KlinikumGuido Cantz setzt sich für ein Zuhause für todkranke Kinder in Leverkusen ein

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Guido Cantz (l.) und Uwe Richrath (r..) lassen sich von Dr. Joachim Eichhorn die Pläne zeigen

Guido Cantz (l.) und Uwe Richrath (r.) lassen sich von Dr. Joachim Eichhorn die Pläne zeigen.

Der Bau ist etwas in Verzug, aber mittlerweile kann man erkennen, wie die erst dritte Kinderpalliativstation Deutschlands einmal aussehen wird.

Rund 280 Hospize und Palliativstationen gibt es in Deutschland für erwachsene Patienten. Für Kinder sind es: Zwei. In München und in Datteln in Westfalen. „Zum Glück brauchen wir für Kinder auch keine 280“, sagt Dr. Joachim Eichhorn, Direktor der Klinik für Kinder und Jugendliche am Klinikum Leverkusen. „Aber eben doch mehr als zwei. Oder drei.“ Denn drei sollen es ab Anfang 2024 sein – dann soll die Kinderpalliativstation auf dem Schlebuscher Klinikgelände fertiggestellt sein.  

Lose Kabel von der Decke

„Bezugsfertig 2023“ steht noch auf den großen Plakaten mit bunten Illustrationen, die die Baustellenzäune schmücken. Dahinter ist schon zu erkennen, wie das Gebäude einmal aussehen wird. Ein einstöckiger Bau mit großen Aussparungen für Fenster und Terrassentüren ist zu erkennen. Von innen ist auch für den Laien zu sehen, dass es mit einer Fertigstellung noch in diesem Jahr wohl kaum etwas werden kann. Der Rohbau steht, doch aus den Decken hängen noch jede Menge lose Kabel. „Ja, wir sind hier etwas hinten dran, aber das ist nun halt so. Aber wichtig ist, dass wir vorankommen“, sagt Eichhorn bei einer Baustellenführung für Vertreter der Stadt, des Klinikums und des Fördervereins.

Blick auf die Baustelle von außen

Jedes der sechs Zimmer hat große Flügeltüren mit Blick und Zugang in den künftigen Garten.

Zwei Ehrengäste sind auch dabei: Guido Cantz und seine Frau Kerstin. Dass der Kölner Comedian hier auf der Leverkusener Baustelle steht, hat mit einem gewöhnlichen Arztbesuch begonnen. „Ich war bei meinem Hausarzt, der mit einem Arzt hier aus dem Klinikum befreundet ist. Und der hat mir von der Idee der Kinderpalliativstation erzählt“, berichtet Cantz. „Meine Frau und ich hatten schon häufiger darüber gesprochen, dass wenn wir uns sozial engagieren werden, wir gerne etwas für Kinder machen wollen.“

Nach einem Termin im Klinikum war klar: Das ist ein Projekt, für das Cantz gerne als Botschafter auftreten wollte.  „Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass diese schwerkranken Kinder hier nicht nur medizinisch hervorragend versorgt, sondern dabei auch liebevoll und in angenehmer Atmosphäre begleitet werden und dabei ihre Familien in ihrer unmittelbaren Nähe haben können“, sagt Cantz am Mittwoch.

Kinder fühlen sich zu Hause am wohlsten

In einem ersten Schritt entstehen sechs Zimmer für Babys, Kinder und Jugendliche, die unheilbar krank sind. „Kinder fühlen sich zu Hause am wohlsten und das Ziel ist immer, das irgendwie zu ermöglichen“, erklärt Katrin Busch, Kinder-Oberärztin am Klinikum. Die Frage ist, wo können Sie hin, wenn es nicht mehr geht?

Aktuell ist das eine Normalstation im Klinikum und die Palliativstation für Erwachsene. Das entspreche aber nicht den Bedürfnissen von Kindern. „Die Zimmer, die wir hier planen, sind kindgerecht und erfüllen gleichzeitig die medizinischen Anforderungen, die wir brauchen, um die kranken Kinder zu versorgen“, erklärt Busch.

