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Die Ästhetik des Unrats

Lesezeit 2 Minuten

Gemälde der anderen Art: Thomas Luettken will mit seinen Bildern zum Nachdenken anregen.

Doch: Thomas Luettgen hat durchaus ein Faible für schöne Motive. Schön im klassischen Sinn. Alleine die Fotografien, die er über die Jahre während seiner regelmäßigen Reisen nach Namibia machte und die unter anderem in seinem Atelier in der Villa Rhodius zu sehen sind, zeugen davon: Magische Landschaften sind da zu sehen. Klassisch schön eben. Seine Ausstellung im Freudenthaler Sensenhammer, die jetzt eröffnet, ist jedoch eine ganz andere Art von Kunst. Eine, die sich der Leverkusener über die Jahre erarbeitet hat und die plötzlich weit über klassisch Schönheit im Motiv hinausgeht. Ihr Titel spricht Bände: „Werte und Perspektive“.

Luettgen hat sich Stoffe vorgenommen, die als Abfall gelten: Plastik aller Art. Glas. Metall. Papier. Recycling-Stoffe also, die manchen – klassisch schönen – Ort dieser Erde fluten. Er hat Fotos davon gemacht. Und diese Fotos wiederum druckte er auf den jeweils gezeigten Stoff und schuf eindrucksvolle, wenn man so will, Strukturgemälde. Anders ausgedrückt: Im Sensenhammer hängt ein zwischen Abstraktion im reinen Motiv und konkreter Aussage in der Botschaft schwankendes Sammelsurium von Bildern, die mit ästhetischen Mitteln die hässlichen Auswüchse der modernen Konsum- und Wegwerfgesellschaft zeigen und dem Betrachter den Spiegel des eigenen Verhaltens im Alltag vorhalten.

Natürlich sei einer von vielen Auslösern dafür, sich dieser Art von Kunst zu widmen, in Namibia zu finde. Wie könnte es auch anders sein? Dort sei er auf Berge von Plastikmüll auf dem Festland und im Meer gestoßen, sagt Luettgen. Und wenn man sich das anschaue und auch daheim immer wieder sehe, wie mit der Umwelt umgegangen werde, dann stimme einen das schon nachdenklich. So nachdenklich, dass am Ende Ausstellungen wie diese herauskommen, bei denen der Betrachter viel lernen und erfahren kann: Ästhetik. Natürlich. Aber auch Dinge und Ansichten, die schockieren oder zumindest aufrütteln.

„Werte und Perspektive“ wird am Sonntag, 1. September, um 11 Uhr eröffnet und ist bis zum 4. Oktober im Sensenhammer zu sehen.

www.sensenhammer.de

EIN AUTOBAHNSCHILD FÜR DEN SENSENHAMMER

Im Freudenthaler Sensenhammer wird nicht nur Kunst wie die von Thomas Luettgen gezeigt. Die alte Sensenfabrik mit ihren weitgehend im Originalzustand erhaltenen Werksgebäuden ist auch „ein einzigartiges Dokument der beginnenden Industrialisierung auf Leverkusener Stadtgebiet“. So drückt das jedenfalls Bernhard Marewski von der CDU in einem Antrag an OB Uwe Richrath aus. Darin fordert Marewski, auf der A 1 für den Sensenhammer eine so genannte „touristische Unterrichtungstafel“ anzubringen. Sie soll Besucher der Stadt oder Vorüberfahrende auf den Sensenhammer aufmerksam machen und bestenfalls zu einem Abstecher dorthin motivieren. (frw)