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Interview mit Höhner-ChefHenning Krautmacher und sein letztes Konzert in Schlebusch

Lesezeit 4 Minuten
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Henning Krautmacher beim Interview im Herkenrather Hof

  • Henning Krautmacher ist gebürtiger Schlebuscher und seit 1986 Frontmann der kölschen Mundartband Höhner.
  • Am Jahresende steigt er aus, seine Abschiedstour beginnt in Schlebusch.
  • Dort spielt er nun zum letzten Mal beim Schützen- und Volkesfest - und traf sich zuvor mit uns im Herkenrather Hof zum Gespräch.

Leverkusen – Herr Krautmacher, am Jahresende steigen Sie bei den Höhnern aus. Am Sonntag treten Sie zum letzten Mal mit der Band in Schlebusch auf. Ihrer Heimat.

Henning Krautmacher: Ja, ich bin ein paar Meter von hier im Klösterchen geboren. Und ich war an der Thomas-Morus-Schule. Da hatten wir Werkunterricht. Und als wir eine Schülerband gründeten, haben wir die Gewölbekeller von Spinnweben befreit und rot gestrichen – und haben dort geprobt. Das war der erste Proberaum für mich als Musiker. Noch ehe die Bands Locker vom Hocker, Us d’r Lameng und die Höhner dazukamen.

Was denken Sie: Wie werden Sie Ihren Abschied am Jahresende erleben?

Alles zum Thema Henning Krautmacher

Ich gehe davon aus, dass ich am letzten Tag ein paar Tränchen vergießen werde. Aber alles andere wäre ja auch nicht gut, denn: Ich höre ja mit etwas auf, was ich für mein Leben gern mache. Der Abschied wird übrigens das letzte Weihnachtskonzert der Höhner sein. Zwei Tage vor Heiligabend. Und ausgerechnet in der Tonhalle: in Düsseldorf. Klar ist: Auch wenn ich derzeit normalerweise zu meinem Nachfolger Patrick Lück sage: „Du musst beim Konzert das letzte Wort haben, denn das bleibt den Leuten dann in Erinnerung fürs nächste Mal“, habe ich mir doch erbeten, zumindest an diesem Abend noch einmal als Letzter ans Mikrofon treten zu dürfen. Ich würde mich nämlich gerne mit einem Song verabschieden.

Und wie wird es in Schlebusch sein, beim Heimspiel?

Ähnlich. Ich will auch hier ein Lied zum Abschied. Welches, das werden wir sehen.

Keine Rede?

Nein. Wenn ich in Gesichter blicke, die ich noch aus dem Sandkasten kenne, dann will doch keiner eine Rede hören.

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Wie besonders ist das Konzert in Schlebusch für Sie?

Da mache ich eigentlich keinen Unterschied. Die Maxime ist bei uns: Immer und überall alles geben. Aber: Es ist emotional natürlich noch ein bisschen anders. Hier kenne ich so viele Leute. Und hier lebt ja meine Mutter noch. Ich hätte sie gerne mit zum Konzert genommen. Aber sie ist 95. Und der Trubel ist ihr zu viel.

Was sagt eigentlich Ihre Mutter zum Band-Ausstieg?

Sie hat vollstes Verständnis und die Hoffnung, dat der Jung jetzt ein bisschen mehr Zeit hät. Der Freitag ist ja bis heute Muttertag für mich. Da komme ich her und besuche sie. Aber oftmals konnte ich in der Vergangenheit eben nur eine Viertelstunde bleiben, wenn wir später etwa noch einen Auftritt hatten. Und das ist zu wenig, Immerhin ist sie die beste Mutter und die verständnisvollste Frau der Welt. Sie hat mich immer unterstützt. Ich darf sie nicht vernachlässigen.

Sie sind bekannt. Die Leute erkennen Sie auf der Straße, allein schon ob Ihres markanten Bartes. Ist das in Schlebusch auch so – oder anders?

Sagen wir so: In meiner Heimat, und dazu zähle ich Leverkusen und Köln, ist das Leben am einfachsten. Ich kann hier zum Supermarkt gehen und sehe Leute, die mich anlächeln. Wohlgemerkt: Normal anlächeln. Ohne dass dann hinter meinem Rücken getuschelt wird. In Berlin, München, Hamburg ist das anders. Und am heftigsten ist es auf Mallorca. Da flippen die Leute sofort aus, wenn sie einen sehen.

Was folgt in Zukunft? Auch mehr Zeit in Leverkusen?

Mit Sicherheit. Dazu ist Schlebusch ja auch einfach zu schön. Hier ist so vieles erhalten geblieben. Es gibt so viele Orte, an die ich Erinnerungen habe: das Becken an der alten Sensenfabrik, in dem ich Schwimmen gelernt habe, lange bevor es das Freibad Auermühle gab. Der Wald dahinter, durch den wir gelaufen und aus dem wir dann am Scherfenbrand, für mich immer noch Sandstraße, rausgekommen sind. Das werde ich alles immer wieder besuchen. Und darüber hinaus: Ich werde wieder mehr malen. Ich muss dringend wieder an die Staffelei. Ich will endlich meinen Roman schreiben…

Einen Schlebusch-Krimi?

Nun: Er wird Lokalkolorit und mit Musik zu tun haben. Und ja: Er wird Mord und Totschlag beinhalten. Und dazu noch eine Idee, die ich noch nicht verraten will, weil die meines Wissens noch niemand hatte.

Und was ist mit dem Musiker Henning Krautmacher?

Ich werde weiter Songs schreiben und sie der Band auch anbieten. Aber: Ich werde den Höhnern nicht im Wege stehen. Das wäre nicht in Ordnung. Ich weiß, dass sie unsere Babys, die Songs, weitertragen. Und das ist das Wichtigste. Man darf ja nicht vergessen: Wir sind die einzige Kölschband mit einem Nummer-Eins-Hit. Irgendwas haben wir wohl richtig gemacht.

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