Kinderärztin Katrin Busch zeigt, wie die fertigen Zimmer einmal aussehen sollen

Kinderärztin Katrin Busch zeigt, wie die fertigen Zimmer einmal aussehen sollen.

Es geht viel um Geborgenheit und Individualität, jedes Zimmer bekommt eine andere Farbe. Und genug Raum, dass auch ein Elternbett Platz findet. Außerdem hat jedes Zimmer einen barrierefreien Zugang zum Garten, der aktuell noch eine Matschfläche ist. Hier entstehen auch Wege, die mit Betten befahrbar sind. „So können wir Patienten in jedem Gesundheitszustand ermöglichen, den Garten zu genießen“, erklärt Busch.

Auch Aufenthalts- und Übernachtungsmöglichkeiten für Familienmitglieder wird es geben. „Tatsächlich ist die Familie für uns nicht nur Teil der Therapie, wir brauchen sie auch für die Diagnostik“, sagt die Kinderärztin. Denn viele kleine Patienten können gar nicht ausdrücken, welche Symptome sie haben. Die Eltern, die ihr Kind am besten kennen, können das oft viel besser einordnen.  

Uwe Richrath und EVL-Chef Thomas Eimermacher im Gespräch mit Ärztinnen

Auch Oberbürgermeister Uwe Richrath und EVL-Chef Thomas Eimermacher informieren sich über die Pläne.

Sind sechs Zimmer genug? „Wenn wir von einem Aufenthalt von etwa vier Wochen ausgehen, können wir im Jahr 80 bis 90 Kinder versorgen“, sagt Eichhorn. Das sei nicht viel, aber immerhin eine ganze Anzahl an Kindern, die im Moment nicht optimal versorgt sei. Der Bau ist aber darauf ausgelegt, dass zu einem späteren Zeitpunkt eine weitere Etage aufgestockt werden kann. „Das ist natürlich auch wieder eine Frage des Geldes“, gesteht Eichhorn.

Cantz hat Ideen für das Einwerben von Spenden

Auf rund sechs Millionen Euro hat sich bereits das jetzige Projekt verteuert. Einiges wird über Landes- und Eigenmittel sowie die deutsche Krebshilfe abgedeckt. Auch eine Spendensammlung hat bereits mehrere Zehntausend Euro erreicht.

Rund eine Million Euro ist aber noch nicht finanziert. Hier kommt der berühmte Botschafter wieder ins Spiel. „Ich habe da schon einige Ideen“, verrät Guido Cantz. Etwa die RTL-Stiftung „Wir helfen Kindern“.  „Da werde ich Wolfram Kons mal anrufen und ihm sagen, was es hier in Leverkusen für ein tolles Projekt gibt, dass es unbedingt zu unterstützen gilt.“ Kons ist Moderator und Leiter des RTL-Spendenmarathons.


Baubeginn war im September 2022

Seit 2018 plant das Klinikum Leverkusen die Kinderpalliativstation. Ende 2020 wurde die alte Kinderklinik abgerissen, der Startschuss für den Bau der neuen Kinderpalliativstation fiel im März 2022. Im September 2022 feierte das Klinikum Grundsteinlegung. Inzwischen ist der Rohbau abgeschlossen, es läuft der bauliche und technische Ausbau. Die Fertigstellung ist für das Frühjahr 2024 geplant.

Die Kosten für die Kinderpalliativstation liegen bei 6,1 Millionen Euro. Im November 2018 erhielt das Klinikum die Zusage von NRW-Gesundheitsminister Laumann über eine Förderung in Höhe von 1,5 Millionen Euro für die „Qualitätsverbesserung der Versorgung von schwerkranken Kindern und Jugendlichen“. Auch die Deutsche Krebshilfe hat sich mit 1,3 Mio. € an dem Projekt beteiligt. Für den Restbetrag ist das Klinikum auch auf die Unterstützung durch Spenden angewiesen. https://www.klinikum-lev.de/ueber-uns/spenden/kinderpalliativstation

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