FlutkatastropheIn Opladen gab es Freibier für Hilfskräfte und Betroffene

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Im Sommergarten an der Opladener Kastanienallee nahmen sich die zahlreichen Helfer eine Auszeit.  

Leverkusen – Die beeindruckende Hilfsbereitschaft ist das Thema des Abends auf dem Fest für Hilfskräfte und Betroffene in Werner Noldens Sommergarten. Bei kostenfreiem Bier, Wasser und gespendeten Würstchen herrschte am Dienstagabend in Opladen dankbare Stimmung.

Für Aufsehen sorgte der Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach. Schon kurz nach der Flut hatte er die überschwemmte Stadt besucht und machte sich nun erneut ein Bild von der Lage, knapp vier Wochen nach der Katastrophe. „Mich überrascht, wie schnell die Aufräumarbeiten gelungen sind“, sagte der SPD-Politiker und führte den Abend über unentwegt Gespräche mit Leverkusenern und Leverkusenerinnen. Von ihrer Disziplin sei er beeindruckt, die Leute nehme er trotz der großen Verluste „extrem gefasst“ wahr. Doch: „Es sieht besser aus, als es ist“, weiß auch Karl Lauterbach.

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Mit Muskelmasse halfen die 30 bis 40 Freiwilligen der „Gerümpel Trüppe“ den Flutopfern. 

Wie angekündigt, habe der Abgeordnete mit seinem Parteikollegen und Finanzminister Olaf Scholz über die Höhe der Fluthilfen gesprochen, die gestern von Bund und Ländern festgesetzt wurde. „Von den 30 Milliarden werden Sie einen Beitrag bekommen“, sagte Lauterbach den Betroffenen im Sommergarten. „Wir brauchten eine Bazooka-Lösung, das ist alles, was ich beitragen kann.“ Und ein wenig Wahlkampf betrieb der SPD-Gesundheitsexperte dann doch. „Die medizinischen Probleme sind die wirklich relevanten, alles andere kriegen wir irgendwie gelöst“, machte Karl Lauterbach auf sein Fachgebiet aufmerksam. Um finanzielle Hilfen kümmerte sich in den vergangenen Wochen auch Manuel Bast als Geschäftsführer der Bürgerstiftung. Bei einem Bier mit dem Veranstalter des Abends Werner Nolden resümierte er: „Die Spendenbereitschaft ist genauso groß wie die Hilfsbereitschaft. Das ist phänomenal.“

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Mehr als 1,2 Millionen Euro sind schon auf dem Spendenkonto der Stadt und Sparkasse eingegangen und Anteile an mehr als 250 Haushalte ausgezahlt worden. „Wenn man sich die Anträge durchliest, dann schluckt man schon mal“, erzählt Bast bewegt über die Schilderungen der Flutopfer.

„Gerümpel Trüppe“ hilft weiterhin

Mit Muskelmasse hingegen halfen die 30 bis 40 Freiwilligen der „Gerümpel Trüppe“. Die Helfer und Helferinnen organisierten sich über soziale Netzwerke, um allein 150 Kellerabteile auszuräumen. Dazu kamen zahlreiche Privathaushalte, Geschäfte und sogar der Leichlinger Campingplatz Forstblick, ließ der neue Gerümpel-Experte Stephan Wahle die vergangenen Wochen Revue passieren. Zum Sommergarten traf sich die „Trüppe“ in einheitlichen T-Shirts. „Ich liebe Schlamm und Dreck“ mit Herz statt Verb haben sie sich draufgedruckt.

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Das Treffen im Sommergarten motiviere, weiterzumachen, sagte Helfer Carsten Stief. Ihren Jahresurlaub opferten sogar einige der Freiwilligen, um in Leverkusen mit anzupacken. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. In Absprache mit der Stadt nimmt sich die „Gerümpel Trüppe“ als nächstes das Wupperufer vor. Treibholz, Kühlschränke, Autoreifen und ganze Wohnwagen ziehen sie in diesen Tagen aus der Natur.

Weitermachen möchte auch Alex Rauen. Der Leverkusener gründete nach der Flut die Facebook-Gruppe „Opladen – Katastrophen & Freunde, die Helfen“. Die mehr als 2100 Mitglieder posten hier, was sie brauchen oder geben können, um zu retten, was zu retten ist. Nach dem Abriss- und Ausräumarbeiten hat Alex Rauen auch schon wieder mit seinen Freunden aus dem Netzwerk beim Neubau von Mauern und Verputzen von getrockneten Wänden geholfen. Auch spezialisiertere Subgruppen sind bereits entstanden, so zieht nun ein Malertrupp mit 60 Helfern und Helferinnen durch Quettingen, die mit Arbeitskraft und Sachspenden sanieren.

Einige Bierbänke weiter traf sich das Technische Hilfswerk auf Bratwürstchen. Vor allem mit Pumpen und großen Maschinen waren sie nach der Flut im Einsatz. Das Klinikum, Altenheime und Schulen befreiten sie in tagelanger Arbeit von den Wassermassen. Stellvertretender Ortsbeauftragter Klaus Voos erinnerte sich an dem Fest an den Beginn der Katastrophe an jenem Mittwochabend zurück, als das THW in Alkenrath zunächst aufgeben musste, weil zu viel Wasser nachlief. Solche Situationen seien immer schwierig.

Als dann tatsächlich abgepumpt werden konnte, halfen sogar Ortsgruppen aus Bayern mit. In Leverkusen ist ihre Arbeit vorerst getan, doch Hilfe entsendet die Einheit um Klaus Voos noch immer nach Euskirchen. Fachgruppen für Logistik stellen dort die Treibstoffversorgung sicher. So nahmen sich Hilfskräfte und Betroffene an der Kastanienallee einen Abend Auszeit im noch langen andauernden Wiederaufbau ihrer Stadt.

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