Bruno WiefelDer Mann, der Opladen prägte

Lesezeit 3 Minuten
Bruno Wiefel (Bildmitte) beim großen Wahlkampfauftritt mit Willy Brandt. An solche Momente erinnerte Michael Gutbier.

Bruno Wiefel (Bildmitte) beim großen Wahlkampfauftritt mit Willy Brandt. An solche Momente erinnerte Michael Gutbier.

Leverkusen – Bruno Wiefel habe immer ein offenes Ohr für die Probleme der Bürger der Stadt gehabt, ganz gleich welcher Herkunft oder Parteizugehörigkeit. Mit ihm habe man auf Augenhöhe sprechen können, er habe oft Lösungen gewusst. Das war der allgemeine Tenor, den man am Sonntag in der Villa Römer vernahm, als die Opladener in Erinnerungen an ihren ehemaligen Bürgermeister schwelgten. Am 2. Dezember wäre Wiefel 95 Jahre alt geworden.

Entwicklung der Stadt geprägt

Aus diesem Anlass gedachte der Opladener Geschichtsverein (OGV), gemeinsam mit dem Verkehrs- und Verschönerungsverein Opladen, in der Villa Römer dem Lebenswerk des früheren Bürgermeisters, der 2001 im Alter von 77 Jahren gestorben war. Gleichzeitig läutete der Vortrag von Michael Gutbier, Historiker und Vorstand des OGV, auch das Ende der Ausstellung „Für die Geschichte unserer Stadt“ in der Villa Römer ein. Die Stadt, deren Entwicklung Wiefel so nachhaltig geprägt hatte.

Jüngster Bürgermeister

Im Jahr 1935, im Alter von elf Jahren, war er gemeinsam mit seiner Familie nach Opladen gezogen. „Seine spätere Frau Marianne lernte er in der Gaststätte Kuhl kennen. Damals gab es hier viele große Säle, in denen sich das Leben abspielte. Heute sind sie hier leider kaum noch vorhanden“, erzählte Gutbier.

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Jahre 1948 wurde Wiefel Mitglied der SPD. Zur gleichen Zeit engagierte er sich auch bei der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, der späteren Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands. Nach dem Studium an der Sozialakademie Dortmund folgte ein Stipendium an der Harvard University in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Legende über eine Autopanne

„1958 wurde er Bürgermeister von Opladen. Mit 34 Jahren war er sicher einer der jüngsten, wenn nicht sogar der jüngste Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen“, fuhr Gutbier fort. Wiefel war es auch, der 1973 die Städtepartnerschaft mit der englischen Stadt Bracknell initiierte. „Betty Lindner aus Bracknell und Wiefel sollen sich bei einer Autopanne kennengelernt haben und daraus habe sich die Städtepartnerschaft entwickelt. Dies hat Wiefel zwar immer abgestritten, aber die Legende hält sich hartnäckig“, lachte Gutbier.

14 Jahre Bezirksvorsteher

Mit der kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen und dem Ende der damaligen Kreisstadt Opladen, war 1974 auch Wiefels Zeit als Bürgermeister vorbei. Zum Bedauern vieler Bürger ließ er sich nicht mehr für Leverkusen als Oberbürgermeister aufstellen, führte sein kommunales Engagement aber noch 14 Jahre als Bezirksvorsteher fort. Doch Wiefels politisches Engagement ging über das kommunale Interesse hinaus. „Als ich Bruno Wiefel zum ersten Mal im Landtag sah, dachte ich, der sieht gut aus. Als er aufhörte, dachte ich, der ist gut“, zitierte Gutbier Johannes Rau über sein einjähriges Engagement als Abgeordneter im Landtag und sorgte für Lachen im Publikum.

Pragmatisch und effektiv

Deutlich länger war Wiefel im Deutschen Bundestag vertreten, von 1965 bis 1987. „Er war auch als Berichterstatter tätig. So widmete er sich beispielsweise dem Stiefel-Problem in der Bundeswehr und machte einen Belastungstest in der eigenen Badewanne. Er stopfte Papier in die Schuhe, stellte diese in das Wasser und testete deren Resistenz. Wie immer war seine Vorgehensweise pragmatisch und effektiv“, sagt Gutbier lachend.

100 D-Mark Startgeld

Auch der OGV hat eine besondere Verbindung zu Wiefel. „Er hat dazu beigetragen, dass der Verein sich entwickeln konnte. Er hat uns zugehört und ernstgenommen, uns Jungs Respekt gezollt und mit 100 D-Mark ein kleines Startgeld gegeben“, sagte Gutbier mit einem Augenzwinkern. „Wiefel, das war ein Mann für die Bürger“, fasste Toni Blankerts, Vorsitzender des VVV, zusammen. Und das soll nicht in Vergessenheit geraten: 2022 soll der geplante neue Bahnhofsvorplatz nach dem ehemaligen Bürgermeister benannt werden.

KStA abonnieren