Interview„Ich habe den Ausstieg nie bereut“

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Der „Major“ in bekannter Pose: Klaus Heuser prägte mit seinem Gitarrenspiel den BAP-Sound – und hat jetzt eine neue Band.

Der „Major“ in bekannter Pose: Klaus Heuser prägte mit seinem Gitarrenspiel den BAP-Sound – und hat jetzt eine neue Band.

Leverkusen – Herr Heuser, eigentlich sollten Sie ja schon im Dezember nach Leverkusen kommen – gemeinsam mit ihrem Partner Richard Bargel und ihrer Band . . . KLAUS HEUSER: Richtig. Aber dann kam der 1. September. Da haben wir in Dortmund gespielt – und Richard erlitt diesen Hörsturz. Zuerst dachten wir, das gibt sich und haben nur die Konzerte für die folgende Woche abgesagt. Als es nicht besser wurde, folgte irgendwann die komplette Tour, 36 Konzerte. Und dann hat ihm der Arzt schließlich geraten, die Sache mit uns ganz zu beenden.

Und sie standen ohne Sänger da. HEUSER: Ja. Aber wir wollten eben auf jeden Fall weiterspielen. Also haben wir einen neuen Sänger gesucht. Das war unfassbar schwer. Glücklicherweise fiel mir Thomas Heinen ein. Er ist Sänger der Bruce-Springsteen-Coverband Bosstime und wollte schon in der Vergangenheit mal mit mir zusammenarbeiten. Ich rief ihn an. Er sagte zu. Und jetzt sitzen wir im Studio und arbeiten an unserem neuen Album. Ich schreibe die Musik. Er die Texte.

Und das neue Album stellen Sie jetzt auch in Opladen vor? HEUSER: Genau. Ich freue mich auch unheimlich darauf, im Scala zu spielen. So einen Club gab es leider zu meiner Jugendzeit in Leverkusen nicht.

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Wo sind Sie denn damals hingegangen, um Musik zu hören? HEUSER: Da gab es eigentlich nichts außer dem Forum, wo ja immerhin mal Kraan und Kraftwerk gespielt haben. Ich selber stand auch mal dort auf der Bühne: mit meiner damaligen Band Ensemble im Vorprogramm von Popol Vuh, einer alten Krautrock-Formation. Da war ich 17.

Sie sind gebürtiger Leverkusener, leben aber schon lange in Köln. Wie ist es für Sie denn so, wenn Sie für Konzerte heimkehren? HEUSER: Ich würde heute zwar nicht mehr nach Leverkusen ziehen – immerhin ist meine Frau Kölnerin und unser Sohn wurde auch hier geboren. Aber es kommen schon unfassbar viele Erinnerungen hoch, wenn ich nach Leverkusen komme. Meine Eltern haben bis zu ihrem Tod dort gelebt. Ich bin in Wiesdorf geboren und in Schlebusch aufgewachsen und habe in der Stadt meine Kindheit und Jugend verbracht. Und ich bin bis heute Bayer-04-Fan und fahre, wenn ich Zeit habe, auch zu den Heimspielen.

Mit oder ohne Sohn? HEUSER: Mit meinem Sohn – was lustig ist, denn: Er ist im Vringsveedel geboren und ich ging deshalb immer davon aus, dass er mal FC-Fan wird. Aber er wurde eingefleischter Bayer-Fan. Das ist ihm in seiner Kölner Schulzeit nicht immer gut bekommen.

War Ihre Leverkusener Herkunft auch zu BAP-Zeiten ein Thema? HEUSER: Nur in Sachen Fußball. Aber da konnte ich die anderen viel häufiger ärgern. Man darf auch nicht vergessen: Mit Henning Krautmacher bei den Höhnern gibt es ja einen weiteren Leverkusener, der mit einer typischen Kölner Band bekannt geworden ist.

Kennen Sie Herrn Krautmacher persönlich? HEUSER: Aber sicher. Wir waren beide in einer Grundschulklasse.

