Ausstellung in OpladenVon Marokko inspiriert – Britta Reinhardts Kunst zeigt Lebensfreude

Lesezeit 4 Minuten
Ausstellung im Künstlerbunker Opladen mit Britta Reinhardt, Hamouda Benzaid (links) und Rolf Doppenberg.

Sie laden ein zur Ausstellung „Britt und Benzaid“, die mehr ist als nur Bilderschau: Britta Reinhardt, Musiker Hamouda Benzaid (links) und Autor Rolf Doppenberg.

Die Opladenerin Britta Reinhardt stellt nach Jahren wieder im Künstlerbunker aus – gemeinsam mit dem marokkanischen Musiker Hamouda Benzaid.  

Seit Ewigkeiten schon wird die Diskussion darüber geführt, ob Kunst nur dann relevant sein kann, wenn sie aus Dramen und Tragödien hervorgeht. Alles andere, so sind sich diejenigen, die hier „Ja“ sagen, sicher, sei vor allem Kitsch und seicht. Wer eine mögliche Antwort auf diese Frage haben möchte, der könnte sie nun in der Galerie des Künstlerbunkers Opladen erhalten. Dort stellt die im Haus an der Karlstraße ein eigenes Atelier betreibende Künstlerin Britta Reinhardt ihre Bilder aus, deren Entstehung eng verknüpft ist mit dem marokkanischen Musiker Hamouda Benzaid, gleichzeitig Reinhardts Mann. Der Titel der Schau ist somit naheliegend: „Britt und Benzaid“.      

Die Bilder zeichnet letztlich dreierlei aus. Erstens: Die Exklusivität, mit der die schon in jungen Jahren von diesem Land faszinierte und geprägte Reinhardt Elemente der marokkanischen Kultur mit Zeitgenössischem, mit ihrem eigenen Stil des Bunten und der ins Auge springenden Farben verknüpft und so, salopp gesagt, aus Altem etwas gänzlich Neues entstehen lässt. Zweitens, dass sie Spielarten, Genres, Disziplinen der Kunst gnaden- wie kompromisslos miteinander verknüpft – etwa indem Benzaid die Bilder mit der von ihm gespielten Gnawa-Musik auf volkstümlichen Instrumenten seiner Heimat quasi unterlegt und besonders auf die Betrachtenden wirken lässt. Gnawa ist eine Art Trance-Musik, die von Sklaven aus weiter im Süden Afrikas liegenden Ländern einst nach Marokko gebracht wurde, dort bei Festivals nächtelang gespielt wird und dabei kathartische Wirkung auf die Hörenden und dazu Tanzenden hat. 

Reinhardts Bilder drücken Lebensfreude aus

Und drittens ist es ein Merkmal der Reinhardt'schen Kunst, dass ihre Bilder allesamt Lebensfreude, Glück, Euphorie ausdrücken. Und eben nicht Trauer, Tragödie, Drama. „Ich kann nicht anders. So empfinde ich“, sagt die Künstlerin selber. Das bringe sie seit jeher in ihre Kunst ein. Und das führt nun dazu, dass ihre Bilder vor allem eines sind: authentisch. Und alles andere als kitschig.

Der marokkanische Musiker Hamouda Benzaid in der Galerie des Opladener Künstlerbunkers.

Der marokkanische Musiker Hamouda Benzaid spielt zur Ausstellung volkstümliche Gnawa-Musik.

Reinhardt bringt ihre Kunst auch in Schulen 

Wichtig ist auch: Viele der Bilder, die etwa marokkanische Muster und Mosaike oder Djelabas, traditionelle Kapuzenmäntel, zeigen, wurden im wörtlichen Sinne getanzt: Sie legte die Leinwand auf den Boden, brachte Farbe auf – und andere tanzten dann zu Gnawa- und anderer volkstümlicher Musik dazu auf dem Bild und verteilten die Farbe, ehe Reinhardt später ihre Muster und Strukturen aufbrachte. „Das ist für mich die Möglichkeit, Energie, die Energie des Tanzes und der Musik einzufangen und optisch auszudrücken“, sagt sie.

Mittlerweile ist sie in Marokko – wo sie oft wochen- oder monatelang malt – bekannt. Widmete sich zudem dortigen Street-Art-Projekten. Und brachte im Gegenzug wiederum die dortige Musik und ihre Art des Malens in Schulen hierzulande. Zuletzt etwa im Rahmen eines Workshops in einer Langenfelder Förderschule, den sie als Augenöffner beschreibt: „Wir haben – das bestätigten mir hinterher die Lehrerinnen und Lehrer – alle Kinder angesprochen und erreicht. Sie alle haben mitgemacht.“

Sie alle seien vollkommen gelöst gewesen – darunter auch Kinder mit Autismus. Und das zeige ihr: „Mit Kunst können Kulturen zusammengebracht, Menschen miteinander verbunden werden. Und das ist es doch, was wir heutzutage brauchen.“  

Beinahe unglaublich mutet es da an, das Reinhardt als Mitglied des Künstlerbunker-Teams vor über zehn Jahren ihre letzte eigene Ausstellung in der Galerie des Hauses hatte. Aber: Nun ist sie ja da. Wenn auch nur für drei Tage. Die sind jedenfalls proppevoll mit Angeboten und mit: verbindender Kunst, schließlich ist Benzaid als Musiker – neben einigen anderen Gastmusikern  – mit dabei. Der Schweizer Autor Rolf Doppenberg, den Reinhardt bei einer Ausstellung kennen- und schätzen lernte, liest eingebettet in eine Art Sprechgesang auf Französisch und Deutsch Texte über Marokko.

Viel Programm für Kinder 

Und eingeladen sind neben allen anderen Interessierten natürlich vor allem Kinder: Am Freitag, 11. August, wird „Britt und Benzaid“ um 19 Uhr durch OB Uwe Richrath eröffnet. Danach gibt es Gnawa-Musik in der Galerie. Am Samstag, 12. August, wird die Ausstellung um 12 Uhr geöffnet. Reinhardt und Hamouda Benzaid bieten dann einen Workshop für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren an (14 bis 16 Uhr), ehe ab 18 Uhr Doppenberg aus seinem Buch „N(ad)or“ zur musikalischen Begleitung liest. Am Sonntag, 13. August, ist die Galerie erneut von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Von 14 bis 16 Uhr gibt es einen Tanzworkshop für Kinder. Um 17 Uhr ist Zeit für die Finissage und eine Tanzaufführung. Infos und Reservierungen unter der Nummer 0172 / 99 5 93 95 oder per Mail (info@britta-reinhardt.com). 

www.britta-reinhardt.com

KStA abonnieren