ArbeitnehmerempfangKarl-Josef Laumann hat im Leverkusener Sensenhammer ein Heimspiel

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Der Ex-Schmied und heutige Arbeits-, Sozial- und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann fühlet sich wohl im Freudenthaler Sensenhammer.

Leverkusen – In Köln rufen Eltern inzwischen um Hilfe. Der Tarifstreit in den Kitas ist ein echtes Problem nach der Pandemie. Aber an einem Abend, der ein bisschen den 1. Mai nachholen soll und Arbeitnehmern gewidmet ist, nimmt ein Gewerkschafter wie Daniel Kolle eine andere Perspektive ein.

Nach der Pandemie sei an Dank an alle, die besonders viel leisten müssen, „angemessener denn je“. Das müsse sich auch in Geld ausdrücken, auch in Kitas, sagt der Verdi-Mann am Dienstagabend im Freudenthaler Sensenhammer.

Dieser industriegeschichtsträchtige Ort erweist sich für Karl-Josef Laumann als lohnendes Ausflugsziel. Der heutige Gesundheits- und Sozialminister hat 15 Jahre Landmaschinen gebaut und ein Jahrzehnt in genau so einer Schmiede gearbeitet, wie sie am Rand von Schlebusch erhalten ist. Wenn das scheidende Kabinett Wüst einen authentischen Gast für einen Arbeitnehmerempfang aufbieten kann, dann ist das Laumann.

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Keine Billigjobs für Ukrainer

Das erweist sich einmal mehr. Der Christdemokrat redet von Solidarität, die Deutschland in der Pandemie gelebt habe, nennt das Stichwort Kurzarbeitergeld, kommt auf die Grundsicherung zu sprechen, die ab 1. Juli den Geflüchteten aus der Ukraine zusteht. Es sei „klar, dass Menschen, die fliehen, bei uns willkommen sind“. Damit meint er nicht nur Menschen aus der Ukraine. Die Grundsicherung sei auch ein Schutz davor, sie in Billigjobs zu zwingen.

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Dass der Staat hier und da in den Arbeitsmarkt eingreifen muss, bedauert Laumann eigentlich. Das sei schließlich nur erforderlich, weil inzwischen die Hälfte der Arbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen nicht mehr unter den Bedingungen eines Tarifvertrags arbeite. Dabei werde in solchen Verträgen eine Grundsatzfrage beantwortet: „Was ist ein gerechter Lohn?“

Rund 2700 Beschäftigte in der Gastronomie und Hotellerie profitieren nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten vom höheren Mindestlohn. Für ungelernte Kräfte bedeuteten die 12,50 Euro pro Stunde ein Plus von 28 Prozent. Fachleute kämmen nun ab dem ersten Berufsjahr auf 13,95 Euro – 17 Prozent mehr als bislang. Und wer eine Ausbildung habe und länger als viereinhalb Jahre im Gastgewerbe arbeite, sollte nun auf einen Stundenlohn von 16,27 Euro (bisher: 14,22 Euro) kommen.

Das sei „ein Lichtblick nach mehr als zwei Jahren Corona“, sagte am Mittwoch Manja Wiesner, Geschäftsführerin der NGG -Region Köln. Für die Arbeitgeber werde es nun leichter, abgewandertes Personal für die Frühjahrs- und Sommersaison zurückzugewinnen, argumentiert die Gewerkschafterin. (tk)

Der Mindestlohn, den seine Partei im Übrigen längst auch in der Höhe unterstütze – dafür gibt es dann Beifall von den gut 100 Teilnehmern des Empfangs im Sensenhammer –, sei nicht mehr als „ein Notnagel“. An sich zeige sich in der Arbeitswelt eine ganz simple Regel: Wo es starke Gewerkschaften gebe, seien die Bedingungen gut. Sind sie schwach, ist die Lage schlecht.

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