Haben Sie eigentlich je Gitarrenunterricht an der Leverkusener Musikschule genommen? HEUSER: Ja. Da habe ich bei einem Herrn Dix klassische Gitarre gelernt – und damit die Grundlagen für alles, was danach kam.

Danach kam vor allem der Rock. HEUSER: So ist es. Ich habe als Jugendlicher so oft wie möglich Beatles- und Stones-Platten bei meinem älteren Bruder im Zimmer gehört und dazu Gitarre gespielt. Mit 15,16 saß ich nach der Schule den ganzen Tag mit meinen Freunden am Weiher in Alkenrath und habe geklampft. Als mein Bruder irgendwann regelmäßig zum Tanztee in den Lindenhof ging, um zur Musik von den Scrapers – das war damals Leverkusens größte Band mit Peter Lorenz am Mikrofon – zu tanzen, stand ich immer draußen und habe zugehört. Und ein perfekter Tag war für mich, wenn ich in die Stadt gefahren bin und bei Musik Koch in Wiesdorf den ganzen Tag Gitarren im Schaufenster angeschaut habe.

Hören Sie Ihre alten BAP-Platten noch an? HEUSER: Nein. Ich höre mir meine alten Platten grundsätzlich nicht mehr an. Wenn man ein Album einmal aufgenommen hat, kennt man die Songs eh schon in- und auswendig. Es kommt nur vor, dass ich die Songs zufällig irgendwo höre und denke: Das war tatsächlich gar nicht mal so schlecht.

Haben Sie noch Kontakt zur Band? HEUSER: Nein. Nur zu den anderen Bandmitgliedern von früher, die auch irgendwann ausgestiegen sind. Wir sind alle noch gut miteinander befreundet.

Haben Sie die 2011 erschienene Biografie von Wolfgang Niedecken gelesen, in der Sie ja nun auch eine Rolle spielen? HEUSER: Nein. Nach dem, was ich von anderen Leuten gehört habe, was da drin stehen soll, würde ich mich sicher nur aufregen. Es ist halt Wolfgangs sehr subjektive Sicht der Dinge.

Nun, grob gesprochen sind Sie im Buch derjenige, der BAP unbedingt in die Charts bringen wollte. HEUSER: Und genau das ist Quatsch. Wir waren eine sehr erfolgreiche Band, die bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag stand. Und eine große Plattenfirma will Platten verkaufen. Und da Wolfgang beim Label eine Art Freibrief hatte, meldete sich kaum einmal jemand bei ihm, sondern die riefen alle bei mir an und fragten nach einer guten Single. Ich war aber nie einer, der nur den riesengroßen kommerziellen Erfolg wollte – das sieht man ja auch an meiner aktuellen Musik: Das ist keine Musik für die Charts, sondern Musik, die ich machen will.

War dieses „Was ich machen will“ auch der Grund für den Ausstieg bei BAP? HEUSER: Ja. Es ist zwar kein Geheimnis, dass Wolfgang und ich uns am Ende auch nicht mehr so gut verstanden. Aber es ging vor allem darum, dass ich nach 20 Jahren etwas Neues machen wollte.

Fehlt Ihnen die Zeit mit BAP manchmal? HEUSER: Nein. Ich habe den Ausstieg nie bereut. Ich bin heute nicht mehr wild darauf, jeden Abend „Verdamp lang her“ zu spielen – was absolut nicht heißen soll, dass der Song schlecht ist. Das ist er natürlich nicht.

Andere Musiker aus Köln taten es schon, aber: Würden auch Sie mal in einer Karnevalsband auftreten? HEUSER: Nein. Niemals. Ich weiß, dass mein Name irgendwann mal in Beziehung zu den Höhnern fiel. Aber damals sagten die Leute, die das mitbekamen, alle schon: Das macht der Klaus Heuser nie – und da haben sie absolut recht gehabt. Das ist jetzt nicht wertend gemeint, aber: Sowas ist überhaupt nicht mein Ding. Ich bin nicht Musiker geworden, um mein Publikum nur zu bespaßen. Es muss immer zuerst um die Musik an sich gehen.

Das Gespräch führte Frank Weiffen

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