Datensicherheit in LeverkusenZwei Hackerangriffe auf die Stadtverwaltung abgewehrt

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Datensicherheit zu gewährleisten und Hackerangriffe abzuwehren ist eine immer größere Herausforderung für die städtische Informationsverarbeitung Leverkusen geworden.

Leverkusen – „Seit März 2020 befinden wir uns in einem Dauerstresstest.“ Was Dr. Stefan Wolf, Geschäftsführer der städtischen Informationsverarbeitung Leverkusen (ivl), an diesem Abend im Finanzausschuss vorträgt, könnte ein Klagelied sein. Es klingt aber mehr wie die Erfolgsmeldung eines Kommandanten der örtlichen Terror-Abwehr: Die Stellung wurde trotz aller Angriffe und Widrigkeiten gehalten.

Die erste Attacke, der standzuhalten es galt, war der Ausbruch der Corona-Pandemie mit ihren Folgen für die Elektronische Datenverarbeitung bei der Stadtverwaltung. Hätte diese nicht ohnehin genug zu tun mit der überfälligen Umstellung zahlreicher Dienstleistungen auf digitale Bearbeitung, kam nun auf einmal die Pflicht zum Homeoffice hinzu.

Bürgerbüro Leverkusen Luminaden

Die Sicherheit gespeicherter Daten in der Stadtverwaltung zu gewährleisten ist die Aufgabe der Informationsverarbeitung Leverkusen, ivl GmbH.

Waren es Anfang 2020 gerade mal 90 Mitarbeitende der Stadt in Leverkusen gewesen, die die Möglichkeit einer Arbeit aus dem Homeoffice nutzten, sind es mittlerweile mehr als 1700 mobile Arbeitsplätze geworden. „Das bedeutet ein massiv höheres Sicherheitsrisiko und einen enormen Beratungs- und Schulungsbedarf“, so Wolf.

Schließlich geht es um die Absicherung der Daten dieser Stadt und ihrer Bürger vor jedwedem Missbrauch. Die Anforderungen dafür sind nicht gering, die ivl musste gehörig nachrüsten, investierte im sechsstelligen Bereich und errichtete digitale Schutzwälle. „Jeder digitale Endpunkt wird genauestens kontrolliert. Wir haben Schotten eingezogen. Wer der Prüfung nicht standhält, kommt nicht in unser Netz.“

Cyber-Attacken

Schließlich sei die Bedrohung durch Cyber-Attacken keine Erfindung von Verschwörungstheoretikern, sondern ganz real. „In zwei Fällen waren solche Angriffsversuche auf die Stadt Leverkusen schon kurz vor dem Erfolg. Wir haben sie abwehren können“, so Wolf. „Wir haben inzwischen eine weitere, dritte Verteidigungslinie eingezogen. Unser Datenbestand ist jetzt streng isoliert und nach allem Ermessen extrem geschützt.“

IHK Leverkusen hat Cyber-Angriff nicht verdaut

Der Hacker-Angriff vor zwei Wochen ist nicht überstanden: Noch immer sei die IHK-Filiale an der Schusterinsel lediglich telefonisch erreichbar. Das berichtete am Donnerstagabend Eva Babatz, die Leiterin der Zweigstelle Leverkusen / Rhein-Berg. Vor drei Wochen waren die zentralen Server der Industrie- und Handelskammer in Dortmund angegriffen worden. Daraufhin waren die Systeme aller 70 Kammern in Deutschland heruntergefahren worden. Der Verdacht, dass man Opfer eines Hacker-Angriffs geworden sei, habe sich bestätigt. Die Folgen spüre man bis heute, erklärte Eva Babatz auf dem Empfang der Wirtschaftsförderung Leverkusen im Bayer-Kasino.

Die Mahnung von Landesinnenminister Herbert Reul, der vor einer Woche auf der Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbands und der Unternehmerschaft Rhein-Wupper über Cyber-Kriminalität referierte, könne sie nun viel besser nachvollziehen, räumte Babatz ein. Die Folgen einer Attacke seien beträchtlich. (tk)  

Damit ist der Dauerstresstest aber keineswegs beendet. Nach einem Allzeithoch an Umsatz und Ergebnis steht auch die ivl vor den Problemen, trotz gestörter Lieferketten alle Aufträge erledigen zu können. Hinzu kommt, dass der Fachkräftemangel im speziellen Segment der IT inzwischen sehr hoch ist.

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„Wir sind froh, wenn auf eine Stellenausschreibung überhaupt noch Bewerbungen eingehen. Wir müssen eine 180-Grad-Wende hin zu einem Arbeitnehmer-Stellenmarkt erleben und werden mit entsprechenden Ansprüchen konfrontiert. Da geht es nicht mehr nur um Geld, sondern auch um 100 Prozent Homeoffice, eine üppige Arbeitsplatzausstattung, eigene Vorstellungen von Arbeitszeiten. Aber trotz allem finden wir immer noch gute Leute“, so ivl-Chef Wolf zuversichtlich. Und ist dabei sicher: „2022 und kommendes Jahr geht es so weiter.“

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