Idylle an der Wupper-TalsperreWer hier baden und angeln will, muss noch warten

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Die Wupper-Talsperre bei Radevormwald mit dem Ablauf, aus dem sich beim Hochwasser im Juli 2021 Sturzfluten ergossen.

Die Wupper-Talsperre bei Radevormwald mit dem Ablauf, aus dem sich beim Hochwasser im Juli 2021 Sturzfluten ergossen.

Rhein-Wupper – Im Juli 2021 hat sie Unheil über Leichlingen, Opladen und andere Städte am Fluss gebracht: Nach Rekord-Regenmengen, die über dem Bergischen Land niedergingen, ist damals die Wupper-Talsperre übergelaufen und hat mit einer Jahrhundertflut die unterhalb von ihr gelegenen Innenstädte überschwemmt.

Auch der Wupperverband selbst gehört mit seinen Anlagen und Gewässern zu den Opfern der Hochwasser-Katastrophe und ist mit der Beseitigung der Schäden noch beschäftigt. Mehr als 100.000 Liter ölhaltige Substanzen sind in die Talsperre eingetragen worden. Daraufhin war Umweltalarm ausgerufen worden. Die Kosten für den erstellten Wiederaufbauplan belaufen sich auf 19 Millionen Euro.

Kanus und Stand-Up-Paddling

Aber mittlerweile bietet der Stausee wieder das Bild einer unschuldigen Idylle. Die Ufer sind aufgeräumt und Verschmutzungen beseitigt. Ausflügler können wieder Boote und Bretter zu Wasser lassen und tauchen. Und im Zuge der bundesweiten Energiewende mutiert die bergische Talsperre nun sogar zum Öko-Musterknaben, denn hier wird schon bald noch mehr regenerativer Strom erzeugt: Ein neues Wasserkraftwerk ist im Bau.

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Stromerzeugung: Die neue Anlage soll etwa eine Million Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren. Das entspricht dem jährlichen Verbrauch von 290 Vier-Personen-Haushalten. Insgesamt werden an der Talsperre mit der neuen Stufe sechs Millionen Kilowattstunden „grüner Strom“ ins Netz eingespeist werden. Das reduziert den CO2 -Ausstoß und leistet so einen Beitrag zum Klimaschutz. Die neue Turbine ergänzt die bestehende Wasserkraftanlage, die 1987 in Betrieb genommen wurde, laut Verband optimal, denn sie kann schon bei geringem Wasserabfluss Strom erzeugen, aber auch bei starkem Durchlass zugeschaltet werden. „Dies macht die regenerative Energie auch in Zeiten des Klimawandels mit sehr wechselnden Wasserressourcen zukunftsfähig“, heißt es beim Wupperverband, der zwei Millionen Euro in den Bau investiert. Geplant worden ist das zusätzliche Kraftwerk bereits vor der Flutkatastrophe und vor dem Krieg in der Ukraine, seit dem die Bundesrepublik sich von russischem Gas unabhängiger machen will. Bereits im vergangenen Jahr wurden Krananlage, Schwerlastbühne und Betonsockel errichtet. Wenn der Generator, Elektrotechnik und Wasserleitungen installiert sind, soll die Maschine bis zum Sommer 2022 in Betrieb genommen werden. Der Wupperverband betreibt bisher bereits sieben Wasserkraftanlagen, die zusammen etwa zehn Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen.

Wassersport: Stand-Up-Paddling und Tauchen sind wieder erlaubt. Die Anfang April genehmigte Freizeitnutzung an der Wupper-Talsperre unterliegt aber noch einigen Beschränkungen. Gesperrt bleiben 2022 Flächen vom Absperrbauwerk der Vorsperre bis zur Wiebach-Vorsperre. In diesen durch Ölsperren abgetrennten Bereichen kann ein Austreiben von Ölen nicht ausgeschlossen werden. Dies hat auch Auswirkungen auf den Kanu-Wanderweg. Kanufahren ist nur auf der Hauptsperre möglich. Der unterhalb gelegene Stausee Beyenburg kann wieder uneingeschränkt für den Bootssport genutzt werden.

Baden: Wann man an der offiziellen Badestelle im Freizeitpark Krähwinkler Brücke wieder schwimmen gehen darf, steht noch nicht fest. Die Saison beginnt normalerweise am 15. Mai. Zuvor müssen aber Wasserproben ausgewertet werden. Aus Sicherheitsgründen sollte man keine Hunde baden und aus der Talsperre trinken lassen.

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Angeln: Der Wupperverband lässt auf Empfehlung des Landesamtes für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz zurzeit noch die Schadstoff-Belastung von Fischen in der Wupper-Talsperre und im Stausee Beyenburg untersuchen. Danach wird es eine Empfehlung geben, ob Fische verzehrt werden können.

Das Flutereignis, welche Rolle das Talsperren-Management dabei gespielt hat und wie man auf den Klimawandel reagieren kann, wird von Experten der RWTH Aachen wissenschaftlich aufgearbeitet. Die Untersuchung fließt in das „Zukunftsprogramm Hochwasserschutz“ ein. In einem weiteren Forschungsprojekt wird mit der Bergischen Universität Wuppertal an einem verbesserten Hochwasser-Warnsystem gearbeitet.

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