind viele Kinder natürlich schon langsam auf dem Weg ins Bett und können uns nicht mehr mit ihren Eltern zuwinken. Wir sind trotzdem über jeden einzelnen sehr glücklich, der uns unterstützt hat und dem wir vielleicht auch eine kleine Freude bereiten konnten.“

